San Francisco. Die Ukraine ist auf zwei Männer angewiesen, die gerade die USA rocken: Trump und Musk. Selenskyj findet Anschluss, buchstäblich.
Wolodymyr Selenskyj gerät ins Schwärmen, wenn er über den 45. US-Präsidenten redet. Der stand für „Frieden durch Stärke“. Mit Bedacht erinnerte der Ukrainer auf X daran.
Stärke zeigen, darum dreht sich Selenskyjs „Siegesplan“. Der 45. US-Präsident ist auch der 47. Hausherr im Weißen Haus: Donald Trump. Selenskyj kitzelt Trumps Eitelkeit. Wer lässt sich nicht gern Stärke nachsagen?
Der ukrainische Präsident zieht alle Register, um sich die USA gewogen zu halten. Wenn es der Ukraine hilft, heult er auch mit den Wölfen. Noch in der Wahlnacht klingelte er bei Trump in Mar-a-Lago an – um zu gratulieren.
Selenskyj: „Kein Gefühl der Verzweiflung“
Hinterher hieß es, das Gespräch sei gut gelaufen, was laut dem US-Portal „Axios“ erst mal nur bedeutet, dass das Telefonat beim Ukrainer „kein Gefühl der Verzweiflung hinterlassen“ habe. Das ist schon alles – für Selenskyj indes nicht wenig.
For us in Ukraine, and all across Europe, it has always been crucial to hear the words of the then 45th President of the United States about “peace through strength.”
— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) 6. November 2024
When this principle becomes the policy of the 47th President, both America and the entire world will undoubtedly… pic.twitter.com/qVWkLLejwd
Selenskyj saß im Zug nach Budapest. Anschluss zu Trump fand er über den Internetdienst Starlink vom Milliardär Elon Musk, der wiederum während des Gesprächs den Raum betrat. Trump lobte, Starlink habe zuletzt Hurrikanopfern Internetzugang verschafft und schaltete Musk hinzu. Nun wurde es ein Dreiergespräch.
Musk beflügelt die Fantasie in Washington, weil er im Wahlkampf auf das richtige Pferd gesetzt hat und ihm nach Trumps Sieg zumindest informell politische Macht zuwächst. Die Ukrainer sind auf ihn angewiesen. Man kann Musk durchaus einen Sponsor des Verteidigungskriegs bezeichnen. Die Ukraine braucht Musk, nicht umgekehrt.
Ukraine ist von Musk abhängig
Starlink hilft der ukrainischen Armee. Es ermöglicht ihr, Drohnen-Feeds in Echtzeit auszutauschen und in Gebieten zu kommunizieren, wenn sie auf Mobilfunkempfang nicht zurückgreifen kann oder will. Zehntausende Starlink-Geräte sind im Ukraine-Krieg im Einsatz. Eine ständige und sichere Kommunikation ist militärisch entscheidend.
- Überblick: Straftäter, Präsident, Familienvater – Donald Trump im Steckbrief
- Seine Ehefrauen: Melania, Marla, Ivana – Die Frauen an Trumps Seite
- Armer Milliardär? So groß ist Donald Trumps Vermögen wirklich
- Don, Ivanka und Co.: So erfolgreich sind die Kinder von Donald Trump
Offenbar hat Musk dem Mann aus Kiew zugesichert, Starlink weiter im Kampf gegen Russland bereitzustellen. Allein deshalb dürfte Selenskyj insgeheim die Beckerfaust gemacht haben.
Musk mit direktem Draht zu Putin?
Wie Selenskyjs frühere Sprecherin Julia Mendel erzählt hat, hat er mit dem Milliardär schon zu Beginn des Krieges geredet, nicht zuletzt, um ihn als Vermittler einzuspannen. Wie Trump hat offenbar auch Musk einen direkten Draht zu Kremlchef Wladimir Putin. Zumindest ein Gespräch hat Kremlsprecher Dmitri Peskow sogar offiziell bestätigt.
Musk ist in seinen Ansichten sehr wetterwendisch. Als die Kosten stiegen, dachte er laut darüber nach, Starlink wieder abzuschalten. Als die Ukrainer das System über der Krim nutzen wollten, sagte er „No“.
2022 kam er auf die Idee, via X über den Krieg abstimmen lassen und schlug einen Plan vor, der darauf hinauslief, dass Russland die besetzten Gebiete behält. Russland habe dreimal so viele Einwohner wie die Ukraine. „Daher ist ein Sieg der Ukraine im totalen Krieg unwahrscheinlich.“
Trump-Team entwirft Friedensplan für die Ukraine
Der Plan erinnert sehr an Putins und auch Trumps Vorstellungen. Unklar, wer wen auf Ideen bringt. Das „Wall Street Journal“ berichtet, dass Trumps Team die Idee entwarf, eine entmilitarisierte Zone entlang des Frontverlaufs vorzuschlagen. Auch solle sich die Ukraine verpflichten, mindestens 20 Jahre lang auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Im Gegenzug erhielte sie weitere US-Militärhilfe.
Das liefe auf eine Segmentierung der Ukraine hinaus, auf einen russischen und einen ukrainischen Teil sowie einer entmilitarisierten Zone wie zwischen Nord- und Südkorea. Das entspricht nicht Selenskyjs Siegesplan, kommt aber auch nicht einem bedingungslosen Waffenstillstand gleich. Es könnte der Ausgangspunkt für ein Gespräch sein. Entscheidend sind die Sicherheitsgarantien für die Ukraine. An dem Punkt waren Geheimgespräche kurz nach Ausbruch des Krieges 2022 gescheitert.
Trump hat im Wahlkampf kritisiert, dass Selenskyj zu viel militärische und finanzielle Hilfe erhalten habe. Er hat ihn auch gedrängt, sich mit Putin zu arrangieren. Zugleich nannte er den kleinen Mann aus Kiew einen „Verkäufer“, was aus der Perspektive eines Mannes, der Politik nach Deal-Kriterien macht, vielleicht als Lob gemeint war. Selenskyj dringt nun auf ein baldiges Treffen. Trump soll nicht über ihn, sondern mit ihm reden.
- Interview: Kommt jetzt der Diktatfrieden für die Ukraine, Herr Masala?
- Podcast: Putins Panzer in Gefahr? Vor Ort bei den ukrainischen Drohnen-Piloten
- „Vorschlaghammer“: Australien schickt große Panzerlieferung in die Ukraine
- Ukraine: Selenskyjs Siegesplan zerbröselt – er spricht über Atombombe
- Neue Enthüllungen: Nordkorea schickt Putin Soldaten für den Ukraine-Krieg