Damaskus. Innerhalb von drei Tagen sollen mindestens 35 Menschen ermordet worden sein. Wer nun am meisten um sein Leben fürchten muss.
Mit den neuen islamistischen Machthabern in Syrien verbündete Kämpfer greifen durch. Sie sollen nach Angaben von Aktivisten innerhalb von drei Tagen mindestens 35 Menschen willkürlich hingerichtet haben. Bei den meisten der Hingerichteten habe es sich um frühere Beamte der Regierung des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad gehandelt, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag.
Dutzende Mitglieder örtlicher bewaffneter Gruppen, die unter der Kontrolle der neuen Machthaber stünden, seien wegen ihrer Beteiligung an den „Sicherheitseinsätzen“ in der Region Homs festgenommen worden, heißt es. Die Bewaffneten hätten „Vergeltungsakte“ an Mitgliedern der alawitischen Minderheit begangen, zu der Assad gehört.
Syrische Beobachtungsstelle berichtet: Kämpfer nutzten Chaos, um „alte Rechnungen zu begleichen“
Zudem hätten die Truppen „den Zustand des Chaos, die Verbreitung von Waffen und ihre Beziehungen zu den neuen Machthabern“ ausgenutzt, um „alte Rechnungen zu begleichen“, erklärte die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien, die sich auf ein Netzwerk von Quellen in Syrien stützt.
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Zuvor hatte die amtliche Nachrichtenagentur Sana gemeldet, die neuen Machthaber beschuldigten Mitglieder einer „kriminellen Gruppe“, sich während eines Sicherheitseinsatzes als „Angehörige der Sicherheitsdienste“ ausgegeben zu haben, um nicht näher genannte „Verstöße“ zu begehen.
Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte kritisierte die Geschehnisse und sprach von „willkürlichen Massenfestnahmen, grausigen Misshandlungen, Angriffen auf religiöse Symbole, Schändungen von Leichen und willkürlichen und brutalen Hinrichtungen von Zivilisten“. Diese seien mit „beispielloser Grausamkeit und Gewalt“ verübt worden.
Sicherheitseinsatz in Region Homs: Civil Peace Group verurteilt Tötung von Unbewaffneten
Laut der Organisation Civil Peace Group wurden Zivilisten in mehreren Dörfern der Region Homs Opfer des Sicherheitseinsatzes. Die Gruppe verurteilte die „ungerechtfertigten Gesetzesverstöße“, darunter das Töten unbewaffneter Männer.
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Im Dezember hatten Kämpfer unter Führung der islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Schams (HTS) Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien beendet. Die neuen Machthaber geben sich gemäßigt. Angehörige der alawitischen Minderheit fürchten jedoch Vergeltung für die jahrzehntelangen Verbrechen während der Herrschaft des Assad-Clans.
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