Essen. NRW verliert einer neuer Prognose zufolge bis 2040 rund 250.000 Einwohner. Was ist dran an solchen Zahlenspielen? Ein Kommentar.

NRW verliert einer neuer Prognosen zufolge bis 2040 rund 250.000 Einwohner. Deutschland insgesamt soll in 16 Jahren dagegen leicht wachsen: um 0,6 Prozent. Was ist dran an solchen Zahlenspielen? Wer die Treffsicherheit früherer Bevölkerungsprognosen kennt, wird antworten: wenig bis nichts. Jahrzehntelang durfte sich beispielsweise das Ruhrgebiet anhören, dass es dramatisch schrumpfen werde. Eingetreten ist der Aderlass so nicht.

Die Dinge der Demographie liegen also komplizierter. Der Wert der Prognosen tendiert gegen Null, solange man den Fokus auf die nackten Zahlen richtet. Ob an Rhein und Ruhr in 16 Jahren tatsächlich eine Viertel Million Menschen mehr oder weniger leben, liegt bei einem 18-Millionen-EinwohnerLand ohnehin im Bereich üblicher Fehlertoleranzen. Ordnet man den Zahlen echte Menschen zu, wird die Lage schon anschaulicher.

Deutschland wächst seit Jahrzehnten

In NRW leben heute knapp eine Million Menschen mehr als noch im Jahr der Wiedervereinigung 1990. Seit 2010 wuchs die Einwohnerzahl um rund 330.000 – also um die Größe Bonns. Bundesweit legte die Einwohnerzahl in drei Jahrzehnten um mehr als vier Millionen zu, ein zweites Rheinland-Pfalz kam hinzu.

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Auch wenn es erhebliche regionale Unterschiede und viele Schwankungen gibt, liegt die Herausforderung auf der Hand: Deutschland wächst seit Jahrzehnten. Mit den bekannten Folgen schlagen sich Politik und Gesellschaft ohne erkennbare Gesamtstrategie seit Jahren herum. Infrastruktur, Wohnungsbau, Bildungslandschaft: alles ist zu knapp bemessen, das Zusammenleben wird arg strapaziert. In dieser Gemengelage geraten die Chancen, die eine wachsende Gesellschaft hat, zusehends aus dem Blick. Leider.