Berlin. Maximilian Brückner ist nun in einem Film zu sehen, der ein brisantes Thema behandelt. Was der Schauspieler selbst von Leihmutterschaft hält.

Maximillian Brückner, bekannt als einstiger „Tatort“-Kommissar aus Saarbrücken, ist einer der viel beschäftigten deutschen Fernsehschauspieler. Ob Krimi, Tragödie oder Komödie – der 45-Jährige hinterlässt mit seiner Darstellung in jedem Genre einen bleibenden Eindruck. Nun ist er an der Seite von Lisa Maria Potthoff in dem Film „Mein Kind“ (28. Oktober, ZDF, 20.15 Uhr) zu sehen, der ein hochbrisantes Thema behandelt: eine ukrainische Leihmutterschaft.

Der Film berührt damit auch den Krieg in der Ukraine, mit dem Brückner schon privat in Kontakt gekommen ist, wie er im Interview erklärt. Die Erfahrung hat dem Schauspieler auch sein eigenes Glück vor Augen geführt, nämlich seine bayerische Heimat und sogar den – wenn auch mitunter herausfordernden – Alltag in einem Mehrgenerationenhaus.

Das Leihmutter-Drama „Mein Kind“ führt die Welten Deutschlands und der Ukraine zusammen. Inwieweit sind Sie mit dem Leben in der Ukraine schon konfrontiert worden?

Maximilian Brückner: Wir haben für eineinhalb Jahre zwei Familien aus der Ukraine aufgenommen – fünf Kinder und zwei Frauen. Das hat das Leben ein bisschen beschwerlicher gemacht, weil die psychischen Belastungen dieser Menschen nicht spurlos an einem vorübergehen.

Als ich unseren Film gesehen habe, waren unsere ukrainischen Familien schon wieder in ihren eigenen vier Wänden untergekommen, aber ich habe gemerkt, wie sich mein Gehirn an unsere gemeinsamen Abläufe und Gespräche über die Situation schon gewöhnt hatte. Das war wie ein alltägliches Regenprasseln, ein Hintergrundgeräusch des Alltags, das man gar nicht mehr so richtig wahrgenommen hat. Ich war schon etwas bestürzt, dass man sich so schnell arrangieren kann, aber wahrscheinlich ist das der beste Schutzmechanismus, den man dann braucht.

2. Staffel der Serie
Maximilian Brückner hat geflüchtete Familien aus der Ukraine bei sich aufgenommen. © picture alliance/dpa | Felix Hörhager

Sie würden das aber noch einmal so machen?

Brückner: Ja, auf jeden Fall. Es ändert nichts an der Tatsache, dass da ein unglaublich brutaler Angriffskrieg geführt wird, in dem ein Land das andere gnadenlos zu überrennen versucht. Man dachte sich früher, das tut mir sehr leid, aber das war es dann auch. Und jetzt ist es bei uns vor der Haustür.

Brückner über Reisen in Krisengebiete: „Früher hätte ich es vielleicht gemacht“

Ihre Protagonisten müssen dann direkt nach Kiew. Wären Sie eigentlich interessiert, einmal ein Krisengebiet zu besuchen?

Brückner: Früher hätte ich das vielleicht gemacht. Aber ich habe Familie und Kinder, und damit ist eine Verantwortung verbunden. Grundsätzlich fände ich das aber sehr wichtig. Vielleicht ändert sich dadurch auch die Meinung mancher Menschen.

Im Film geht es auch um die Frage: Was ist Heimat? Könnten Sie und Ihre Familie Ihr Mehrgenerationenhaus in Oberbayern in einer Krisensituation aufgeben und woanders hingehen?

Brückner: Die Frage ist, wie lange man sich weigert, zu sehen, was Sache ist. Zum Beispiel haben viele der deutschen Literaten im Dritten Reich lange versucht, im Land zu bleiben, weil sie die Situation verleugnet haben, bis sie dann doch emigrieren mussten. Ich weiß es nicht, wie ich reagieren würde. Es ist leicht zu sagen: „Ich packe dann meine Familie weg“. Aber in der Praxis zögert man vielleicht doch und verpasst den Moment. Gottseidank bin ich nie in dieser Situation gewesen. 

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Sie sind ja abgesehen von Ihrem Haus sehr mit Ihrer bayerischen Heimat verbunden. Sie selbst können angeblich Tuba spielen und Schuhplatteln, Ihre Schwester führt ein Trachtengeschäft. Wie sehen Sie diese Verbundenheit?

Brückner: Ich glaube, jeder verlässt seine Wurzeln nicht so gerne. Ich mag jede Kultur. Ich war in Mexiko und fand es fantastisch, wie die Leute ihre eigene Kultur gefeiert haben. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Brückners Leben im Mehrgenerationenhaus „funktioniert besser als gedacht“

Bei Ihnen dürfte diese Verbundenheit noch durch das besagte Mehrgenerationenhaus verstärkt werden. Wie kam das eigentlich zustande?

Brückner: Wir haben einfach gesagt: Wir probieren das und sehen, wie es läuft. Und es funktioniert besser, als wir gedacht hätten. Wir müssen einfach immer miteinander reden. Das ist das Wichtigste. Das ist zwar nicht immer einfach, aber es hat einen wahnsinnigen Vorteil: Ich weiß, wenn ich weggehe, sind meine Kinder und meine Familie bei den Leuten, die ich am meisten liebe und vertraue, gut aufgehoben. 

Mein Kind
Judith (Lisa Maria Potthoff, r.) und Niclas (Maximilian Brückner, l.) nehmen im Film „Mein Kind“ sehnsüchtig ihr Baby in Kiew in Empfang. © ZDF und Alexander Fischerkoesen | Alexander Fischerkoesen

Mit Bayern verbindet man immer noch stark den katholischen Glauben. Wie stark ist der bei Ihnen ausgeprägt?

Brückner: Jeder hier ist katholisch geprägt, ob er will oder nicht. Das durchdringt unsere komplette Geschichte und Kultur. Dem kann man sich nicht entziehen. Ich mag die Form sehr gerne, aber mit dem Inhalt wird es manchmal schwierig.

Deshalb freut der Schauspieler sich besonders auf sein nächstes Projekt

Der Film berührt ja auch moralische Fragen – etwa ob man eine ukrainische Leihmutter anheuern soll, weil man über das entsprechende Geld verfügt. Wie sehen Sie das?

Brückner: Das Gute an dem Film ist, dass jeder sich seine eigene Meinung bilden kann. Da wird nichts Vorgefertigtes präsentiert. Ich selbst weiß nicht, ob das richtig oder falsch ist. Ich kann voll verstehen, wenn Eltern unbedingt Kinder haben wollen. Das ist ja unser Urinstinkt. Letztlich muss man sich den jeweiligen Fall genauer anschauen. Es ist einerseits bedauerlich, dass dann ein Geschäft daraus wird. Andererseits muss das auch jemand organisieren. 

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Suchen Sie sich gezielt Projekte aus, die solche Fragen aufwerfen?

Brückner: Nein, ich drehe zum Beispiel jetzt eine Komödie, und auf die freue ich mich genauso. Dieser Film war auf jeden Fall ein Geschenk, auch weil das Buch wahnsinnig gut geschrieben war. Aber nur Drama zu spielen, wäre schade, und Komödie ist eigentlich fast schwieriger.