Düsseldorf. . Zum Start der Bezahlschranken am Düsseldorfer Flughafen lief kaum etwas rund. Taxifahrer und Passagiere sind sauer. Auch Kritik aus der Politik.

Das erste Wochenende mit den neuen Bezahlschranken für den „Kiss & fly-Bereich“ am Flughafen ist vorüber. Zum 1. September hatte der Flughafen die Schranken zu den Parkplätzen direkt vor dem Terminal aktiviert. Doch noch herrscht dort absolutes Chaos. Nach langen Rückstaus am Wochenende, vereinzelten Ausfällen der Schranken, lief es auch gestern nicht rund.

Denn auch an Tag drei stauten sich die Autos vor der Einfahrtsschranke. Eine war zudem ausgefallen. Manch ein Autofahrer merkte das jedoch zu spät und musste sich mühsam neu einsortieren. Denn jeder Autofahrer, der nun zu diesem Bereich möchte, braucht ein Ticket. Die ersten acht Minuten sind am Abflug kostenlos, bei der Ankunft die ersten zwei, danach wird es teuer. Fünf Euro kosten die ersten 15 Minuten Aufenthalt, danach drei Euro alle fünf Minuten. Ein Fahrer soll am Wochenende das neue System nicht verstanden und dort zwei Stunden seinen Wagen abgestellt haben. Das Ergebnis: satte 160 Euro für den Automaten.

Bezahlsystem hat es in sich

Auch das Bezahlsystem hat es in sich. An den Ausgangsschranken selbst kann man nur mit EC-Karte zahlen, in bar hingegen nur an den Automaten, die vor dem Flughafen-Terminal stehen. Nicht jeder denkt daran. Auch das kostet Zeit.

Autofahrer schütteln über die neuen Schranken den Kopf. „Keiner weiß, wo er lang muss und was er tun muss“, meckert einer. Ein Pärchen hingegen, das abgeholt wird, sieht die Situation eher entspannt. „Im Wartebereich ist nicht mehr so viel Trubel, das ist gut.“

Viele sehen „Abzocke“ hinter den Schranken

Auf der Facebookseite des Flughafens berichten Nutzer allerdings ebenfalls von chaotischen Zuständen: „Bei dem Chaos in den entsprechenden Buchten wird da auch kaum jemand innerhalb der acht Minuten wieder rauskommen. Es sei denn, die Reisenden springen während der Fahrt raus.“ Ein anderer Facebook-Nutzer schreibt: „Schon jetzt stehen die ersten Wagen auf dem Standstreifen in der Autobahnabfahrt und warten.“

Auch NRZ-Leser Wolfgang Husch ist sauer: „Es funktionierte nicht und scheint nur der Abzocke der an- und abfahrenden Besucher zu dienen. Die Arroganz und Selbstüberschätzung der Verantwortlichen ist ungeheuerlich.“

Ab- und Anfahrt kein Geschäftsmodell

Für die FDP-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist das Chaos „symptomatisch für vieles, was auch schon jetzt im Flughafen schief läuft.“ Es werde Zeit, dass der Aufsichtsrat des Flughafens – an der Spitze Oberbürgermeister Thomas Geisel – sich einschaltet. „Zustände bei der Abfertigung, die Verzögerung auf den Außentreppen bei der Ankunft und das Warten von bis zu einer Stunde auf das Gepäck sind bei der Internationalität des Flughafens nicht weiter hinnehmbar“, so Strack-Zimmermann.

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Der ADAC Nordrhein kritisiert ebenfalls das Modell: „Die in der Vergangenheit chaotischen Zustände vor den Terminals müssen abgestellt werden. Dass der Flughafen handelt und ein Schrankensystem installiert, ist deshalb nachvollziehbar. Aber der Betreiber darf aus der An- und Abfahrt kein Geschäftsmodell machen. Die Autofahrer werden abgezockt“, so der ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold.

Rückstau ist gewaltig

Gerade, wenn die A 44 voll ist, ist der Rückstau gewaltig. „Ich stand hier am Wochenende fast eine Stunde vor der Schranke“, berichtet ein Taxifahrer. Denn für Taxifahrer gelten keine Sonderregelungen. Da kommt noch einmal extra Hektik auf. „Tut mir leid, ich muss hier schnell wegkommen, ich bin schon bei sieben Minuten“, sagt ein anderer Taxifahrer. Sein Kollege kritisiert: „Wenn es voll ist oder ich Leute im Auto habe, die nicht so fit sind oder eine schwere Behinderung haben, braucht es eben mal etwas länger.“

Dennis Klusmeier, Vorstandsvorsitzender der Taxi-Genossenschaft, begrüßt das Schrankensystem indes. „Wir haben sonst riesige Probleme die Leute auszuladen. Die Seitenstreifen sind sonst immer zugeparkt.“ Er appelliert an alle Autofahrer, die länger brauchen, doch „bitte in Parkhaus zu fahren. Davon gibt es genug.“

Flughafen ist zufrieden

Flughafensprecher Thomas Kötter kann die ganze Aufregung ebenfalls nicht verstehen. „Wir sind mit dem Verlauf des ersten Wochenendes inklusive des gestrigen Montags im Großen und Ganzen zufrieden.“ Es läge „in der Natur der Sache“, dass sich „die bis zu 1400 Autofahrer, die den Bereich vor dem Terminal pro Stunde passieren, an die neuen Abläufe erst noch gewöhnen müssen“.

Seit Samstag sei das System aber immer besser angenommen worden. Die Prozesse seien spürbar flüssiger geworden.

>> SYSTEMAUSFALL BEI EUROWINGS

Neben dem Chaos vor den Schranken gab es am 3. September zudem Verwirrung und Chaos am Eurowings-Schalter. Dort kam es zu einem 30-minütigem Systemausfall. „Es gab ein Problem mit einem der Server. Der hat alles zum Erliegen gebracht“, so ein Eurowingssprecher. Es bildeten sich lange Schlangen.

Chaotischer als vorher – Kommentar von Götz Middeldorf 

Autofahrer „abschrecken“ wollte der Flughafen, so wurde es vergangene Woche verkündet. Das hat prima geklappt – allerdings hat sich der Flughafen mit der neuen Regelung und entsprechenden Schlagzeilen zum Gespött in der Region gemacht. Denn auch am gestrigen, dritten Tag lief nichts rund an der Vorfahrt. Sehr zum Ärger von Autofahrern, Passagieren und Taxi-Fahrern. Wenn der Chef der Taxi-Genossenschaft das neue System für gut befindet, dann hat er keine Ahnung und sollte mal mit den Fahrern sprechen. Die schimpfen nämlich wie die Rohrspatzen, haben Angst, dass sie nicht mehr in der vorgegebenen Zeit aus dem Schrankenbereich rauskommen und zahlen müssen.

Mein Taxi-Fahrer, der mich gestern um 6 Uhr zum Airport gebracht hatte, wusste zu berichten, dass einige Kollegen keine Fahrten mehr dorthin annehmen. Und wir wurden freundlich, aber bestimmt aufgefordert, doch schon vor dem Schrankenbereich auszusteigen, damit unser Fahrer nicht vor der Schranke im Stau steht und, so seine Worte, „nicht reinfahren muss ins Chaos“.

Bleibt zu hoffen, dass das neue System schnell funktioniert oder der Flughafen eine bessere Lösung findet. Jetzt jedenfalls ist es erheblich chaotischer als vorher...