Berlin. Online-Dating bietet scheinbar endlose Möglichkeiten bei der Suche nach Partner und Beziehung. Doch lohnt es sich, Geld dafür auszugeben?
Obwohl es zahlreiche Dating-Portale gibt, dominieren vor allem bei den 20-Jährigen nach wie vor Tinder, Hinge und Bumble. Alle drei Plattformen bieten neben der kostenlosen auch kostenpflichtige „Premium“-Versionen an, die zusätzliche Funktionen und Vorteile bei der Partnersuche versprechen.
Und die werden auch genutzt: Nach Angaben der Match Group hatte Tinder im zweiten Quartal 2024 rund 9,6 Millionen zahlende Nutzerinnen und Nutzer mit Abo-Preisen von bis zu 31 Euro. Einige gehen sogar noch weiter: Im September führte Tinder ein Monatsabo für 499 Dollar für besonders aktive Nutzerinnen und Nutzer ein, ein Jahresabo bei Hinge kann heute bis zu 600 Dollar kosten. Lohnt es sich, für die Liebe zu bezahlen? Eine Dating-Expertin erklärt die Vor- und Nachteile von Bezahlmodellen bei Dating-Apps.
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Dating-Apps: Welche zusätzlichen Funktionen bieten Bezahlmodelle?
Dating-Apps machen es in der Regel einfach, mit jemandem in Kontakt zu treten. Zunächst einmal haben alle großen Player wie Tinder, Bumble und Hinge viele Nutzerinnen und Nutzer, entsprechend groß ist das potenzielle Angebot. Die App Tinder beispielsweise wurde seit 2012 rund 530 Millionen Mal in 190 Ländern weltweit heruntergeladen. Zweitens ist die Kontaktaufnahme technisch einfach: In der Basisversion von Tinder „liken“ sich zwei Nutzerinnen oder Nutzer durch Wischen nach rechts, bei gegenseitigem Interesse entsteht ein „Match“. Bis heute sind auf diese Weise nach Unternehmensangaben mehr als 75 Milliarden Matches entstanden.
In den letzten Jahren haben die Plattformen ihre Umsätze jedoch gesteigert, indem sie vormals kostenlose Funktionen zunehmend in kostenpflichtige „Premium“-Pakete verlagert haben. Ein genauerer Blick auf diese Premium-Angebote zeigt, dass sie Zugang zu exklusiven Funktionen bieten. Beispielsweise ermöglicht Hinge im Bereich „Standouts“ den Zugang zu speziellen Profilen. Zudem ist es nur gegen Aufpreis möglich, unbegrenzt Profile zu liken und in anderen geografischen Regionen nach potenziellen Partnern zu suchen.
Im Jahr 2023 führte Tinder sogar „Tinder Select“ ein, ein exklusives Abomodell für 499 Dollar im Monat oder 6000 Dollar im Jahr. Dieses Premium-Modell ermöglicht es den besonders aktiven Nutzern, Nachrichten an andere Benutzer zu versenden, ohne dass es zuvor zu einem Match gekommen sein muss. Außerdem bietet das Premium-Modell die „Skip the Line“-Funktion, durch die das Profil dieser Mitglieder auch von Personen gesehen werden kann, die kein Premium-Paket beziehen. Dies erhöht die Chancen der „Tinder Select“-Nutzer, von potenziellen Matches wahrgenommen und ausgewählt zu werden.
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Schließen Dating-Apps Menschen mit geringem Budget aus?
Bezahlen, um die Liebe zu finden, ist nichts Neues. „Schon immer haben Menschen für Kontaktanzeigen, Speed-Dating, Dating- und Beziehungscoaches oder Partnervermittler bezahlt“, erklärt Pia Kabitzsch, eine Diplom-Psychologin, Dating-Expertin und Bestsellerautorin aus Berlin. Dennoch: Mehrere Studien zeigen, dass immer mehr Singles glauben, Dating-Apps seien die einzige oder die vorherrschende Möglichkeit, die große Liebe zu finden.
„Für Singles mit begrenztem Budget können diese Bezahlmodelle eine echte Herausforderung darstellen“, räumt Kabitzsch ein. Das bestätigt auch eine Studie von Pew Research: Die Unzufriedenheit unter den Nutzern von Dating-Apps ist in den letzten Jahren in allen Bevölkerungsgruppen gestiegen. Fast die Hälfte der Befragten äußerte sich negativ über Online-Dating, am höchsten waren die Werte bei Frauen und bei denjenigen, die nicht für Premium-Funktionen bezahlen.
Auch die New York Times-Autorin Magdalene J. Taylor kritisiert in einem ihrer jüngsten Artikel, dass diese Premium-Funktionen nicht nur Barrieren schaffen, sondern auch viele Nutzer abschrecken würden. „Selbst wenn man sich für die Premium-Versionen entscheidet, ist der Gedanke, dass jemand dafür bezahlt, mit einem zusammen zu sein, für viele unangenehm.“
Kostenpflichtige Dating-Apps können Partnersuche sogar erleichtern
Dating-Expertin Kabitzsch betont jedoch, dass viele Dating-Plattformen nach wie vor kostenlose Optionen anbieten, die von vielen genutzt werden. Sie sieht sogar einen Vorteil bei Plattformen, die ausschließlich kostenpflichtige Modelle anbieten: „Die Nutzer solcher Plattformen sind oft ernsthafter auf der Suche nach einer Beziehung und löschen ihr Profil eher, wenn sie jemanden gefunden haben. So werden inaktive Profile, sogenannte Karteileichen, vermieden“. Auch zusätzliche Filterkriterien in den kostenpflichtigen Versionen würden die Suche nach passenden Matches erleichtern.
Dies bestätigt auch eine Studie von Pew Research, die zeigt: Personen, die ihren Partner über eine Dating-App gefunden haben, haben häufiger für den Service bezahlt.
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