Am Niederrhein. In Folge #16 des Podcasts „An der Theke“ ist das Hopfenmädchen zu Gast. Bei Gracia Sacher geht die Liebe zum Bier sogar unter die Haut…
Wasser, Malz, Hopfen und Hefe bilden die Grundlage für jedes Bier. Doch in der Auflistung fehlt eine wichtige Zutat, damit es auch richtig lecker wird! Kommen Sie drauf? Falls nicht, hilft ein Blick auf Gracia Sachers Unterarm. Dort hat sich die 36-Jährige das komplette Rezept tätowiert. So wie es das Reinheitsgebot vorschreibt, aber inklusive des aus ihrer Sicht entscheidenden Bestandteils: Liebe. Und die ist dem „Hopfenmädchen“ in der aktuellen Folge unseres Podcasts „An der Theke“ deutlich anzuhören, wenn sie übers Bierbrauen, Biertrinken, Bierverkaufen plaudert.
Dabei kam Gracia eher zufällig auf den Geschmack von Bier. Vor sieben, acht Jahren hatte sie ihrem Freund zum Geburtstag eine Weinverkostung geschenkt. Als der Termin jedoch ausfiel und den beiden ein anderes Angebot gemacht wurde, war die Enttäuschung erst einmal groß. Bierverkostung? Was ist das denn? Na gut, zumindest gab’s Barbecue dazu. Also probierten sie es einfach mal aus. „Und da habe ich mich ins Bier verknallt“, sagt sie. Denn plötzlich realisierte sie, dass Bier so viel mehr sein kann als das Pils von der Großbrauerei!
Meerbuscher Stadtbier der Corma Brauerei
Von Sorten wie India Pale Ale oder Imperial Stout hatte Gracia vorher noch nie gehört, fruchtige oder schokoladige Aromen noch nie im Bier geschmeckt. „Und dann noch das Foodpairing beim Grillen, das hat mich einfach umgehauen“, gibt sie zu. Foodpairing meint übrigens die perfekte Kombination von Getränk und Essen. Doch bei einer kurzen Romanze blieb es nicht. Gracia beschäftigte sich immer intensiver mit dem Thema, startete einen eigenen Blog, machte eine Fortbildung zur Biersommelière und arbeitet als solche seit Neustem in der Bolten Brauerei.
Und wenn wir schon mal eine Biersommelière zu Gast haben, müssen wir natürlich auch ein professionelles Biertasting durchführen. Es zischt, dann fließt das „Meerbuscher Stadtbier“ der Corma Brauerei in unsere Gläser. In dem dunklen Bier stecken übrigens nicht nur fünf, sogar insgesamt acht Zutaten – angelehnt an die acht Dörfer, aus denen die Stadt Meerbusch entstanden ist. „So, dann riechen wir doch mal rein“, sagt Gracia und steckt ihre Nase schon mal ins Glas. „Riecht richtig würzig“, „das Malzige liegt im Vordergrund“ und „ein bisschen was Röstiges ist mit dabei“.
Nicht Food-, sondern Moodpairing!
Aber genug geschnuppert, jetzt wird endlich probiert. Prost! Wir nehmen einen ersten Schluck… und weil’s so gut schmeckt, einen zweiten gleich hinterher. Dann lässt es sich auch besser darüber fachsimpeln. „Was ich hier schön finde, ist das nussige Aroma“, erklärt Gracia. „Wisst ihr, was ich meine?“ Marcus, der Bierexperte natürlich schon; ich dagegen brauche scheinbar noch ein paar Folgen „An der Theke“, bis ich solche Feinheiten erschmecke. Ihrem Fazit aber – „super süffig, macht Lust auf den nächsten Schluck“ – können wir beide zustimmen.
Eines muss an dieser Stelle jedoch mal gesagt werden: Die Bierexpertin hat kein Lieblingsbier! Vielmehr wählt sie das Bier abhängig von der jeweiligen Situation, Umgebung und Stimmung aus. Daraus hat sie schließlich auch einen neuen Begriff entwickelt, den sie sich sogar als eigene Marke hat eintragen lassen: Moodpairing. Ein Bier muss demnach nicht nur zum Essen, also „Food“, sondern auch zur Stimmung, also „Mood“, passen. Was trinkt sie beispielsweise, wenn sie melancholisch ist? „Ich habe nicht für jede Stimmung ein Bier“, gibt sie zu und lacht, „das ist noch etwas komplexer.“
Frauen in der Craft Beer-Szene
Wie gut, dass Gracia viel herumreist und immer wieder neue Biere entdeckt. Über ihre neusten Erkenntnisse berichtet sie in ihrem Blog „Hopfenmädchen“, aber auch in ihrer Kolumne im Mönchengladbacher Stadtmagazin „Hindenburger“. Dass sie als Frau über das vermeintliche „Männergetränk“ schreibt, passt übrigens zur Entwicklung der Branche. Immer mehr Frauen entdecken besonders das Craft Beer für sich, indem sie es selbst brauen oder einfach nur gern trinken. „Es muss nicht immer nur der Sekt oder das Gläschen Wein sein, gerade weil Bier auch super vielfältig ist.“
Wer sich langsam an die kreativen Biere herantasten möchte, bekommt von Gracia noch einen kostenlosen Tipp mit auf den Weg zum Fachhandel: „Schaut erstmal nach einem schönen Etikett!“ Und selbst wenn der erste Schluck nicht überzeugt: „Nicht sofort aufgeben.“ Beim nächsten Mal könnte es plötzlich doch noch schmecken! Sie selbst steht mit ihrem Freund übrigens ebenfalls regelmäßig am Sudkessel, dabei darf’s gerne auch mal etwas experimenteller zugehen – so wie zuletzt, als sie ein Imperial Stout mit Chili, Himbeeren und Schokolade gebraut haben. Klingt verrückt, aber auch ziemlich spannend…
Bieramisu, Bier-Rutsche oder Snuffle-Bier
Bier kann aber nicht nur mit den verschiedensten Aromen daherkommen, mit Bier lässt sich auch so allerhand Verrücktes anstellen. Schon mal was von Bieramisu gehört? Wer die Kombination von Bier, Kaffee und Mascarpone mal ausprobieren möchte, findet das Rezept in Gracias Blog. Und wer jetzt noch wissen möchte, an welch verrückten Orten das Hopfenmädchen bereits ein Bierchen getrunken hat (ganz im Sinne von Moodpairing), was es mit einer Bier-Rutsche oder einem Snuffle-Bier auf sich hat, sollte sich unbedingt die neue Folge unseres Podcast „An der Theke“ anhören!
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Alle zwei Wochen laden wir freitags eine neue und kostenlose Folge hoch, zu finden bei allen gängigen Podcast-Anbietern wie Spotify und Apple Podcast oder auf www.nrz.de/andertheke
Mehr vom Hopfenmädchen gibt’s in ihrem Blog unter www.hopfenmaedchen.com/