Berlin. Schöne Nägel ein Gesundheitsrisiko? Tatsächlich lauern im Nagelstudio gleich mehrere Gefahren für die Gesundheit. Eine Hautärztin klärt auf.

  • Länge Fingernägel in bunten Farben sind beliebt
  • Doch der Besuch im Nagelstudio birgt Gefahren für die Gesundheit
  • Eine Hautärztin klärt auf

Perfekt manikürte Nägel, die wochenlang makellos aussehen – mit Methoden wie UV-Lacken oder Gelbeschichtungen für Naturnägel wird dieser Beauty-Traum Wirklichkeit. Was beide Methoden gemeinsam haben: Damit das Ergebnis möglichst robust und langlebig wird, müssen sowohl Lacke als auch Gel-Nägel unter einer UV-Lampe ausgehärtet werden. Doch diese Lampen bergen eine unterschätzte Gefahr für die Gesundheit, wie eine Studie der University of California in San Diego zeigt.

Studie: UV-Lampen im Nagelstudio führen zu Zellmutationen

Für die Untersuchung betrachteten die Forscher die Auswirkungen von UV-Licht auf die Haut während der Maniküre. Laut den Ergebnissen der Studie kommt es durch die Bestrahlung der Hände mit den UV-Lampen zu einem Absterben der Hautzellen, einer Schädigung der DNA und zu Zellmutationen – einer Vorstufe von Hautkrebs. Doch was bedeutet das konkret? Müssen Menschen, die regelmäßig künstliche Nägel oder UV-Lacke tragen, früher oder später mit einer Krebserkrankung an den Händen rechnen?

UV-A-Strahlung, wie sie üblicherweise in Lampen von Nagelstudios, aber auch in Solarien verwendet wird, wird vom Deutschen Krebsforschungszentrum als krebserregend eingestuft. Die Gefahr einer Krebserkrankung wächst proportional zur Häufigkeit und Intensität der Bestrahlung. Je häufiger es also zu einer Bestrahlung mit einer UV-A-Lampe kommt und je länger die Hände darin liegen, desto größer also auch die Zellschädigung. „Tatsächlich ist das Risiko durch UV-Lampen im Nagelstudio aber geringer als beispielsweise bei Sonnenbädern ohne UV-Schutz“, so Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Dermatologin: UV-Schutzmaßnahmen im Nagelstudio sind sinnvoll

Auch die Forscher der Universtiy of San Diego konnten in ihrer Studie keine klare Aussage darüber treffen, wie hoch das Krebsrisiko durch UV-Lampen tatsächlich ist und in welcher Relation es zur Häufigkeit der Nagelstudiobesuche steht. „Dennoch würde ich bei regelmäßigen Besuchen dazu raten, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um das Risiko für die eigene Gesundheit so gering wie möglich zu halten“, so Christiane Bayerl. „Man kann die Hände mit Sonnencreme eincremen oder fingerlose Handschuhe unter der Lampe tragen.“

Making a manicure
Eine UV-Lampe kommt im Nagelstudio zum Einsatz. Dermatologin Christiane Bayerl rät hier zu Schutzmaßnahmen. © iStock | Pavlina Popovska

Bakterien und Schimmelpilze: Warum Pausen zwischen Maniküre-Behandlungen wichtig sind

Sinnvoll seien generell auch mehrwöchige Pausen zwischen den Maniküre-Behandlungen, damit die Haut seltener der Bestrahlung ausgesetzt ist. Doch auch aus einem anderen Grund ist es ratsam, künstliche Nägel und UV-Lacke nicht dauerhaft zu tragen: „Alle Arten von künstlichen Nägeln, egal, ob Acryl-Nägel, Gel-Nägel oder mit UV-Lacken behandelte Nägel bergen das Risiko von Pilzinfektionen“, sagt Bayerl.

Wird der Naturnagel ständig durch Gel, Acryl oder UV-Lacke abgedeckt, kann es zwischen Nagel und Kunstnagel bzw. Nagel und UV-Lackschicht zu Lufteinschlüssen kommen. In diesen Kammern können sich Feuchtigkeit und verschiedene Erreger sammeln. Besonders für Bakterien, Faden-, Hefe- und Schimmelpilze ist das feuchte Milieu ideal. Hinzu kommt, dass der Naturnagel durch häufiges Feilen und Aufrauen des Naturnagels, wie es für künstliche Nägel oder UV-Lacke nötig ist, verdünnt und geschwächt wird und so wiederum eine leichte Angriffsfläche für verschiedene Krankheitserreger bietet.

„Im schlimmsten Fall droht der Verlust des Naturnagels“

„So bilden sich unter Umständen nässende, schmerzhafte Entzündungen um den Nagel herum, die ärztlich behandelt werden müssen“, sagt Bayerl. „Im schlimmsten Fall droht sogar der komplette Verlust des Naturnagels.“ Da Fingernägel nur etwa zwei Millimeter pro Monat wachsen, dauert es Monate, bis der Nagel nachgewachsen ist. Aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr sind lange, künstliche Nägel in einigen Berufsgruppen, wie zum Beispiel bei ärztlichem Personal, Pflege- oder Laborpersonal, sogar verboten.

Allergien und Ekzeme durch künstliche Nägel

Neben Infektionen können künstliche Fingernägel aus Gel oder Acryl auch andere unangenehme Folgen haben: So sind Acrylate und andere Chemikalien häufig ein Auslöser für Allergien oder eine Kontaktdermatitis (allergisches, stark juckendes Kontaktekzem) an Fingern und Händen. Da wir uns im Laufe des Tages häufig ins Gesicht fassen, können sich solche Ekzeme auch auf Stirn, Wangen, Augen und Ohren ausweiten.

Mangelerscheinungen und Krankheiten: Nägel als Warnsystem

Christiane Bayerl empfiehlt, künstliche Nägel und UV-Lacke nicht dauerhaft zu tragen: „Man sollte dem Nagel zwischendurch immer wieder mehrere Wochen Zeit zur Erholung gönnen.“ Wichtig sei das auch, weil sich an Fingernägeln auch beispielsweise Stoffwechselstörungen und Mangelerscheinungen ablesen lassen. Ist der eigene Nagel dauerhaft mit einer künstlichen Schicht überzogen, bleiben Warnsignale des Körpers, wie Dellen, Rillen oder Flecken auf den Nägeln, unbemerkt und Krankheiten können sich im schlimmsten Fall ungehindert ausbreiten.