Berlin. Auf X verbreiten sich Gerüchte über 20 Millionen fehlende Stimmen nach der US-Wahl – obwohl die Auszählungen noch laufen. Was Experten sagen.

Die Wahl war erst einen Tag vorbei, da kursierte bereits auf X das Wort „Recount“ (dt. Neuauszählung): Viele Social-Media-Nutzer teilen seit Mittwoch Verschwörungstheorien über angeblich fehlende Stimmen und fordern eine Überprüfung. Die Behauptung, dass nach der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten „20 Millionen Stimmen fehlen“, verbreitet sich im rasanten Tempo. Beweise gibt es dafür nicht.

Die Theorie hinter der Behauptung: Kamala Harris hat angeblich 20 Millionen Stimmen weniger erhalten als Joe Biden bei der Wahl 2020. Für viele Harris-Anhänger ist es schwer nachvollziehbar, dass die Vizepräsidentin trotz der hohen Mobilisierung und Millionen neuer Wählerinnen und Wähler so schlecht abgeschnitten hat. Lorraine Evanoff, Autorin populärer Spionageromane, schreibt in einem Post auf X: „20 Millionen Stimmen fehlen. Wir haben die Rekordwahlbeteiligung mit eigenen Augen gesehen.“ Einige ihrer Aussagen wurden tausendfach geteilt, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Auszählung der Stimmen in vielen Bundesstaaten noch nicht abgeschlossen war.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auch auf TikTok kursieren Wahlbetrugsvorwürfe

Die Behauptung, Harris sei durch Wahlbetrug geschlagen worden, verbreitet sich nicht nur auf X, sondern auch auf TikTok. Dort kursieren Kommentare wie „math ain’t mathing“, was so viel bedeutet wie „die Rechnung geht nicht auf“. Die millionenfache Neuregistrierung von Wählerinnen und Wählern führt bei einigen Harris-Anhängern zu der Vermutung, dass etwas „nicht stimmen“ könne. Viele Nutzer verwenden Hashtags wie #Recount oder #MissingVotes (dt. fehlende Stimmen).

„Wir dürfen das infrage stellen. Warum haben wir eine Rekordwahlbeteiligung und trotzdem 20 Millionen Stimmen weniger? Da stimmt doch etwas nicht“, heißt es in einem TikTok-Video. Ein anderer Nutzer antwortet ihr in den Kommentaren mit einem Link zu einer Petition für Neuwahlen und fügt hinzu: „Leute, fragt nach einer Neuauszählung.“

Falschmeldungen mit großer Reichweite

Allein in den Stunden, als Trumps Wahlsieg klar wurde, stieg die Zahl der Posts, die Zweifel an der Wahl äußerten, laut Analyseunternehmens PeakMetrics auf 94.000 pro Stunde an. NewsGuard, ein Unternehmen, das die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichtenquellen bewertet, zählte innerhalb weniger Stunden auf X 92.100 Mal den Vorwurf: „Trump cheated“ (dt. Trump hat betrogen).

Experten des Center for Election Innovation and Research warnen nun vor den langfristigen Folgen der Falschmeldungen: „Wahlleugnung ist antidemokratisch, egal ob von links oder rechts“, heißt es. Sie verweisen darauf, dass in vielen Bundesstaaten, einschließlich Kalifornien, die Stimmen noch ausgezählt werden. Die Zahl der abgegebenen Stimmen würden im Jahr 2024 wahrscheinlich sehr nahe an der von 2020. Am Freitag nach der Wahl waren in Kalifornien – einer Hochburg der Demokraten – erst 59 Prozent der Stimmen ausgezählt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Nach der Wahl 2020 kamen die Zweifel aus dem Trump-Lager

Bereits bei der Präsidentschaftswahl 2020 nahmen Wahlzweifel und Verschwörungstheorien eine zentrale Rolle ein. Kurz nach dem Wahltag begannen einige Unterstützer von Donald Trump, den Sieg von Joe Biden infrage zu stellen. Sie forderten ebenfalls eine Neuauszählung und behaupteten, es seien Millionen illegale Stimmen abgegeben worden. Auch wenn die offiziellen Stellen das Ergebnis bestätigten, blieb die Diskussion über den Ausgang der Wahl über Jahre hinweg präsent. Bis heute hat Donald Trump das Ergebnis der Wahl 2020 nicht anerkannt.

Anders als Trump 2020 äußerte sich Kamala Harris klar zum Wahlergebnis und rief ihre Anhänger dazu auf, dieses zu akzeptieren und den friedlichen Machtwechsel zu unterstützen. Dennoch bleibt die Stimmung unter den Harris-Anhängern in den sozialen Medien angespannt.

Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob das demokratische Lager geschlossen hinter dem Wahlergebnis steht oder ob die Zweifel zunehmen