Berlin. Der Unternehmer Klemens Haselsteiner ist mit 44 Jahren während einer Fastenkur an einem Aneurysma gestorben. Ein Experte ordnet ein.

Nach dem überraschenden Tod des Vorstandsvorsitzenden des österreichischen Baukonzerns Strabag, Klemens Haselsteiner, wirft seine Todesursache Fragen auf. Das Unternehmen, eines der größten des Landes, informierte am späten Freitagabend (17. Januar) „mit großer Bestürzung“ über den „plötzlichen und unerwarteten“ Tod des 44-Jährigen. „Er ist an einer Aneurysma-Blutung verstorben, da kommt jede Hilfe zu spät“, sagte der Leibarzt der Familie Hasel­steiner, Dr. Rainer Schroth, der österreichischen „Kleinen Zeitung“ zur mutmaßlichen Todesursache des Unternehmers. „Medizinisch gesehen hatten wir keine Chance“, so der Arzt.

Zum Zeitpunkt seines Todes war Haselsteiner nach Informationen der „Bild“-Zeitung gerade Kur-Patient der Privatklinik „Die Schrothkur“ in Obervellach in Kärnten (Österreich). Hier suchte er offenbar Erholung vom stressigen Leben als Chef eines milliardenschweren Bauunternehmens. In der Klinik wird die sogenannte Schrothkur, eine Form der Fastenkur, angeboten. Der überraschende Tod Haselsteiners während dieser Fastenkur wirft die Frage auf: Gibt es womöglich einen medizinischen Zusammenhang zwischen einem Aneurysma und einer strengen Diät?

Tod von Strabag-Chef Haselsteiner: Hatte seine Fastenkur etwas damit zu tun?

Laut Prof. Dr. Michael Böhm, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V gibt es hierfür keine Hinweise. Er sieht die Ursache vielmehr früher gelagert. Beim Aneurysma handelt es sich um eine abnormale Ausweitung oder Erweiterung eines Blutgefäßes, verursacht durch eine Schwächung der Gefäßwand. Diese Erweiterung bildet eine sackähnliche Ausbuchtung, die sich mit Blut füllt und im Zeitverlauf größer werden kann. Am häufigsten sind Aneurysmen im Hirn und im Bauch. Reißt beziehungsweise platzt ein Aneurysma im Bauch, verläuft das in mehr als der Hälfte der Fälle tödlich, bei Aneurysmen im Kopf verstirbt etwa jeder zweite Patient innerhalb der ersten 28 Tage.

„Die Leute, die in eine Fastenkur gehen, haben meist bereits ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Sie sind in der Regel übergewichtig und haben damit einen hohen Blutdruck“, sagt Böhm. Bluthochdruck sei zugleich der größte Risikofaktor für die Entwicklung eines Aneurysmas. „Patienten, die sich in Fastenkuren begeben, haben häufiger als andere Menschen bereits ein vorbestehendes Aneurysma, sodass dann natürlich jederzeit eine Komplikation auftreten kann“, so Böhm.

Klemens Haselsteiner
Strabag-Chef Klemens Haselsteiner ist nach Angaben seines Arztes an einem Aneurysma verstorben. © DPA Images | Bernd Weißbrod

Stress im Beruf ist die Fehlreaktion auf eine gewisse Arbeitsbelastung. Und das führt natürlich zu Fehlernährung, zu Bluthochdruck und vor allen Dingen zu einem hohen Cholesterinspiegel“, sagt Böhm. Übergewicht führe zudem häufig zu Diabetes mellitus. „Und das sind ganz starke Risikofaktoren für Arteriosklerose und damit auch für ein Aneurysma.“ Ein weiterer Risikofaktor sei Rauchen, was ebenfalls oft mit einer gewissen Unausgeglichenheit im Job einhergehe. Hier sei die Frage, ob Haselsteiner diese Risikofaktoren gehabt habe.

Experte: Fasten könnte sogar Aneurysmen vorbeugen

Da Patienten mit einem Aneurysma anfangs in der Regel keine Symptome spürten, sei es schwierig festzustellen, wann so eine Gefäßausbuchtung entsteht und wann sie eine gefährliche Größe entwickelt, erklärt Böhm. Bei Managern wie Haselsteiner wäre es laut Böhm denkbar, dass regelmäßige Gesundheits-Checks vorgenommen wurden. „In dem Fall wäre die Frage, ob das Aneurysma schon da war, ob es bekannt war und wie lange schon“, sagt der Experte.

Im späteren Verlauf eines Aneurysmas ließen bei manchen Menschen aber durchaus Symptome feststellen, sagt Böhm: „Hausärzte können später mitunter eine pulsierende Resistenz am Bauch ertasten.“ Das gelte aber oft nicht für Übergewichtige, die sich in Fastenkur begeben. Außerdem könnten Schmerzen auftreten, wenn in den Beinen oder Organen die Durchblutung beeinflusst sei. „Aber dann ist es schon allerhöchste Eisenbahn.“

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Wird die Wandspannung des Blutgefäßes zu groß, steigt laut Böhm die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Aneurysma platzt. Der Auslöser könne reiner Zufall sein, aber auch eine Bluthochdruckkrise oder schwere körperliche Betätigung. Fasten dagegen gehöre nicht dazu – ganz im Gegenteil: „Wenn jemand frühzeitig anfangen würde zu fasten, würde vielleicht erst gar kein Aneurysma entstehen.“

Klemens Haselsteiner war seit 2020 im Vorstand von Strabag und seit Januar 2023 dessen Vorsitzender. Das Unternehmen gehörte zu den größten Baukonzernen Europas und beschäftigt weltweit rund 86.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

(mit dpa)