Düsseldorf. Ein Islamisten-Magazin veröffentlicht eine Anschlagsdrohung, in der Dortmund genannt wird. Ist das ernst gemeint oder Angstmacherei?

Knapp einen Monat vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft verdichten sich die Hinweise darauf, dass islamistische Terroristen Anschläge im Umfeld der Stadien verüben könnten, also auch in NRW.

Terrorgefahr bei der EM: Bild zeigt Bewaffneten in einem leeren Stadion

Laut der „Welt“ soll die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu Anschlägen während des Turniers aufgerufen haben. Demnach soll der IS in der aktuellen Ausgabe seines Propaganda-Magazins „Stimme von Khorasan“ eine Fotomontage zeigen, die sich auf die EM beziehe.

Auf dem Bild ist ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Terrorist in einem leeren Fußballstadion zu sehen. Darüber stehen die EM-Austragungsstädte Berlin, Dortmund und München. Dazu wurde auf Englisch „Wo willst du?“ geschrieben und den Satz „Dann schieß das letzte Tor“.

Für diese Drohung soll der afghanische IS-Ableger ISPK verantwortlich sein. Er steht im Verdacht, im März einen Anschlag auf eine Konzerthalle in Moskau mit mehr als 140 Toten verübt zu haben.

NRW-Innenministerium: „Ziel ist die Verunsicherung der Bevölkerung“

Das NRW-Innenministerium schätzt die Bedrohungslage als unverändert ein. Die Fotomontage führe nicht zu einer Veränderung der Gefährdungslage, sondern gliedere sich in eine Reihe gleichgelagerter Veröffentlichungen ein. „Durch diese Veröffentlichungen wird mutmaßlich das Ziel verfolgt, eine entsprechende Verunsicherung in der Bevölkerung zu verursachen“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat wiederholt von einer „abstrakt hohen“ Terrorgefahr durch islamistische Terroristen gewarnt. Laut dem Innenministerium stehen Großveranstaltungen wie die EM als sogenanntes „weiches Ziel“ besonders im Fokus islamistisch motivierter Täterinnen und Täter. Auch von radikalisierten Einzelpersonen gehe eine erhöhte Gefahr aus. „Gleichwohl liegen derzeit keine konkreten Erkenntnisse vor, aus denen sich Hinweise zu potenziellen Anschlagsplanungen insbesondere des ISPK ergeben“, so die Sprecherin.

„Es ist zu erwarten, dass es latente und womöglich auch konkrete Gefahren für die Stadien während der Fußball-EM geben wird“, sagt Michael Mertens, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW.
„Es ist zu erwarten, dass es latente und womöglich auch konkrete Gefahren für die Stadien während der Fußball-EM geben wird“, sagt Michael Mertens, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, gab keine Bewertung ab, ob die Terrordrohung ernst zu nehmen sei. Dies sei Aufgabe der Behörden.

„Es ist aber zu erwarten, dass es latente und womöglich auch konkrete Gefahren für die Stadien während der Fußball-EM geben wird. Das wird uns für die Dauer dieses Turniers begleiten, und das ist der große Unterschied zum ,Sommermärchen‘ 2006. Während der WM damals in Deutschland gab es keine vergleichbaren Gefahren“ sagte Mertens.

Terrorgefahr bei der EM: Christina Kampmann (SPD) für mehr Härte gegenüber Islamisten

„Die Anschlagspläne zeigen erneut, dass die Landesregierung den ISPK sehr ernst nehmen und alles dafür tun muss, islamistische Bestrebungen im eigenen Land zu unterbinden“, sagte die Innenexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Christina Kampmann. Islamistische Hassprediger dürften nicht ungestört in Moscheen in NRW für ihre menschenverachtende Ideologie werben können. Gleiches gelte für Soziale Medien.

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