Dinslaken/Voerde/Hünxe. . Bäume stürzten um, beschädigten Häuser und Autos. Es gab viele Einsätze für Polizei und Feuerwehr, glüchlicherweise aber keine Verletzten.
„Friederike“ wütete heftig in Dinslaken, Voerde und Hünxe. Der Sturm fällte reihenweise Bäume und Straßenschilder, viele Schulen wurden geschlossen. Fußgänger konnten sich zum Teil kaum auf den Beinen halten, Dachziegel flogen von den Dächern. Zeitweise fiel der Strom aus. Quer durch das Kreisgebiet mussten die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sturmbedingt ausrücken, so Timm Wandel von der Pressestelle der Kreispolizei. Der öffentliche Verkehr wurde ebenfalls lahmgelegt: Die Bahn stellte mittags den Betrieb ein, die Fahrzeuge der Niag steckten vor umgestürzten Bäumen und Sperrungen fest, die Straßenbahnen der Linie 903 fuhren aufgrund eines auf die Oberleitung gestürzten Baumes Haltestellen in Dinslaken zwischen 12 und 15 Uhr nicht an. 25 gestrandete Bahnreisende eines auf offener Strecke stecken gebliebenen Zuges wurden in der Feuerwache Voerde mit Kaffee und Wasser versorgt, bis der zuständige Notfallmanager der Bahn die Weiterfahrt organisiert hatte.
Die Lage in Dinslaken
Vom Dach des Rathauses, Din-Services und von dem der Stadtinformation lösten sich Dachziegel, ebenso von den Schulgebäuden der Grundschule Am Weyer, Dorfschule und Goetheschule. Ebenfalls herunter fielen Dachpfannen bei den Kindergärten Hühnerheide und Teerstraße. Auch vom Dach des Finanzamts und des Stadthauses lösten sich Dachziegel: Die Feuerwehr sperrte die Ecke Wilhelm-Lantermann-/Bahnstraße und die Schillerstraße ab. „Durch den Haupteingang des Finanzamts darf niemand mehr“, so die Anweisung eines Feuerwehrmanns. Der Verkehr wurde umgeleitet, Besucher und Mitarbeiter des Finanzamts durch den Personaleingang im Innenhof an der Bismarckstraße gelotst.
Bis Donnerstagnachmittag wurden der Stadt rund 40 Stellen mit umgekippten Bäumen gemeldet. Unter anderem kippte an der Bismarckstraße eine große Tanne in einen Vorgarten, gleichzeitig fielen schwere Äste eines Straßenbaumes auf ein Auto. Die Feuerwehr sperrte den Bereich zur Sicherheit komplett ab. Eine große Tanne fiel auf ein Hausdach an der Dohlenstraße in Hiesfeld, ein Baum lag quer auf der Industriestraße.
Die Lage in Voerde
Bis 17.30 Uhr registrierte die Feuerwehr in Voerde 103 sturmbedingte Einsätze, von denen zwei besonders brisant waren: An der B 8 war ein Baum auf ein fahrendes Auto gestürzt. Die Insassen konnten unverletzt befreit werden. Im zweiten Fall war ein Baum auf einen Flüssiggastank gefallen. Dabei sei die Gasleitung abgerissen und das Gas habe ungehindert ausströmen können. Den Einsatzkräften gelang es, die Gasleitung zu schließen. Ansonsten galt es, diverse Bäume zu zersägen und beiseite zu schaffen. Betroffen waren unter anderem der Bereich Schwanenstraße, Friedrichsfelder und Frankfurter Straße, dort landeten gleich mehrere Bäume auf der Fahrbahn. An der B 8 hob ein Gartenhäuschen ab und flog auf ein Trampolin. Die Dinslakener Straße durch den Wohnungswald wurde komplett abgeriegelt. Dort waren zahlreiche Bäume entwurzelt worden, die die Fahrbahn versperrten. Die Alarmierung zu ihrem ersten sturmbedingten Einsatz hatte die Feuerwehr Voerde um 10.30 Uhr erreicht. Wehrführer Dirk Bosserhoff ließ daraufhin alle fünf Löschzüge in Alarmbereitschaft versetzen. Am Abend musste die B 8 in Friedrichsfeld in Höhe Waldfriedhof bis kurz nach halb acht gesperrt werden, da ein schräg stehender Baum auf die Straße zu fallen drohte. Die Feuerwehr musste den Baum umlegen.
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Auch der Baubetriebshof der Stadt war in voller Personalstärke unterwegs, um zunächst die gröbsten Schäden zu beseitigen und Gefahrensituationen zu sichern. Dass neben abgebrochenen Ästen und Baumkronenbrüchen auch mehrere Bäume komplett entwurzelt wurden, sieht die Stadt hauptsächlich in der Kombination aus aufgeweichten Böden wegen der Niederschläge der vergangenen Tage und den kräftigen Sturmböen begründet. Ein Schwerpunkt bei den Baumschäden lag ihrer ersten, kurz vor 16 Uhr veröffentlichten Bestandsaufnahme zufolge im Bereich des Schlossparks um das Haus Voerde und am Küttemannsweg.
Die Lage in Hünxe
Bei rund 80 Einsätzen in der Gemeinde Hünxe bis zum frühen Abend mussten Feuerwehrleute und Mitarbeiter vom Bauhof überwiegend umgefallene Bäume von den Straßen räumen, allein drei hintereinander auf der Minnekenstege. An der Straße Stegerfeld in Gartrop-Bühl wurde ein Wartehäuschen umgeweht, auch Privathäuser wurden besonders in dem Ortsteil durch umstürzende Bäume beschädigt. Im Bereich des Tenderingssees in Bruckhausen legte der Sturm einen Strommast (10-KV-Leitung) um. Auch mit einem Kleinbrand und Wasser im Keller war die Wehr beschäftigt. Das DRK versorgte die Einsatzkräfte mit Erbsensuppe. Der Rathausvorplatz (alter Eingang) musste gesperrt werden, weil sich Dachziegel gelöst hatten und herunterfielen. Auch ein Trampolin flog umher und landete auf der Rathauswiese. „Die Schäden in der Gemeinde hielten sich zum Glück in Grenzen“, bilanziert Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth.
Auch Friedhöfe wurden gesperrt
Gegen Mittag musste die Stadt Dinslaken den Wertstoffhof wegen Dachschäden und der damit verbundenen Gefahr schließen. Die Müllabfuhr war zu diesem Zeitpunkt zu 90 Prozent erledigt. Heute Vormittag, so der städtische Referent Thomas Pieperhoff, werde die fehlende Abfuhr nachgeholt. Dafür würden zusätzliche Kräfte eingesetzt. Dies gelte auch für Sperrmüll. Der Wertstoffhof ist heute zu den normalen Zeiten (11 bis 19 Uhr) wieder geöffnet.
Im Bereich der Buschstraße/Bergerstraße war ein größerer Ast auf eine Stromleitung gefallen und hatte einen Kurzschluss verursacht, im Bereich der Franzosenstraße/Grafschaft hatten Bäume eine weitere Leitung heruntergerissen: In Hiesfeld im Bereich Fichten- und Büngelerstraße, Quellenweg, Teilen der Kirch- und Dickerstraße fiel bis 12.30 Uhr der Strom aus, ebenso in Oberlohberg (Schlägerheide, Franzosenstraße, Grafschaft, Berger-, Busch- und Keilerstraße). Insgesamt waren 25 Trafostationen ausgefallen. Außerdem kam es zu einer Spannungsverschiebung im Netz und dadurch bedingt zu einem Kabelschaden. Dadurch waren Bereiche der Ziegel-, Hünxer- und Knappenstraße sowie Ober-Lohberg-Allee bis 12.15 Uhr ohne Stromversorgung. Weitere Reparaturarbeiten dauerten bis in den Abend hinein an. An der B8/Kreuzung Augustastraße fiel zudem die Ampelanlage aus.
Bestattungen wurden abgesagt
Wegen der Gefahrenlage auf den Friedhöfen mussten diese gesperrt werden. Auch wurden Bestattungen abgesagt, zum Beispiel eine Beerdigung auf dem Waldfriedhof. Auf dem Parkfriedhof wurde eine Trauerfeier in der Halle durchgeführt, die Bestattung aber verschoben.
Die Dinslakener Feuerwehr hatte ihre Einsatzzentrale seit 8 Uhr besetzt, um 10.09 Uhr erreichte die Feuerwehrleute der erste sturmbedingte Notruf. Am Nachmittag waren rund 100 Einsatzkräfte im gesamten Stadtgebiet unterwegs: Sie hatten bis dahin 98 der 140 gemeldeten Orte abgearbeitet. Unter anderem lagen Bäume auf Straßen, Pkw, Stromleitungen und der Bahnstrecke, es gab lose Dachziegel und Fassadenteile, ein fliegendes Trampolin, mehrere umgestürzte Zäune und einen Elektrobrand im Gebäude.
Kurzfristig hatte die Dinslakener Wehr noch mit einem Stromausfall zu kämpfen, jedoch seien alle Notsysteme und die Notstromversorgung sofort angesprungen, so dass der Stromausfall keine Beeinträchtigung darstellte, so Feuerwehrleiter Udo Walbrodt.
In Voerde wurde die Abfall- und Sperrmüllentsorgung unterbrochen, weil eine gefahrenfreie Abfuhr nicht mehr zu gewährleisten gewesen sei. Schäden gab es auch an einigen städtischen Gebäuden. Der Sturm löste an der Mehrzweckhalle an der Steinstraße die Gaskartusche einer Entrauchungsöffnung aus. Die auffahrende Dachluke sei bei dem Sturm so stark beschädigt worden, dass die Halle aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Die Reparatur sei bereits beauftragt worden, hieß es aus dem Rathaus. Die Stadt mahnte, dass immer noch nachträglich Bäume umstürzen oder umhergeschleuderte Dachziegel und andere weggewehte Gegenstände eine Gefährdung darstellen könnten. Ein genauer Umfang der Schäden stand am frühen Abend noch nicht fest.
50 000 Einwohner ohne Strom
Durch von dem Sturm entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste wurden zudem Stromleitungen beschädigt. Deshalb kam es auch in Voerde, wie in allen Kommunen in den Kreisen Wesel und Kleve sowie in Isselburg im Kreis Borken zu Stromausfällen, wie die Westnetz GmbH mitteilte. Seien zu Beginn des Orkans 50 000 Einwohner ohne Strom gewesen, konnte der Verteilnetzbetreiber eigenen Angaben zufolge am späten Nachmittag 43 000 Einwohner in den betroffenen Kommunen wieder mit Strom versorgen. Bis zu dem Zeitpunkt seien mehr als 150 Einsätze verzeichnet worden.
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Alle verfügbaren Mitarbeiter der Westnetz und Mitarbeiter von Partnerunternehmen seien im Einsatz, um die Stromversorgung schnellstmöglich wieder herzustellen. Auch für die Nacht zu Freitag stelle Westnetz ein verstärktes Bereitschaftsteam auf. Die Reparaturarbeiten an defekten Stromleitungen und Anlagen dauerten an, würden mindestens noch den Freitag in Anspruch nehmen, wofür die Westnetz GmbH ihre Kunden um Verständnis bittet.
Nachdem das Orkanzentrum am Nachmittag langsam nach Osten abgewandert war, ebbte nach Auskunft der Feuerwehr auch in Voerde die Welle der Schadenmeldungen langsam ab. Die meisten Sturmschäden, die am frühen Abend noch gemeldet wurden, stammten von Bürgern, die nach ihrem Feierabend zu Hause ankamen und dann feststellen mussten, was der Orkan angerichtet hatte. Mit vereinzelten sturmbedingten Schadensmeldungen sei auch am Freitag noch zu rechnen.
Und im Hünxer Dorf fiel um kurz vor 11 Uhr für eine knappe Stunde der Strom aus.