Am Niederrhein. In Folge #2 des NRZ-Podcasts „An der Theke“ ist die Biersommelière Anja Kober-Stegemann zu Gast. Ein Gespräch über Katzenpipi und Bierkränzchen.

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Aufgeregt? Ja, das sind Marcus und ich auch bei der zweiten Aufnahme für unseren Podcast „An der Theke“. Und die Technik macht es uns nicht gerade leichter. Unser Gast aber, die Biersommelière Anja Kober-Stegemann, strahlt uns aufmunternd über den Bildschirm an, als wir noch einmal kurz die Laptops mit Mikros umbauen müssen. Sie selbst hat nach monatelanger Pandemie und zahlreichen Online-Vorträgen längst den Dreh raus, hat sich sogar eine Wand in ihrem Zuhause grün gestrichen und damit ihren eigenen Greenscreen geschaffen.

Vielleicht springt die Professionalität unseres Gastes am Ende auf uns über, denn nach wenigen Stressminuten gibt auch unsere Technik klein bei. Damit heißt es nun endlich ganz offiziell: „Hallo Frau Kober-Stegemann!“ Auf diese Folge hat sich vor allem Marcus schon seit Wochen gefreut, denn von einer Biersommelière kann selbst ein Bierliebhaber noch so einiges lernen. Am besten geht das natürlich am geschmacklichen Beispiel, in diesem Falle einem Red Ale und später einem Alt der Hensen Brauerei in Mönchengladbach.

Katzenpipi morgens um 9 Uhr

„Bier immer aus dem Glas trinken“, gibt Kober-Stegemann direkt mit. „Insbesondere die Biere, die man noch nicht kennt.“ Das wissen wir (beziehungsweise Marcus) natürlich und haben Gläser mitgebracht. Nach dem Einschütten stecken wir alle die Nase tief ins Glas, dann nehmen wir den ersten Schluck. Und lassen uns anschließend von der Expertin erklären, welche Komponenten sich gerade in unserem Mund verteilen. Sie selbst ist erst vor fünf Jahren durch Zufall auf den Geschmack gekommen, kaufte sich daraufhin eine Brauanlage und kündigte ihren Job in einem großen Unternehmen.

Erst riechen, dann probieren – erklärt Biersommelière Anja Kober-Stegmann im NRZ-Podcast „An der Theke“.
Erst riechen, dann probieren – erklärt Biersommelière Anja Kober-Stegmann im NRZ-Podcast „An der Theke“. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Kober-Stegemann erzählt später noch mehr von ihrer „Reise“, die sie erst zur Bierbrauerin und später zur Biersommelière gemacht hat. Kein ganz einfacher Weg, wenn sie so zurückdenkt an „Katzenpipi morgens um 9“. Denn zur Ausbildung gehört es auch, Fehlaromen zu erkennen. Bei diesen Erzählungen freue ich mich noch mehr über unser heutiges Bier, so ganz ohne Katzenpipi. Dass ich als Frau bei diesem Mini-Bier-Tasting dabei bin, ist übrigens immer noch ungewöhnlich. „90 Prozent meiner Kunden sind Männer“, erklärt die Biersommelière im Laufe des Gesprächs.

Frauen als neue, alte Zielgruppe

Wieso das so ist, dazu hat Kober-Stegemann auch eine Theorie. Und die hat vor allem mit Werbung zu tun, in der Männer auf einem Schiff mit Bier anstoßen und Frauen zuhause die Sektkorken knallen lassen. „Die Brauereien müssen die Frauen langsam als Zielgruppe entdecken“, hält Kober-Stegemann fest. „Da ist unfassbar viel Potenzial.“ Das zeigt schon ein Blick zurück in die Geschichte, als Frauen noch fürs Bierbrauen zuständig waren und sich regelmäßig zum Bier- statt Kaffeekränzchen trafen. Das sind doch mal Traditionen, die wir durchaus wieder aufleben lassen können. In diesem Sinne: Prost!

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