Düsseldorf. Jetzt erreicht der Sparkurs der Regierung ausgerechnet die Schuldnerberatung. Das treffe die armen Haushalte hart, warnen Experten.

Sozial- und Wohlfahrtsverbände in NRW warnen vor einem drohenden „Kahlschlag“ bei der Schuldnerberatung. Die schwarz-grüne Landesregierung plant wegen der „Belastung des Landeshaushalts“ Kürzungen bei der landeseigenen Fachberatung für die mehr als 200 Schuldnerberatungen in den Städten.

Laut Christian Woltering, Vorstand des Wohlfahrtsverbandes Der Paritätische in NRW, wollen CDU und Grüne die Finanzierung für die bisherigen 15 Stellen für Fachberater eindampfen: von 463.400 Euro auf 176.600 Euro.

Die Fachberatung hilft den Schuldnerberatern vor Ort bei kniffligen Fragen

Diese Fachberaterinnen und -berater helfen den Schuldnerberatungen vor Ort bei den oft komplizierten Fällen und bei der Weiterbildung. „Ohne die Fachberatung ist die Arbeit der örtlichen Beratungsstellen direkt bedroht. Unmittelbare Folge davon ist, dass die vielen Ratsuchenden und die von Überschuldung betroffenen Familien in NRW in ihrer Existenz gefährdet werden“, warnt Georg Eickel, Schuldner-Fachberater beim Paritätischen.

Christian Woltering vom Paritätischen in NRW kämpft für den Erhalt der Fachberatung für die Schuldnerberatung.
Christian Woltering vom Paritätischen in NRW kämpft für den Erhalt der Fachberatung für die Schuldnerberatung. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Christian Woltering hält die bisher vom Land NRW geförderte „Fachberatung für die Schuldnerberatung“ für unverzichtbar für die Beratungsstellen vor Ort. Das bisherige Angebot in NRW habe sich bewährt und leiste Prävention par excellence. „Wir verhindern damit, dass Menschen in die Grundsicherung fallen, stellen Unterhaltszahlungen sicher, verhindern Wohnungskündigungen.“

Millionen Menschen in NRW haben Schulden

Laut dem Unternehmen „Creditreform“ waren im Jahr 2023 etwa 1,5 Millionen Erwachsene in NRW überschuldet. Zusammen mit den Familienangehörigen seien mehr als drei Millionen Menschen betroffen.

NRW-Familienministerium begründet die Kürzungen mit dem Sparzwang

Das NRW-Familienministerium bestätigt auf Nachfrage die geplanten Kürzungen. Sie hält sie für nötig, weil die Landesfinanzen durch die vielen Krisen, durch sinkende Steuereinnahmen und schwaches Wirtschaftswachstum unter Druck geraten seien. Von den bisher 463.400 Euro für die Fachberatung seien in den vergangenen Jahren ohnehin nur 370.000 Euro abgerufen worden, so eine Sprecherin des Ministeriums.

Die Kürzungen würden zwar zu Einschränkungen führen, der Kern der Beratung bleibe aber „bestmöglich“ erhalten. Das Ministerium betont, dass die mit insgesamt 9,9 Millionen Euro geförderte Verbraucherinsolvenzberatung „von den aktuellen Einsparvorgaben ausdrücklich ausgenommen“ sei.

Bricht Schwarz-Grün hier ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag?

Der Paritätische ist dennoch nicht einverstanden. Christian Woltering verweist auf den Koalitionsvertrag von CDU und Grünen, in dem steht: „Schuldner- und Insolvenzberatung werden wir weiter stärken und zusammenführen“. Stattdessen werde die Beratung nun massiv geschwächt.

Das Argument, die Verbraucherinsolvenzberatung werde – anders als die normale Schuldnerberatung -- nicht angetastet, zählt für Woltering nicht. Die meisten Schuldnerberatungsstellen in NRW böten neben der Schuldnerberatung auch Insolvenzberatung an. Das eine sei organisatorisch kaum vom anderen zu trennen.

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