Düsseldorf. Übergriffe gegen Zugbegleiter häufen sich in NRW. Aber die Verkehrsunternehmen rüsten jetzt bei der Sicherheit auf.

Fahrgäste in Regionalbahnen in NRW werden künftig immer öfter auf Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter treffen, die Körperkameras (Bodycams) tragen.

Im Sommer hatte DB Regio NRW den rund 800 Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern in den Kölner S-Bahnen das Angebot gemacht, bei der Arbeit Bodycams zu nutzen. Bereits während der Fußball-EM gab es entsprechende Tests,  die offenbar zur Zufriedenheit des Verkehrsunternehmens verliefen.

Kamera-Angebot von DB Regio gilt bald für alle Kundenbetreuer in NRW

Die erste Stufe des Rollouts auf der S-Bahn Köln hat die positiven Erfahrungen anderer DB Regio-Regionen bestätigt. Das Tragen einer Bodycam auf freiwilliger Basis wird auf interessierte Kundenbetreuer in ganz NRW ausgeweitet“, sagte ein Sprecher von DB Region NRW dieser Redaktion. Voraussetzung für das Tragen der Körperkameras sei neben der Verfügbarkeit eine fundierte Einweisung in rechtliche Aspekte und die technische Nutzung der Kamera. Aus logistischen Gründen erfolge dies in mehreren Stufen.

Für eine grundsätzliche Bilanz sei es noch zu früh. Einige Zugbegleiter hätten Interesse gezeigt, bei anderen sei „noch Überzeugungsarbeit zu leisten“, so der Sprecher.

Eurobahn-Sprecherin: „Bodycams sollen das Sicherheitsempfinden steigern“

Privatbahnen wie die Eurobahn experimentieren ebenfalls mit dem Einsatz von Körperkameras. „Auch wir haben bereits ein Projekt gestartet, das den Einsatz von Bodycams vorsieht“, sagte eine Sprecherin der Eurobahn. Das Thema „Sicherheit“ sei an Bord der Züge sehr wichtig. Der Einsatz von Bodycams solle das Sicherheitsempfinden aller Fahrgäste und Mitarbeitenden steigern.

Laut einer Unternehmenssprecherin bereitet auch National Express ein Pilotprojekt mit Bodycams vor. „Allerdings ist dieses Vorhaben noch im Anfangsstadium. Entschieden oder spruchreif ist hierzu aktuell nichts, da wir uns derzeit in der Phase der Prüfung und Planung befinden“, sagte sie weiter.

Kameras auch für kommunale Ordnungsdienste

Nicht nur Polizistinnen und Polizisten sowie Zugbegleiter, sondern auch Immer mehr Ordnungshüter der Kommunen in NRW tragen und nutzen Körperkameras (Bodycams) im Dienst. Bochum macht schon länger gute Erfahrungen damit. Seit März 2024 trägt ein Großteil der Mitarbeiter in der Gelsenkirchener Ordnungsbehörde diese Geräte. Gladbeck, Herne, Mülheim und weitere Kommunen im Ruhrgebiet ziehen nach.

Laut dem aktuellen Sicherheitsbericht für den Nahverkehr in NRW melden viele Verkehrsunternehmen eine Zunahme von Übergriffen auf das Zugpersonal. „Dabei ist wahrzunehmen, dass sich solche Übergriffe mittlerweile zu nahezu jeder Tageszeit ereignen und nicht mehr rein auf die Nachtstunden eingrenzen lassen“, sagt zum Beispiel National Express. Bundesweit wurden laut der Deutschen Bahn im Jahr 2023 insgesamt 3.144 Übergriffe auf DB-Mitarbeitende gezählt. Knapp zwei Drittel der Angriffe hätten das Zugpersonal im Regionalverkehr betroffen.

Eisenbahnergewerkschaft EVG: „Kollegen mit Kundenkontakt sind kein Freiwild“

Wie gefährlich der Job des Kundenbetreuers sein kann, geht aus einer Umfrage der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hervor. Sie hatte Anfang 2024 rund 4000 ihrer Mitglieder mit Kundenkontakt nach ihren Erfahrungen mit Gewalt befragt. Demnach habe das Sicherheitsempfinden der Beschäftigten in den vergangenen fünf Jahren gravierend abgenommen. 90 Prozent der Befragten wünschten sich die Möglichkeit, freiwillig Körperkameras nutzen zu können.

„Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter müssen besser geschützt werden. Wenn technische Hilfsmittel wie Bodycams nachweisbar dazu beitragen, begrüßen wir als Gewerkschafter deren Einsatz“, sagte Sebastian Bitterwolf, EVG-Geschäftsstellenleiter in Dortmund, dieser Zeitung. „Klar ist aber auch, das wir mehr personelle Entlastung, mehr Sicherheitspersonal und schnellere Meldewege brauchen, damit ein wirklich sicheres Arbeitsumfeld gewährleistet und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen angemessen begegnet werden kann.“ Kolleginnen und Kollegen mit Kundenkontakt seien kein „Freiwild.“ 

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