Moers. . Das Restaurant in Repelen ist eine Pilgerstätte für Liebhaber von Gänsebraten. Dennoch muss Wirt Weißbacher Öffnungszeiten und Kosten reduzieren.
- Das Restaurant in Repelen ist eine Pilgerstätte für Liebhaber von Gänsebraten
- Dennoch muss Wirt Stefan Weißbacher Öffnungszeiten und Kosten reduzieren
- Er sagt: Es fehlt an Kaufkraft, aber auch „Geiz ist geil“ schadet der Gastronomie
Wenn’s um Gänsebraten geht, ist Hufen eine Institution in Moers. In diesen Wochen ist es keineswegs selbstverständlich, einen Platz in dem Gasthof am Hohen Weg zu bekommen. Und dennoch bekommt auch Hufen zu spüren, dass die Zeiten für die anspruchsvolle Gastronomie schwierig geworden sind. Eigentümer Stefan Weißbacher hat beschlossen, vom kommenden Jahr an sein Restaurant nur noch freitags bis sonntags zu öffnen. Langfristig will er Hufen sogar komplett schließen und sich auf die Imkerei konzentrieren.
Warum der Schritt? Stefan Weißbacher hat Standards, die er nicht aufgeben will. Dazu gehöre, dass es in seiner Küche keine vorgefertigten Speisen gebe: „Ich mache alles frisch, alles à la minute“, versichert er. Außerdem ist für den 54-Jährigen die Qualität seiner Ware nicht verhandelbar. Auch das hat seinen Preis. Die Hufen-Gänse beispielsweise kommen als Küken zum Stückpreis von 7,80 Euro auf den Hof, wo sie aufgezogen werden. Bis zur Schlachtreife summieren sich die Kosten auf mehr als 30 Euro pro Gans. Ein aus Polen importiertes Federvieh gleicher Größe liege bei 16 bis 17 Euro, erklärt Weißbacher.
Ein richtiges Wiener Schnitzel
Für Gastronomen wie ihn funktioniert das nur so lange, wie die Gäste bereit und in der Lage sind, den entsprechenden Preis zu zahlen. Für ein richtiges Wiener Schnitzel – also aus Kalb- statt aus Schweinefleisch – mit Röstkartoffeln und Preiselbeeren werden bei Hufen 20,80 Euro fällig: „Drunter geht’s nicht, Kalb ist teuer“, so Weißbacher, der im Übrigen Wert legt auf weiße Tischdecken, Kerzen, Stoffservietten. Doch auch dieses Ambiente gibt es nicht zum Nulltarif.
Stefan Weißbacher weiß durchaus, dass bei vielen Menschen das Geld knapp ist und es an Kaufkraft fehlt.
Doch er ist auch überzeugt, dass viele nicht bereit sind, für gutes Essen einen angemessenen Preis zu zahlen. Das Motto „Geiz ist geil“, befeuert durch die niedrigen Lebensmittelpreise bei den Discountern, schade seiner Branche, so der Rheinkamper. Sicher, die Gänsezeit sei gut für Hufen, aber diese Saison dauert zweieinhalb Monate.
Vor diesem Hintergrund müsse er seine Personalkosten drastisch senken, bedauert der Wirt: „Mir laufen die Kosten davon.“ Ab der zweiten Januarwoche schließt Weißbacher den Betrieb für vier Wochen, im Februar geht es zu dritt weiter – à la carte aber nur freitags bis sonntags. Größere Gesellschaften sollen auch an anderen Tagen möglich sein. Er selbst steht dann wieder in der Küche.
Doch auch diese Lösung soll nur vorübergehend Bestand haben. Stefan Weißbacher ist 2009 unter die Imker gegangen. Zunächst war’s ein Hobby, seit ein paar Jahren ist es schon Nebenerwerb. 200 Bienenvölker besitzt der Rheinkamper derzeit. Seinen Honig verkauft er – ausschließlich in Gläsern – im Restaurant, an Hofläden, aber auch an Edeka.
Sein Ziel ist es, auf rund 450 Völker zu kommen. Wann es soweit ist, weiß er noch nicht, aber erreicht er diese Völkermenge, könne er seinen Lebensunterhalt als Imker bestreiten. Dann werde aus dem Gasthof Hufen, der seit 1870 seine Schanklizenz besitzt, die Imkerei Hufen. Stefan Weißbacher freut sich drauf, denn: „Meine Art der Gastronomie ist ein Auslaufmodell.“