Moskau. Die Ukraine hat offenbar eine Brücke zur Krim mit britischen Marschflugkörpern beschossen. Die Gegenoffensive kommt in eine neue Phase.
Schon seit Wochen greift die ukrainische Armee mit britischen Marschflugkörpern die russische Kriegslogistik an. Vor allem Munitionsdepots stehen im Fokus – und zwar an der Asow-Küste, im Süden der Bezirke Donezk und Saporischschja.
Seit Donnerstagmorgen ist die sogenannte „Operation Shaping“ im Rahmen der laufenden Sommeroffensive allerdings in einer neuen Phase: Zum ersten Mal hat die Ukraine offenbar die Brücken beschossen, die den teils besetzten Bezirk Cherson mit der 2014 von Russland besetzten Krim-Halbinsel verbinden. Der russische Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, teilte auf Telegram mit, es habe keine Opfer gegeben, die Schäden würden derzeit begutachtet. Er rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
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Vier Einschläge soll es auf zwei Brücken auf der kleinen Tschonhar-Halbinsel zwischen dem Bezirk Cherson und der Krim gegeben haben. Dass auch hier die britischen Marschflugkörper „Storm Shadow“ im Einsatz waren, wie die russischen Besatzungsbehörden berichten, liegt nahe. Die Brücken liegen etwa 120 Kilometer von den ersten ukrainischen Positionen entfernt. Während die Himars-Mehrfachraketenwerfer nur bis zu 75 Kilometer bewältigen können, liegt die Reichweite von „Storm Shadow“ mindestens bei 120 Kilometer. Ein Beschuss durch Drohnen hätte derart bedeutende Zerstörungen wohl nicht ausgelöst.
Ukraine-Krieg: Fotos zeigen tiefe Krater auf der Brücke
Tatsächlich sind auf Fotos und Videos mehrere tiefe Krater auf den Brücken zu sehen – einer Hauptbrücke und einer zusätzlichen Brücke, die nach russischen Angaben allerdings nicht benutzt wurde. Wahrscheinlich reichen diese Zerstörungen nicht aus, um die Verlegung der russischen Militärtechnik und Nachschubs von der Krim aus in die Südukraine durch diese Brücken dauerhaft zu unterbinden. Vorerst ist aber der direkteste und schnellste Weg von der Krim aus Richtung des Bezirks Saporischschja, einer der wichtigsten Bestandteilen der sogenannten Landbrücke zur Krim, eingeschränkt.
Land | Ukraine |
Kontinent | Europa |
Hauptstadt | Kiew |
Fläche | 603.700 Quadratkilometer (inklusive Ostukraine und Krim) |
Einwohner | ca. 41 Millionen |
Staatsoberhaupt | Präsident Wolodymyr Selenskyj |
Regierungschef | Ministerpräsident Denys Schmyhal |
Unabhängigkeit | 24. August 1991 (von der Sowjetunion) |
Sprache | Ukrainisch |
Währung | Hrywnja |
Im letzten Jahr hat die ukrainische Armee mit nachhaltigem Beschuss der Brücken über den Fluss Dnipro mit Himars-Raketenwerfern dafür gesorgt, dass die Russen die Stadt Cherson auf dem westlichen Dnipro-Ufer wegen großer Logistikproblemen verlassen mussten. Seitdem kontrolliert Russland nur den Teil des Bezirks Cherson östlicher von Dnipro. Doch eine solche Bedeutung hat Tschonhar-Brücke nicht. Die Hauptversorgung der russischen Truppen im Bezirk Saporischschja, wo bisher die meisten Kämpfe der ukrainischen Gegenoffensive laufen, erfolgt über das besetzte Mariupol.
Russische Militärinfrastruktur steht kontinuierlich unter ukrainischem Beschuss
Außerdem gibt es zwei weitere Verbindungen zwischen der Krim und dem Bezirk Cherson, die beide über die Stadt Armjansk deutlich westlicher als Tschonhar laufen. Doch die Straßen dort sind in einem verheerendem Zustand und der Weg ist dreimal weiter. Und: Die russische Militärinfrastruktur steht in Städten wie Mariupol kontinuierlich unter ukrainischem Beschuss mit „Storm Shadow“. Allerdings verfügt die Ukraine über deutlich weniger von diesen weit reichenden Raketen als von Himars-Systemen.
Deshalb erwarten Militärexperten auch nicht, dass die russische Logistik in Bezirken Cherson oder Saporischschja ähnlich zusammenbricht wie das 2022 mit der Stadt Cherson der Fall war.
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