Berlin. Grünen-Kanzlerkandidat beginnt mit seinen „Küchentischgesprächen“. Was sich zwischen Scherzen und trivialen Fragen in dem Video verbirgt.

„Hi, ich bin Robert.“ Der Grüne Kanzlerkandidat steht im Hausflur von Isabell, seiner Gastgeberin für das erste „Küchentischgespräch“, das Robert Habeck am Sonntag auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichte. „Passt das so für dich?“ „Ja“, entfährt es der Erzieherin, während ihr der Grüne Spitzenpolitiker die Hand schüttelt. Es folgt eine kurze Berührung an der Schulter. Der Hund wird geknuddelt. „Graue Haare an der Backe so wie ich auf dem Kopf“, so der Auflockerungsversuch des Spitzenpolitikers. Er wird von Gastgeberin Isabell mit einem Lächeln honoriert.

Der Kanzlerkandidat will am Küchentisch „von den Menschen in diesem Land lernen“, so die Wahlkampfstrategie der Grünen, die Habeck in heimeliger Wohlfühlatmosphäre inszenieren. „Daraus erarbeiten wir ein Wahlprogramm, das auf die Stärken der unterschiedlichen Perspektiven in Deutschland setzt. Wir wollen die Herausforderungen ehrlich benennen, und gemeinsam mit den Menschen Lösungen entwickeln, mit Zuversicht und Entschlossenheit“, erläutert der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch auf Anfrage. Mehr als tausend Menschen haben sich nach seinen Angaben bereits beworben. Und bei Isabell zu Hause soll es beginnen: das Rennen um die Kanzlerschaft.

podcast-image

Habeck in perfekter Umgebung: „Ist ganz cool, wenn ich das sagen darf“

„Das ist euer Küchentisch?“, fragt Habeck, als er die Küche betritt, in dessen Mitte das hölzerne Möbel steht. Der Raum ist ordentlich: Wie es sich gehört, liegen die Bananen in der Obstschale. Die Messer stecken im Messerblock. Auf dem Tisch steht eine Flasche Wasser. „Ist ganz cool, wenn ich das sagen darf“, fasst Habeck das Ambiente ihrer Gesprächsatmosphäre zusammen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wahlkampfleiter Audretsch betont gegenüber dieser Redaktion, dass die Gespräche „selbstverständlich ohne Skript und zum größten Teil privat“ stattfinden. Das, was am Ende der Öffentlichkeit präsentiert wird, bleibt dennoch wenig konfrontativ: Erzieherin Isabell war sauer, als sie sich um das Gespräch beworben hatte. Aber natürlich nicht auf Habeck, sagt sie auf Nachfrage des Politikers. Vielmehr auf die „Umstände“.

Auch interessant

Nach 3,5 Minuten verlässt Habeck die Wohlfühlathmosphäre

„Dass das leider Alltag ist, dass die Erzieher alleine mit 20 Kindern in den Gruppen sitzen“, so der Frust der Erzieherin. Sie könne den Kindern nicht mehr gerecht werden. Aber auch für sich habe Isabell keine Zeit mehr. „Ich hatte ein Pferd, bin da zweimal die Woche hingefahren“, was sie aufgrund ihres Berufes nicht mehr stemmen könne.

Aber jetzt, wo Habeck da war, fühle sie sich gehört. „Wieder ein Stück Hoffnung“, habe ihr der Spitzenpolitiker machen können. Der wird ähnlich harmonisch in Szene gesetzt wie seine Gastgeberin. „Wie kaputt bist du?“, fragt er, bevor er beiläufig das Kita-Qualitätsgesetz und die härtere Besteuerung von Superreichen einstreut.

Was bleibt? Nach 3,5 Minuten verlässt Habeck in dem Video, das laut Wahlkampfleiter Audretsch nur einen Ausschnitt zeigen soll, durch den mit Elektrokerzen beleuchteten Flur die erzeugte Wohlfühlatmosphäre. Draußen liegt Schnee. Nach Berlin wolle er das Thema mitnehmen, verspricht er in der Videobeschreibung. Wie viele persönliche Treffen noch folgen, kann Audretsch noch nicht sagen. Er versichert aber: „Wir bemühen uns, einen Querschnitt der Themen abzubilden.“