Washington. Noch stehen nicht alle Personalien für Trumps Kabinett fest. Doch es zeichnet sich bereits ab: Die Minister haben eine Gemeinsamkeit.

Die Mannschaftsaufstellung (ja, die meisten sind bisher Männer), mit der Donald Trump im Januar den zweiten Anlauf zur Wiedergroßmachung Amerikas nehmen will, ist zwar noch nicht komplett. Aber die ersten Personalien deuten bereits klar darauf hin: Hier geht niemand an Bord, der am Kapitän zweifelt. Oder lieber selbst ans Ruder will. 

Die Namen, die der 47. Präsident der Vereinigten Staaten um sich schart, haben eines gemeinsam: eine extreme Loyalität gegenüber Trump, insbesondere während seiner von mehreren Anklagen überschatteten Zeit nach der ersten Präsidentschaft. Jede(r) Nominierte(r) ist dafür bekannt, in Fernsehinterviews bis heute genau jene übertriebene Huldigung zu zeigen, die Trump so sehr liebt. Dazu gehört die Leugnung des Wahlsieges von Joe Biden 2020.

Von der Außen- und Sicherheitspolitik über den Heimatschutz bis hin zur obersten Umweltbehörde – Trump hat anders als 2017 nur Leute installiert, die seine auf „America First“ zielende, nationalistisch-isolationistisch geprägte Politik blind unterstützen werden. 

Beispiel Einwanderung/Grenzschutz: Für das zentrale Projekt – die geplante Abschiebung von Millionen illegaler Einwanderer – hat Trump ein Trio gebildet, wie es radikaler kaum sein könnte. Mit Kristi Noem, derzeit Gouverneurin von South Dakota, setzt Trump eine Heldin der MAGA-Bewegung und Star der konservativen Medien an die Spitze des für die Innere Sicherheit zuständigen Heimatschutzministeriums. Zusammen mit Stephen Miller, dem Architekten der auf Abschottung zielenden Einwanderungspolitik Trumps und künftigen Vize-Stabschef im Weißen Haus, sowie dem obersten Grenzschützer Tom Homan deutet sich hier ein auf einer Wellenlänge liegendes Gespann an, das aus einem Guss agieren kann.

Trumps Kabinett: Kritisches Hinterfragen ist unerwünscht

Und der Rest? Marco Rubio (Außenministerium), ist ein ehemaliger Präsidentschaftskandidat, weltweit bekannt und Mitglied des Ausschusses für auswärtige Beziehungen und des Geheimdienstausschusses des Senats. Elise Stefanik (UN-Botschafterin) ist Harvard-Absolventin, ehemalige Beraterin von George W. Bush und eine der ranghöchsten republikanischen Frauen, die jemals im Repräsentantenhaus gedient haben. 

Zum neuen Verteidigungsminister macht Trump Pete Hegseth, einen 44-jährigen Moderator des konservativen Senders Fox News, der keinerlei politische Erfahrung hat. Nun soll er Herr über drei Millionen Soldaten und Zivilisten werden; ein Schritt, der unter Militär-Kennern für ein Desaster gehalten wird. Doch für Trump zählen zwei Dinge: Hegseth ist ein strammer Fan des 78-Jährigen. Und ebenso wie Trump lehnt er alles, was als „woke“ gilt, ab.

Dass Elon Musk nach seinem leidenschaftlichen Wahlkampf für Donald Trump mit einem Posten in dessen Team belohnt werden würde, war zu erwarten. Nun ist die Katze aus dem Sack: Musk soll eine Beraterrolle bekommen, außerhalb der Regierung, um gemeinsam mit dem früheren Trump-Rivalen Vivek Ramaswamy die Bürokratie zu entschlacken und die Staatsausgaben zu senken – um astronomische 2000 Milliarden Dollar. Kritiker sagen: Davon dürfte der Tesla- und SpaceX-Boss selbst profitieren. Und: Für das, was er vorschlägt, muss er selbst nicht haften.

Trump wird sich nur noch mit Ja-Sagern umgeben

Mike Waltz (Nationaler Sicherheitsberater), hat mehrere Kampfeinsätze in Afghanistan, im Nahen Osten und in Afrika absolviert, wurde mit vier Bronzesternen ausgezeichnet und war für die Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Robert Gates im Einsatz. Alle Akteure sind massive China-Kritiker und Befürworter der Trump-These, das Europa die Vereinigten Staaten (Stichwort: Nato) ausnutzt.

Lee Zeldin (Umweltbehörde) ist Armee-Veteran, ehemaliger Kongressabgeordneter, Ex-Kandidat für den Gouverneurs-Posten in New York und ein langjähriger treuer Anhänger Trumps. Er soll die „EPA“ zerlegen und den dortigen Regulierungsdrang eindämmen. Die seit dem Wochenende täglich durchsickernden Personalien bestätigen, was moderate Konservative vor der Wahl prophezeit haben: In einer zweiten Amtszeit wird sich Trump nur noch mit Ja-Sagern umgeben.

Querdenker und Bedenkenträger sind unerwünscht. Der 78-Jährige hat es eilig, sein Programm zum Umbau des Landes schnell zu starten. In zwei Jahren sind Zwischenwahlen. Und bis dahin kann die komfortable Mehrheit im Kongress für ihn schon wieder futsch sein. Eine Frage bleibt: Mit welchem Kabinettsmitglied wird sich Trump zuerst überwerfen? Es wäre ein Wunder, wenn nicht.