Berlin. Es gibt noch Orte auf der Welt, die niemand betreten hat. Einen solchen erreichte nun eine Kreuzfahrt – zu astronomischem Reisepreis.

Ein Luxus-Kreuzfahrtschiff der französischen Reederei „Ponant“ hat eine bedeutende Entdeckung gemacht. An Bord der „Le Commandant Charcot“ reisten 20 Polarforscher aus sechs Nationen und 180 Touristen zum letzten unberührten Ort der Erde, berichtet der „Spiegel“. Der sogenannte Pol der Unzugänglichkeit liegt 300 Kilometer weiter entfernt als der geografische Nordpol und ist damit der am weitesten vom Land entfernte Ort. Diese Position, etwa tausend Kilometer nördlich der kanadischen Ellesmere-Insel, wurde erst 2013 mithilfe von Satelliten genau festgelegt: bei 85°48‘ Nord und 176°09‘ Ost.

Drei Tage nach dem Start erreichte das Schiff laut Spiegel die Koordinaten des geografischen Nordpols. „Das ist der finale Traum eines Reisenden, das Beste, was man auf der Erde erreichen kann“, sagt der chinesische Passagier, Xue Jie, gegenüber dem Nahrichtenmagazin als die Crew und die Passagiere die Ankunft an Deck feierten. Auch Passagiere aus den USA, Australien, Frankreich und Deutschland sind laut „Spiegel“ in Nome in Alaska in das Luxus-Kreuzfahrtschiff gestiegen, um zu einer dreiwöchigen Transarktisreise nach Longyearbyen auf Spitzbergen aufzubrechen.

Der 61-jährige Kapitän Étienne Garcia hatte bereits zwei Jahre zuvor entdeckt, dass der magnetische Nordpol bald nur 160 Seemeilen vom Pol der Unzugänglichkeit entfernt sein würde. Mit der Hoffnung auf gute Eisbedingungen plante er, als Erster diesen abgelegenen Punkt zu erreichen. Laut „Spiegel“-Informationen habe er am Vorabend der Expedition die Zentrale und Passagiere informiert. Nach Erreichen des Ziels verharrte das Schiff anderthalb Tage an einer riesigen Eisscholle bevor die Reise für die Passagiere weiterging.

41.000 Euro teures Abenteuer: Mit diesem Luxus fährt die „Charcot“ an die entlegensten Orte der Welt

Gemeinsam mit dem russischen Atomeisbrecher „50 Let Pobedy“, der aktuell aufgrund der Sanktionen keine westlichen Passagiere befördert, ist das „Le Commandant Charcot“ das einzige Kreuzfahrtschiff, das die Nordpol-Regionen erreichen kann. Das Kreuzfahrtschiff ist 2021 in Betrieb genommen worden und somit das jüngste Mitglied der Reederei-Flotte. Zudem hält die „Charcot“ bereits einen Rekord. Nach Reedereiangaben soll das Kreuzfahrtschiff den südlichsten Punkt der Erde – in der Antarktis – ebenfalls am nächsten gekommen sein.

Angetrieben wird es dabei mit Flüssigerdgas (LNG) und kann dank eines 50 Tonnen schweren Batteriepakets bis zu drei Stunden elektrisch angetrieben und damit annähernd lautlos durchs Wasser gleiten, wie das Unternehmen auf seiner Webseite mitteilt. LNG gilt aktuell als sauberster Schiffskraftstoff, hat jedoch den Nachteil, dass bei seiner Produktion und Lagerung Methan entweichen kann. „Ponant“ sieht LNG als Übergangslösung und strebt zukünftige Alternativen wie Wasserstoff oder Methanol an. Wissenschaftler an Bord nutzen die Reise, um Eisproben zu entnehmen.

Mit 123 Suiten zwischen 20 und 115 Quadratmeter, 430 Quadratmeter Spa-Bereich sowie Butlerservice und Getränke All-inclusive richtet sich das Angebot an wohlhabende Kunden. Für den stolzen Reisepreis von 41.000 Euro pro Person gibt es zudem geführte Skitouren, Schneeschuhwanderungen, Eiswasserbaden oder unter Anleitung von Polarforschern Eiskerne bohren. Die Reederei unterstützt die Forschung, daher bezahlen die Touristen für die Wissenschaftler mit.

Wissenschaftler erklären ihre Forschung an Bord von „Le Commandant Charcot“

Im Labor an Bord und bei Vorträgen erklären Wissenschaftler den Passagieren ihre Projekte, wie etwa die Untersuchung von Nanoplastik und den Auswirkungen des Klimawandels auf das polare Eis. Informationen, die bei den Passagieren laut „Spiegel“ zu großem Erstaunen führen, ist für die Polarforscher nichts Neues.

Christian Haas, Meereisphysiker am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, erklärt gegenüber dem „Spiegel“: „Expeditionen zum Nordpol sind teuer und kommen mit Forschungsschiffen alle zehn Jahre vor. Darum sind wir sehr froh über diese Möglichkeit, jährliche Messungen machen zu können. Denn wir müssen auch ins Eis, um zu prüfen, ob Klimaschutzmaßnahmen überhaupt wirken.“