Moskau. Am Tag der Nawalny-Beerdigung gab es landesweit Traueraktionen, Dutzende Festnahmen waren die Folge. Nun geht die Polizei anders vor.
„Helden sterben nicht. Alexej, danke!“, steht auf einem Zettel, den einer der Trauernden auf Alexej Nawalnys Grab gelegt hat. Es war ein strahlend schöner, sonniger Sonntag in Moskau. Nach wie vor kamen sehr viele Menschen, die Blumen niederlegten, viele mit Tränen in den Augen. Einige trugen Corona-Masken, wohl weniger aus Angst vor Ansteckung als aus Angst vor Überwachungskameras mit Gesichtserkennung. Direkt am Eingang des Borissowskoje-Friedhofs hat man den Kremlkritiker beerdigt, und dort soll das Grab auch bleiben, sagt einer der Polizisten, die die Szenerie überwachen.
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Nacheinander betreten die Menschen den Friedhof, Absperrbänder, wie man sie vom Flughafen kennt, leiten die Trauernden am Grab vorbei. Nawalnys letzte Ruhestätte ist über und über mit Blumen bedeckt. Es ist ein stilles, leises Gedenken, ständig kommen neue Trauernde an, junge und alte. Rufe wie „Nawalny“ oder Parolen gegen Putin, wie am Rande der Beerdigung am Freitag, waren nicht zu hören. Doch Nawalny, so hat es den Eindruck, wird zumindest in Moskau nicht so schnell vergessen sein, wie es sich der Kreml wohl erhofft hatte.
Auf dem Borissowskoje-Friedhof hält sich die Polizei zurück, die Beamten sind auffallend höflich. Friedhofsangestellte kümmern sich darum, dass alles geordnet abläuft. Mitglieder der Nationalgarde beobachten die trauernden Anhänger Nawalnys. Am Samstag, dem Tag nach der Beerdigung, waren auch seine Mutter und seine Schwiegermutter erneut am Grab des 47-Jährigen.
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Nawalnys Tod: Russland lehnt unabhängige Untersuchung ab
Nawalnys Team dankte inzwischen den Trauernden, man betonte nach der Beerdigung, der Kampf der ins Exil geflüchteten Opposition gegen Korruption und Putins Machtapparat würde fortgesetzt werden. Nawalnys Vermächtnis bleibe am Leben, „solange es in Russland und in der Welt Millionen Menschen gibt, denen das nicht gleichgültig ist“. Und weiter: „Deshalb darf man nicht aufgeben.“
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Weiterhin ungeklärt sind die Umstände von Nawalnys Tod. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Straflager geschwächte Kremlkritiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Zunächst war von „Thrombose“ die Rede, dann von „Herzstillstand“. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein „natürliche Ursache“ vermerkt. Viele westliche Politiker zweifeln das an, fordern eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände. Russland lehnt dies ab. „Die Forderungen nach ‚transparenten, unabhängigen Untersuchungen‘ erachten wir als nichts anders als eine grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten unseres Landes“, so Aleksandr Wolgarjow, ein Vertreter der russischen OSZE-Mission in Wien.
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Russlands Machtapparat hat die Trauer um Alexej Nawalny wohl unterschätzt. Am Tag der Beerdigung hatte es landesweit Traueraktionen gegeben, Dutzende Festnahmen waren die Folge. Das Bürgerrechtsportal OVD-Info meldete am Sonntagmorgen 105 Festnahmen in 22 Städten, davon etwa allein etwa 20 Festnahmen in Nowosibirsk. Jetzt hat man wohl die Polizeitaktik geändert, lässt die Menschen gewähren.
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