Berlin. Der neue Ernährungstrend ist in aller Munde und verspricht Abnehmen ohne Verzicht – wenn man auf bestimmte Regeln beim Essen achtet.
Kein Heißhunger mehr, dafür mehr Energie und purzelnde Pfunde: Das alles verspricht der Glukose-Trick. Der neue Ernährungstrend findet vor allem auf Social Media großen Anklang. Immer mehr Menschen, die das ausprobiert haben, sprechen von einem „Gamechanger“ in Bezug auf die Ernährung und das Wohlbefinden. Doch was steckt wirklich dahinter und wie funktioniert der Glukose-Trick überhaupt?
Angefangen hat alles mit dem Buch der französischen Biochemikerin Jessie Inchauspé, das den Titel „Der Glukose-Trick: Schluss mit Heißhunger, schlechter Haut und Stimmungstiefs“ trägt. Darin stellt die Französin die sogenannte Glukose-Diät vor und erläutert, wie diese beim Abnehmen hilft, aber auch zu besserer Haut und mehr Energie beiträgt. Inchauspé geht dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurück und erklärt dabei, dass der Blutzuckerspiegel sowohl unsere körperliche, aber auch geistige Gesundheit beeinflusst. Hohe Blutzuckerwerte sind demnach nicht nur für Diabetiker gefährlich, sondern tun auch gesunden Menschen nicht gut. Denn schon leicht erhöhte Werte fördern die Entzündungsprozesse im Körper und steigern das Risiko für Nervenschäden und für Herzinfakt.
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Tatsächlich ist dieser Ansatz nicht neu. Auch der deutsche Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl warnt vor einem erhöhten Blutzuckerspiegel und hat dazu auch einen Ratgeber „Der Glukose-Masterplan“ geschrieben. Darin erklärt er, wie man den Blutzucker in den Griff bekommt. „Das ist halt der Hebel, nicht nur abzunehmen, nicht nur Krankheiten zu verhindern, sondern auch fitter zu sein“, sagt der Ernährungs-Doc.
Reihenfolge des Essens soll den Blutzuckerverlauf beeinflussen
Sowohl die französische Biochemikerin Jessie Inchauspé als auch Dr. Matthias Riedl empfehlen keine restriktive Diät, sondern eine ausgewogene Ernährung und raten dabei zu einer bestimmten Reihenfolge des Essens, um den Blutzuckerverlauf positiv zu beeinflussen. „Das kann man machen, indem man zum Beispiel bevorzugt Gemüse und Ballaststoffe isst, beispielsweise einen Salat mit Apfelessig, und dann Eiweiße und Fette. In dieser Reihenfolge ist es für den Blutzuckerverlauf am glattesten“, sagt Dr. Riedl.
Auch Inchauspé sieht das ähnlich und rät dazu, grundsätzlich vor jeder Hauptspeise eine grüne Vorspeise zu essen. Damit soll der Darm zum Anfang einer Mahlzeit mit der Verdauung des Gemüses beschäftigt sein und so auch den Blutzucker drosseln. Denn die Ballaststoffe, so die Biochemikerin, verhindern die sogenannte Blutzuckerspitze und den darauf folgenden Blutzuckerabfall – somit auch den Heißhunger. Zusätzlich wird man schneller satt, wenn man zuerst viel Gemüse isst. Inchauspé empfiehlt auch, auf süßes Frühstück zu verzichten und stattdessen mit einer herzhaften Mahlzeit in den Tag starten, am besten mit einer, die rund um eine Proteinquelle aufgebaut ist, also etwa Eier.
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Die Französin greift auch zu einem altbekannten Tipp und empfiehlt vor jeder Mahlzeit ein Glas Wasser mit etwas Apfelessig zu trinken. Der Essig soll dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten nicht so rasch ansteigt. Diese Wirkung ist bei Experten allerdings umstritten, da die meisten Gesundheitseffekte von Apfelessig wissenschaftlich nicht belegbar sind.
Bewegung nach dem Essen soll den Blutzuckeranstieg verringern
Da der Blutzucker aber nach jedem Essen automatisch steigt, ob mit Apfelessig oder ohne, empfehlen sowohl Dr. Matthias Riedl als auch Jessie Inchauspé, nach den Mahlzeiten etwas Bewegung, sei es ein Spaziergang oder eine leichte Yoga-Einheit. „Wir müssen nach dem Essen wieder mit dem Blutzucker herunterkommen, und dann muss das System auch mal Pause haben“, sagt Dr. Riedl. Der beste Zeitpunkt, um durch Bewegung den Blutzuckeranstieg zu verringern, sei etwa 20 Minuten nach dem Essen. So können die aktiven Muskelzellen den Zucker aus dem Blut direkt aufnehmen und als Energiequelle nutzen.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Glukose-Trick kein neues Konzept oder ein Wundermittel ist. Auch gesundheitliche Einschränkungen sowie ein individueller Stoffwechsel können die Wirkung dieser Ernährungsweise beeinflussen. Ein stabiler Blutzuckerspiegel ist aus medizinischer Sicht jedoch gesundheitsfördernd – und das möchte die Glukose-Diät, so die Biochemikerin Jessie Inchauspé, auch erreichen.