Berlin. Schluss machen nach Affäre oder einer heimlichen Liebe? Es sei schmerzhaft, aber möglich, sagt eine Expertin. Sie rät zu harten Ansagen.

Manche Menschen führen neben ihrer festen noch eine zweite, oft unverbindlichere Beziehung – eine Affäre. Doch diese Nebenbeziehung kann die Hauptbeziehung ernsthaft gefährden, wenn sie nicht rechtzeitig beendet wird. Eine Paartherapeutin zeigt, wie man einen Schlussstrich ziehen kann – und Schuldgefühle bekämpft.

Unter dem Begriff Affäre werden verschiedene Formen von Liebesbeziehungen zusammengefasst. Die meisten verstehen darunter einen körperlichen Seitensprung, also eine sexuelle Beziehung ohne tiefere emotionale Bindung. Eine Affäre kann aber auch weit über das Körperliche hinausgehen, sagt die Berliner Paartherapeutin und systemische Coachin Louisa Scheel – zum Beispiel in Form einer emotionalen Affäre, bei der es weniger um Sex als um eine tiefe emotionale Bindung geht. Diese sind besonders schwer zu beenden, weil sie meist von intensiveren Gefühlen geprägt sind und über einen längeren Zeitraum andauern.

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Expertin verrät: Wie man eine Affäre erfolgreich beendet

Dennoch nennt Paartherapeutin Scheel vier Schritte, die helfen können, eine Affäre – ob körperlich oder emotional – zu beenden:

1. Sich der Konsequenzen bewusst sein

Die Regeln für das Beenden einer Affäre sind im Wesentlichen die gleichen wie bei einer Trennung: Wichtig sei es zunächst, sich klar über die Gründe für den Schlussstrich zu werden. „Eine Affäre hat weitreichende Folgen, die oft über die direkt Beteiligten hinausgehen“, erklärt Scheel. Neben den eigenen Gefühlen und denen des Affärenpartners müsse man auch die Emotionen des Ehepartners und möglicherweise der Kinder berücksichtigen. „Das Bewusstsein für diese Konsequenzen kann helfen, die Entscheidung, die Affäre zu beenden, mit größerer Entschlossenheit zu treffen“, so die Expertin.

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2. Zu der Entscheidung stehen und konsequent bleiben

Wer eine Affäre hat, schwingt wie auf einer Schaukel der Ambivalenz: Einerseits der Wunsch, die bestehende Beziehung zu beenden, andererseits der Gedanke, die Affäre aufzugeben – oft wechselt die Position täglich. Im Grunde will man beides: Geborgenheit und einen funktionierenden Alltag, aber auch leidenschaftliche und erregende Stunden.

Paartherapeutin Louisa Scheel betont deshalb: „Ist der Entschluss zur Auflösung der Affäre gefasst, sollte sie nicht hinausgezögert werden.“ Jede Verzögerung erhöhe das Risiko, dass die anfängliche Entschlossenheit schwinde oder man in die Affäre zurückfalle. „Ein klares und definitives Ende ist notwendig, um einen sauberen Schlussstrich ziehen und sich wieder auf die Hauptbeziehung konzentrieren zu können“, erklärt Scheel.

Louisa Scheel ist Paartherapeutin mit eigener Praxis in Berlin. Ihre Schwerpunkte sind die Förderung einer gesunden emotionalen Kommunikation und die Stärkung einer sicheren Bindung.
Louisa Scheel ist Paartherapeutin mit eigener Praxis in Berlin. Ihre Schwerpunkte sind die Förderung einer gesunden emotionalen Kommunikation und die Stärkung einer sicheren Bindung. © Louisa Scheel | Louisa Scheel

3. Ein ehrliches Gespräch suchen

Ein persönliches Gespräch ist der beste Weg, eine Affäre zu beenden. „Eine klare und eindeutige Kommunikation ist entscheidend, um Missverständnisse oder falsche Hoffnungen zu vermeiden“, sagt Louisa Scheel. Es mag einfacher erscheinen, per WhatsApp Schluss zu machen, aber es sei kaum respektvoll, eine solche Entscheidung auf diese Art und Weise zu kommunizieren. Schließlich habe man selbst eine Rolle in der Affäre gespielt und müsse dem anderen die Entscheidung, Schluss zu machen, angemessen erklären, betont Scheel.

Insbesondere wenn die Affäre stärkere Gefühle entwickelt hat, sei es wichtig, diese nicht hinzuhalten. „Man sollte es vermeiden, Gefühle wie Liebe oder Zuneigung gegenüber dem Affärenpartner zu betonen, da dies die Trennung erschweren kann“, warnt Scheel. Stattdessen rät sie zu klaren Aussagen, die unmissverständlich vermitteln, dass die Beziehung beendet ist und dies im Interesse aller Beteiligten liegt. Das schaffe Verständnis für die Gründe und erleichtere den Abschied auch für die Affäre.

4. Die Affäre beenden und dabei bleiben

Aus der Psychologie ist bekannt, dass Gedanken Gefühle beeinflussen und Gefühle das Verhalten steuern. „Solange der Kontakt besteht, ist die Versuchung groß, die Affäre fortzusetzen“, sagt auch Paartherapeutin Louisa Scheel.

Scheel rät deshalb, den Kontakt zur Affäre ganz abzubrechen. „Den Kontakt abzubrechen, zeigt dem festen Partner und sich selbst, dass man bereit ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen“, so die Expertin. Handelt es sich bei der Affäre um einen Freund oder Arbeitskollegen, sollten Betroffene eine klare Distanz schaffen, die für den anderen spürbar ist.

Affäre beenden: „Schuldgefühlen können den Alltag erheblich belasten“

Doch mit dem Beenden der Affäre ist es meist nicht getan. Viele Menschen leiden nach einer Affäre unter starken Schuld- und Schamgefühlen, die oft durch gesellschaftliche Stereotype verstärkt werden, die alle Seitenspringer als schlechte Menschen darstellen. „Diese Schuldgefühle können den Alltag erheblich belasten und den Heilungsprozess sowohl für den Einzelnen als auch für die Beziehung erschweren“, erklärt die Paartherapeutin.

Scheel rät Betroffenen, zunächst die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen – ein entscheidender Schritt zur Selbstvergebung. Die Affäre sollte nicht als zufälliges oder unvermeidbares Ereignis betrachtet werden, sondern als bewusste Entscheidung mit entsprechenden Konsequenzen.

Im zweiten Schritt empfiehlt Scheel Ehrlichkeit gegenüber dem Partner. „Offenheit über das Geschehene kann eine Basis schaffen, um wieder Vertrauen aufzubauen“, betont sie. Diese Ehrlichkeit erfordere Mut, könne aber helfen, das Gefühl von Last und Geheimnis zu lindern und den Heilungsprozess für beide Partner zu fördern.

„Nicht nur das Bedauern ausdrücken“ – So geht es nach einer Affäre weiter

Der letzte Schritt zur Vergebung sei eine aufrichtige Entschuldigung. „Eine Entschuldigung sollte nicht nur das Bedauern über die Tat ausdrücken, sondern auch die Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen und das Versprechen enthalten, ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden“, erklärt die Expertin. Nur durch das volle Eingeständnis der eigenen Fehler könne eine echte Selbstvergebung erreicht werden – ohne Ausreden, weder sich selbst noch dem Partner gegenüber.