Berlin. K-Frage geklärt, Macht demonstriert: Für Merz läuft es gerade gut – doch dann meldet sich sein alter Widersacher mit massiver Stilkritik.
Das Leben könnte so schön sein für Friedrich Merz: Die K-Frage ist geklärt, Merz macht’s – und Markus Söder hält sich ausnahmsweise an eine Verabredung, stichelt nicht, wirft keine Knüppel, hält die Füße still. Doch dann das: Am Freitagmorgen wachte Merz mit einer kalten Dusche auf – sie kam von Hendrik Wüst, es war eine massive Stilkritik, verpackt als freundlicher Ratschlag.
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Der NRW-Regierungschef sagte im Interview mit dem „Spiegel“, es sei ein großes Verdienst von Friedrich Merz, die Union oppositionsfähig gemacht zu haben. Aber: Jetzt breche eine neue Phase an, mit einer anderen Verantwortung fürs Land: „Es geht nicht darum, immer draufzuhauen oder das Land schlechtzureden – manchmal vielleicht sogar schlechter, als es ist.“
Friedrich Merz: Sein Alptraum sind Koalitionen mit dem BSW
Wüst nennt Merz nicht persönlich, der muss sich aber angesprochen fühlen: „Die Union ist eine Regierung im Wartestand“, so Wüst. Und müsse sich auch so verhalten: Die Menschen spürten die Überforderung der Ampel jeden Tag. „Man muss ihnen das nicht mehr pausenlos intensiv beschreiben. Es wäre sogar brandgefährlich, ständig nur schwarzzumalen.“ Das Gefühl, dass Deutschland kaputt sei, dass mit diesem Land kein Staat mehr zu machen sei, dass alles schlecht sei, davon nähren sich Extremisten. Merz hatte in den vergangenen Wochen ein maximal düsteres Bild von Deutschland gezeichnet, die wirtschaftliche Lage sei „prekär“, bei der Migration sei die „Überforderungsgrenze“ erreicht, die Regierung sei „führungslos“.
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Wüsts giftiger Ratschlag kommt zu einem doppelt heiklen Moment für Merz: Kurz nach seinem gelungenen Machtbeweis in der K-Frage, kurz vor der Brandenburg-Wahl. Dort kann es am Sonntag passieren, dass die CDU noch hinter dem BSW auf dem vierten Platz landet. Das ist zwar eingepreist – täte aber dennoch weh. Zumal Merz‘ Parteifreunde in Thüringen und Sachsen auf irgendeine Weise mit dem BSW zusammenzuarbeiten müssen, um überhaupt regieren zu können. Ein Alptraum für Merz. Koalitionen mit dem BSW seien „sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich“, sagt er. Doch genau darauf läuft es aktuell hinaus.
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Am Montag nach der Wahl müssen die Parteigremien die K-Entscheidung noch offiziell besiegeln. Es ist eine reine Formsache. Wüsts Stilkritik aber ist für die Union der Auftakt zur wichtigsten, aber auch gefährlichsten Debatte der kommenden Monate: Muss sich Merz neu erfinden, um Olaf Scholz zu schlagen?
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