Berlin. Gefangenenaustausch vollbracht: Scholz nimmt die deutschen Gefangenen am Flughafen in Empfang – ebenso Putin die Rückkehrer in Moskau.
Kurz vor 23 Uhr landeten die in Russland freigelassenen Gefangenen am Flughafen in Köln/Bonn, in zwei Gulfstream-Flugzeugen, auf dem militärischen Teil des Flughafens.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfing die Gefangenen: „Alle sind wohlbehalten hier angekommen. Die Einreiseformalitäten sind erledigt worden, und jetzt wird es auch darum gehen, alle in den nächsten Tagen gesundheitlich zu untersuchen und die Hilfe zur Verfügung zu stellen, die notwendig ist“, sagte Scholz.
Er habe sich sehr ausführlich mit den Eingereisten unterhalten können, was „sehr bewegend“ gewesen sei. „Viele haben um ihre Gesundheit und auch um ihr Leben gefürchtet - das muss sehr klar gesagt werden -, und deshalb ist es auch wichtig, dass wir ihnen diesen Schutz jetzt hier ermöglicht haben“, sagte der Kanzler.
Die Operation habe „nur durch intensive Kooperation mit vielen Ländern Europas und ganz besonders den Vereinigten Staaten vom Amerika über eine ganz lange Zeit“ erfolgen können. Auch etwa Slowenien habe einen Beitrag geleistet.
Mit Blick auf den Austausch sagte Scholz, er glaube, „dass das eine richtige Entscheidung ist“. Wer Zweifel daran habe, verliere diese nach dem Gespräch mit denjenigen, die jetzt in Freiheit sind.
„Für 16 Menschen hat heute ein neues Leben in Freiheit begonnen“, sagte Justizminister Marco Buschmann (FDP). Sie alle seien - direkt oder indirekt - Gefangene des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewesen. Für die Freiheit der Gefangenen habe man bittere Zugeständnisse machen müssen, räumte Buschmann ein. Mit Blick auf die Ausweisung des verurteilten Mörders Wadim K. sagte er: „Ein besonders bitteres Zugeständnis verantworte ich als Justizminister.“
Putin umarmt den Tiergartenmörder
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die vom Westen freigelassene Russen persönlich am Moskauer Flughafen Wnukowo persönlich empfangen. Der Kremlchef umarmte die Männer noch auf dem Rollfeld – darunter auch der Berliner Tiergartenmörder, der als Teil des Deals frühzeitig aus deutscher Haft kam. Die Präsidentengarde stand Spalier, wie vom Kreml veröffentlichte Fernsehbilder zeigten.
Auch die russischen Geheimdienstchefs Alexander Bortnikow (FSB/Inland) und Sergej Naryschkin (SWR/Ausland) sowie Verteidigungsminister Andrej Beloussow gehörten zum Empfangskomitee. „Ihr seid zu Hause, Ihr seid in der Heimat“, begrüßte Putin die Freigelassenen und kündigte an, dass sie für staatliche Auszeichnungen vorgeschlagen würden.
🔴🔵🟡 President Vladimir Putin personally welcomes Russians released in a historic prisoner exchange 🇷🇺 pic.twitter.com/yojiOcMZsb
— SVS NEWS AGENCY (@svsnewsagency) 1. August 2024
Türkeis Geheimdienst vermittelte
Russland, Belarus und mehrere westliche Länder hatten in einer beispiellosen Aktion unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 26 Gefangene ausgetauscht. Im Gegenzug für die Freilassung politischer Gefangener und Kremlkritiker ließen Deutschland, die USA und Partnerländer neben dem sogenannten Tiergartenmörder unter Spionageverdacht stehende Akteure aus Russland gehen.
Die Aktion war über Monate hinweg vorbereitet worden. Belarus ließ den zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen Rico K. frei. Auch der Deutsche Patrick S., der wegen Cannabis-Gummibärchen im Gepäck am Flughafen in Sankt Petersburg festgenommen worden war, wurde an Deutschland übergeben.
Russland ließ außerdem den wegen Spionage verurteilten Korrespondenten des „Wall Street Journal“, Evan Gershkovich und den ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan frei. „Es ist ein wunderbares Gefühl“, sagte US-Präsident Joe Biden vor Journalisten auf dem Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der Hauptstadt Washington. „Ich war absolut überzeugt, dass wir das schaffen können.“ Biden und Harris umarmten den wegen Spionage verurteilten „Wall Street Journal“-Korrespondenten Evan Gershkovich und den ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan nach dem Verlassen der Maschine. „Das ist ein unglaublicher Tag“, sagte Harris - das könne man an den Freudentränen der Familienangehörigen sehen. Der Gefangenenaustausch sei ein „außerordentlicher Beweis dafür, wie wichtig es ist, einen Präsidenten zu haben, der die Macht der Diplomatie versteht“.
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