Moskau. Wladimir Putin hat alles daran gesetzt, den Auftragskiller Krassikow aus deutscher Haft zu holen. Die beiden verbindet ein Versprechen.

Großer Bahnhof am Flughafen: Mit einer Ehrengarde stand Russlands Präsident Wladimir Putin auf dem Rollfeld des Moskauer Flughafens Vnukovo-2, als die Regierungsmaschine zum Stehen kam. Herzlich umarmte er den Mann, der für ihn die zentrale Figur beim Gefangenenaustausch war: Wadim Krassikow, der sogenannte Tiergartenmörder, der in Deutschland inhaftiert war.

Im August 2019 erschoss Krassikow im Kleinen Tiergarten in Berlin den Georgier Selimchan Changoschwili, der im Tschetschenien-Krieg als Kommandeur gegen Russland kämpfte. Krassikow hatte den Mord in staatlichem Auftrag begangen, so sah es das Berliner Kammergericht, das den Tiergartenmörder zu lebenslanger Haft verurteilte.

Auch den Tiergartenmörder: Putin empfängt freigelassene Russen

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    Nun also ein herzliches Willkommen. „Zunächst möchte ich Sie alle zu Ihrer Rückkehr ins Vaterland beglückwünschen“, sagte Putin und versicherte den Rückkehrern, sie alle würden mit staatlichen Auszeichnungen geehrt werden. „Ich werde Sie wiedersehen – und wir werden über Ihre Zukunft sprechen“, so der Präsident, der zum Empfang den Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, sowie des Auslandsgeheimdienstes SVR, Sergej Naryschkin, mitgebracht hatte. Und auch der neue Verteidigungsminister Andrej Beloussow war zum Flughafen gekommen.

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    Für Putin, den ehemaligen KGB-Mann, ist der Austausch ein großer Erfolg. Weltweit gilt in Geheimdienstkreisen ein Versprechen: Niemals lässt man einen aufgeflogenen, im Ausland inhaftierten Kollegen im Stich. Die Bestätigung, dass Krassikow auf der Gehaltsliste des FSB steht, kam denn auch am Freitagmittag.

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    An Bord der Regierungsmaschine nach Russland waren auch echte Spione, das Ehepaar Anna und Artjom Dulzew. Sie waren von einem Gericht in Slowenien verurteilt worden, weil sie sich als Argentinier ausgegeben hatten, um den EU- und Nato-Mitgliedstaat auszuspionieren. Die slowenische Regierung vermutete, dass es sich bei dem Ehepaar um Geheimagenten handelt, die darauf trainiert sind, sich als Ausländer auszugeben und jahrelang unter ihrer Tarnidentität im Ausland zu leben. Auch sie sind jetzt in Russland herzlich willkommen, für ihre Kinder gab es am Flughafen Blumensträuße.

    Verhandelt hatten den Gefangenenaustausch Russland und die USA auf Augenhöhe. US-Präsident Joe Biden wollte zum Ende seiner Amtszeit einen Erfolg, drängte wohl auf Eile. Und Putin hat ihm diesen Wunsch erfüllt. „Es ist ein wunderbares Gefühl“, sagte Biden beim Empfang des „Wall Street Journal“-Korrespondenten Evan Gershkovich und des ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan. „Ich war absolut überzeugt, dass wir das schaffen können.“ Deutschland musste mitspielen, den Tiergartenmörder Krassikow freilassen – eine Demütigung aus Sicht Russlands.

    Die Freilassung russischer Oppositioneller aus dem Straflager wird Wladimir Putin verschmerzen können. Mehr noch: Sie kommt ihm vermutlich gelegen. Im Exil werden sie schnell vergessen sein, in der russischen Öffentlichkeit keine Rolle mehr spielen. Dies hatte sicherlich auch der Kremlkritiker Alexej Nawalny im Kopf. Nach dem Giftanschlag auf sein Leben, nach der Genesung in Deutschland kehrte er freiwillig nach Russland zurück, wollte kämpfen. Doch er verlor. Zuletzt auch sein Leben.

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