Berlin. Olaf Scholz oder Friedrich Merz – wer hat das TV-Duell gewonnen? Bei „Caren Miosga“ lieferte eine Journalistin die präziseste Analyse.
Der Kanzler in Rage, sein Herausforderer auf Dauerattacke: Olaf Scholz und Friedrich Merz haben sich zu ihrem Fernsehduell getroffen. Während Ersterer versuchte, seine Leistungen nach vorne zu stellen, verwies Letzterer beständig auf die ungelösten Probleme – und erklärte, dass er es besser machen werde.
Analysiert wurde der Auftritt der beiden Kontrahenten gleich im Anschluss bei „Caren Miosga“. Es diskutierten: SPD-Chef Lars Klingbeil, CSU-Chef Markus Söder sowie die Journalistin Melanie Amann.
Scholz kämpferisch, Merz überzeugender
Von Klingbeil und Söder kam natürlich Lob für den jeweils eigenen Recken – und Kritik am Gegner. „Der Kanzler war sehr faktenstark“, befand etwa der SPD-Chef. Ein Euphemismus, wenn man bedenkt, dass Scholz die Debatte in seiner typischen Art mit Zahlen und Fakten planierte. „Scholz lebt in einer anderen Welt“, fand dagegen Söder – und lobte den „extrem souveränen“ Merz.
Die präziseste Einschätzung kam von Melanie Amann. Olaf Scholz sei kämpferisch gewesen, habe vielleicht etwas Boden gutgemacht, meinte die Spiegel-Journalistin. Allerdings sei Merz überzeugender rübergekommen. Während das besagte Fachwissen des Kanzlers schnell auch wie Fachidiotentum wirken könne, habe Merz als Herausforderer suggerieren können, dass er schnell und einfach alle Probleme lösen werde.
Angela Merkel? „Person aus der Vergangenheit“
Damit war beschrieben, warum Scholz als Amtsinhaber in schwieriger Lage grundlegend einen schwereren Stand hatte, zumal sich Merz nicht dazu hinreißen ließ, aus der Haut zu fahren. Lars Klingbeil wollte sich dennoch nicht geschlagen geben. „40 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind noch unentschieden“, machte der SPD-Chef seiner Partei Mut. Das Problem ist allerdings: Auch nach dem Duell ist nicht erkennbar, mit welcher Botschaft Olaf Scholz sie für sich gewinnen könnte.
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Die Umfragen sehen allerdings auch ein paar Unwägbarkeiten für Friedrich Merz. So sind sich demnach viele Menschen nicht sicher, wie sie den Unions-Kandidaten einordnen sollen. Markus Söder erklärte das indirekt auch mit der früheren Haltung der CDU unter Angela Merkel, die er an anderer Stelle despektierlich „Person aus der Vergangenheit“ nannte: Viele Menschen wüssten nicht, ob die Union wirklich etwas in der Migrationspolitik ändern wolle. Dem könne Merz aber als frischer Kandidat entgegentreten.
Söder distanziert sich von Merz – in Nuancen
Damit war die Runde endgültig beim großen Aufreger: Dem „Tabubruch“ (Klingbeil), den Merz durch die Tolerierung der AfD im Bundestag begangen hat. Interessant war dabei, dass Markus Söder sich in Nuancen distanzierte. Das Vorgehen sei eine Entscheidung von Merz gewesen, sagte der bayerische Ministerpräsident. Um nachzulegen, dass das natürlich ein Zeichen von Führungsstärke gewesen sei.
„Wer weiß denn, ob Merz das nicht wieder und wieder tut?“, fragte dagegen Lars Klingbeil. Was wiederum die Frage aufwarf, ob die SPD ihn nach der Wahl denn wirklich mit zum Bundeskanzler machen könne. Leider blieb Klingbeil eine Antwort schuldig.
Den wichtigsten Punkt machte allerdings Amann. Die Formulierung der Stunde laute bei der Union nun: Eine richtige Entscheidung wird nicht falsch, nur weil die Falschen mitstimmen. „Was passiert, wenn Ihre Kollegen das nun landauf landab genau so umsetzen?“, fragte die Spiegel-Journalistin Söder mit Blick auf die Landes- und Kommunalpolitik. „Sie haben die Büchse der Pandora geöffnet!“
Das Fazit
Die Vermutung liegt nahe, dass das TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz an dem Stand der Umfragen nichts Großes verändern wird. Man darf sich also weiterhin auf einen Kanzler Merz einstellen.
Das könnte frischen Wind bringen, doch sollte man sich von dessen „ich werde die Probleme schnell lösen“-Haltung nicht blenden lassen: „Herr Merz wird den gordischen Knoten nicht einfach so durchschlagen können“, mahnte Melanie Amann mit Blick auf die enorme Komplexität der vielen Probleme.
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