Berlin. Seit kurzem unterstützt Nordkorea Russland in der Ukraine mit Truppen. Doch gut ausgebildet sind die Soldaten offenbar nicht.
Russlands Truppen rücken im Osten der Ukraine Stück für Stück vor. Doch der Preis dafür ist hoch: 1000 bis 1200 russische Soldaten fallen an der Front – jeden Tag. Deswegen setzt Putin nun auf Schützenhilfe aus Nordkorea. Seit Oktober schickt Nordkoreas Diktator Kim Jong-un Soldaten nach Russland im Krieg gegen die Ukraine. Wie der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Montag sagte, gehen die USA inzwischen von 11.000 bis 12.000 Nordkoreanern aus, die in der Ukraine kämpfen.
Doch die Kampferfahrung der Nordkoreaner scheint fraglich und zumindest scheint Kim nicht, wie von einigen befürchtet, seine Elitesoldaten in die Kämpfe gegen die Ukraine geschickt zu haben. So soll sich nun ein für Russland wohl besorgniserregender Vorfall ereignet haben. Wie ein in ukrainische Kriegsgefangenschaft geratener russischer Soldat berichtet, sollen nordkoreanische Soldaten auf ihre russischen Kameraden geschossen haben.
Auf dem vom ukrainischen Channel Victoria veröffentlichten Video sagt der Soldat, dass sie zusammen mit zehn nordkoreanischen Soldaten in einem Wald Schützengraben ausheben sollten, als plötzlich ukrainische Truppen angriffen. „Während des Angriffs begannen die Koreaner auf uns zu schießen“, sagte der namentlich nicht genannte russische Soldat. Demnach hätten sie den Nordkoreanern gesagt, in welche Richtung sie schießen sollten, doch offenbar wurden zwei Russen von den Nordkoreanern getötet. „Ich kam zu dem Schluss, dass es in dieser Situation besser war, sich zu ergeben, als von einer eigenen Kugel getötet zu werden“, sagte der Soldat.
Ob das Video authentisch ist und wirklich einen russischen Kriegsgefangenen zeigt, kann nicht unabhängig überprüft werden. Das russische Verteidigungsministerium wollte sich zu dem angeblichen Vorfall bislang nicht äußern. Andrii Kovalenko, Leiter der Abteilung zur Bekämpfung von Desinformation im Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine, bestätigte, dass die ersten an der Front angekommenen nordkoreanischen Soldaten schon wenig später unter Beschuss gerieten.
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Russland will mit Nordkoreanern eigene Engpässe überbrücken
Eingesetzt werden die Nordkoreaner laut ukrainischen Angaben vor allem in den Kämpfen in der russischen Region Kursk. Dort hält die Ukraine seit August einen Brückenkopf auf russischem Gebiet. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass man hierdurch den „Krieg nach Russland“ bringen wolle. Möglicherweise dienen die von der Ukraine gehaltenen russischen Gebiete auch als Faustpfand in möglichen Verhandlungen mit Russland.
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Laut Analysten will Russland durch die Truppenhilfe aus Nordkorea seine eigenen Engpässe überbrücken. Putin wende sich Nordkorea nicht zu, „um den Krieg zu gewinnen, sondern um dringende politische Probleme zu lösen und Propaganda zu betreiben“, sagte der ukrainische Experte und Militärveteran Viktor Kovalenko dem US-Magazin „Newsweek“. Demnach könnte Putin durch die Unterstützung eine ungeliebte allgemeine Mobilisierung in Russland hinauszögern, beziehungsweise den Beginn von Friedensverhandlungen, je nachdem wie die US-Wahlen ausgehen.
Wie die südkoreanische Zeitung „The Korea Herald“ am Sonntag unter Berufung auf den südkoreanischen Geheimdienst berichtete, soll das Regime in Nordkorea für seine Unterstützung Russlands finanzielle Unterstützung, Lebensmittel und Weltraumtechnologie erhalten. Demnach würden nordkoreanische Soldaten in der Ukraine einen Sold von umgerechnet 2000 US-Dollar im Monat bekommen. Was bei mutmaßlich 10.000 eingesetzten Soldaten Kosten von jährlich rund 240 Millionen Dollar ausmache. Zudem versprach Russland Nordkorea wohl militärische Hilfe im Falle eines Angriffs von Südkorea.
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Nordkorea und Russland wollen Zusammenarbeit intensivieren
Russland selbst will die direkte Unterstützung seiner Armee mit nordkoreanischen Soldaten wohl verschleiern. So werde die Aufstellung von mindestens fünf 2000 bis 3000 Mann starken Einheiten mit nordkoreanischen Truppen geplant, die zusammen mit ethnischen Minderheiten aus Russlands fernöstlichen Regionen kämpfen sollen, hieß es vom ukrainischen UN-Botschafter Serhij Kyslyzja. Offenbar erhalten die Nordkoreaner Dokumente, die sie als Russen aus der nahe der Grenze zu China gelegenen russischen Region Burjatien ausweisen. Burjaten sind von Koreanern äußerlich kaum zu entscheiden.
Doch dementieren wollte der Kreml zumindest die Zusammenarbeit mit dem Kim-Regime nicht. Bei einem Besuch in Moskau übermittelte die nordkoreanische Außenministerin Choe Son Hui laut einem Video Putin „aufrichtige, herzliche, kameradschaftliche Grüße“ Kim Jong-uns. Beide Diktaturen wollen ihre strategische Zusammenarbeit demnach künftig intensivieren.
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