Washington. Die „New York Times“ enthüllt, worum es in einem Gespräch zwischen dem russischen und dem US-Verteidigungsminister wirklich ging.
Vor wenigen Wochen, am 12. Juli, ging ein brisanter Anruf im Pentagon ein. Am anderen Ende der Leitung: das russische Verteidigungsministerium. Andrei Beloussow bat um ein Gespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen, Verteidigungsminister Lloyd Austin. Die „New York Times“ enthüllt nun den brisanten Inhalt des Gesprächs. Es sei um eine angebliche Geheimoperation der Ukraine im Krieg gegen Russland gegangen.
Der Anruf kam dem Bericht zufolge unerwartet. Austin hatte zuvor noch nicht mit Beloussow, der seit Mai im Amt ist, gesprochen. Lediglich mit dessen Vorgänger, dem bei Putin in Ungnade gefallenen Sergei Schoigu, hatte Austin seit Beginn des Ukraine-Krieges fünf Mal direkt gesprochen.
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Dass die Gesprächskanäle zwischen den beiden Nationen grundsätzlich zu jeder Zeit offen bleiben, ist bekannt. So sollen im Ernstfall militärische Eskalationen verhindert werden. Schon zu Zeiten des Kalten Krieges gab es das „Rote Telefon“, eine Standleitung zwischen der Sowjetunion und den verfeindeten USA.
US-Offizielle nach Anruf aus Russland alarmiert
Solch eine heikle Situation habe demnach auch am 12. Juli vorgelegen, zumindest nach russischer Lesart. Wie die Zeitung unter Berufung auf hohe Ministeriumsmitarbeiter berichtet, schilderten die Russen, eine laufende Geheimoperation der Ukraine gegen Russland aufgedeckt zu haben, die von den Amerikanern gebilligt worden sei. Beloussow habe Austin direkt gefragt, ob das Pentagon von den Pläne wisse.
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Um was für eine Operation es sich handelte, hätten die Quellen nicht offengelegt, berichtet die „New York Times“. Sehr wohl aber, dass die amerikanische Seite überrascht gewesen sei und nichts davon gewusst habe. Die Ausführungen der Russen seien so ernst genommen worden, dass die Amerikaner anschließend sofort die ukrainische Führung kontaktierten. Die Botschaft habe gelautet: Wenn ihr wirklich darüber nachdenkt, das zu tun – lasst es!
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Ukraine-Krieg: Gab es die Geheimoperation überhaupt?
Ob es die verdeckte Operation der Ukraine je gab oder ob sie noch im Gange ist – unklar. Noch, so die Quellen gegenüber der Zeitung, sei jedenfalls nichts passiert. Tatsächlich sei es aber so, dass die Amerikanier nicht über alle Pläne der Ukrainer Bescheid wüssten. Gerade bei Operationen auf russischem Territorium habe man den wichtigen Partner zuletzt immer wieder außen vor gelassen.
Über die Brisanz der Unterhaltung war bis dato nichts bekannt. Offiziell hatten sich beide Seiten nur vage geäußert. Man habe Standpunkte zu der Situation in der Ukraine ausgetauscht, hatten die Russen gesagt. Wie wichtig es sei, die Kanäle offenzuhalten, hätte Austin betont, so die Amerikaner.
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