Berlin. Für Popstar Eloy de Jong ist die Liebe wichtiger als jeder Mega-Erfolg. Doch der ehemalige Teenie-Schwarm hatte lange ein Geheimnis.

Mit der Boygroup „Caught in the Act“ war Sänger Eloy de Jong eines der großen Teenie-Idole der 90er-Jahre. Doch wegen seiner Homosexualität musste der 51-Jährige, der inzwischen als Solokünstler erfolgreich ist und sein neues Album vorbereitet, ein Doppelleben führen. In der Serie „Meine erste Liebe“ der Funke Tageszeitungen berichtet de Jong über sein Glück, aber auch über sein jahrelanges Versteckspiel in der Musikbranche.

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Sie haben letztes Jahr den „Caught in the Act-Song“ mit dem Titel „Love Is Everywhere” für Ihr Best of Album neu aufgenommen. Dieses Motto können Sie vermutlich unterschreiben.

Eloy de Jong: Ja, ohne Liebe geht es einfach nicht. Und es gibt keinen Unterschied zwischen der Liebe zwischen Mann und Frau oder der Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen. Ich fühle es als meine Aufgabe als Prominenter, das immer wieder anzusprechen.

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Heutzutage ist es viel einfacher, sich zu seiner sexuellen Orientierung zu bekennen. Wie war das bei Ihnen?

Eloy de Jong: Ich weiß nicht, ob man das so einfach sagen kann. Es gibt Länder, in denen man für Homosexualität bestraft wird. Doch es stimmt, dass es heute einfacher ist, gleiche Menschen zu finden. Als Boyband-Mitglied in der „Caught in the Act“-Zeit in den 1990ern war das nicht möglich. Das war ein Millionenbetrieb, und dabei blieb die Menschlichkeit manchmal auf der Strecke. Unser Manager hat betont, dass er auf den heterosexuellen Markt abgezielt hat. Deshalb musste ich ein Versteckspiel betreiben.

Caught in the Act
Eloy de Jong (l.): Mit der Band „Caught in the Act“ begeisterte er in den 90er-Jahren die Teenies. © picture alliance/United Archives | Valdmanis

Wann begann das? Wie haben Sie Ihre erste große Liebe erlebt?

Eloy de Jong: Meine erste Liebe war der holländische Moderator Carlo Boszhard. Wir sind mit der Gruppe 1993 in seiner kleinen Talkshow aufgetreten, wo wir unser erstes Lied gesungen haben. Es war nicht klar, dass Carlo schwul war, aber wenn man sich in die Augen schaut, dann spürt man das.

Ich habe ihn danach nochmal getroffen, und er hat mich eingeladen, wieder vorbeizukommen. Dann waren wir verliebt und haben fast vier Jahre eine Beziehung geführt. Aber es war schwierig. Wenn ich mit Carlo in Holland unterwegs war, bin ich immer sechs, sieben Meter hinter ihm gegangen. Und als es dann mit dem großen Erfolg losging, wurde es erst recht krass, weil ständig 30, 40 Mädchen vor meiner Haustür lagen. 

Hatten Ihre Band-Kollegen Verständnis?

Eloy de Jong: Wir wurden zwar so vermarktet, als seien wir Jahre lang Freunde, aber wir haben einander erst bei den Castings kennengelernt. Deshalb hatte ich Angst, mich ihnen zu offenbaren. Als unser Manager herausfand, dass ich mit Carlo zusammen war, hat er mir gedroht, mich aus der Band zu werfen. Das war ein richtiger Horror.

Eloy de Jong, hier als Figur „Maximum Power“ in der Prosieben-Show „The Masked Dancer“. © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Eloy de Jong über Homosexualität: Mitschüler waren negativ eingestellt

Wie ging es Ihnen in früheren Jahren?

Eloy de Jong: In der Schule dachte ich, ich bin der Einzige, der das so fühlt. Meine Mitschüler waren gegenüber Homosexualität negativ eingestellt. Auch mein Vater, der davon abgesehen Alkoholiker war, konnte damit gar nichts anfangen. So konnte ich nie ich selbst sein.

Aber wie haben Sie verstanden, was es heißt, zu lieben?

Eloy de Jong: Durch meine Mama. Sie hat mich immer geliebt und mich gelehrt, was Liebe bedeutet. Sie ist unglaublich stolz auf mich, hat in den 90ern jede „Bravo“ gesammelt. Ich rufe sie immer auch als Erste an, wenn ich im Fernsehen auftrete. Ohne sie wäre ich wohl eine komplett andere Person geworden.

Warum ging dann Ihre erste Beziehung auseinander?

Eloy de Jong: Wir sind einfach auseinander gewachsen. Ich war mit der Band auf der ganzen Welt unterwegs, und mein Partner war in Holland und wollte eigentlich nur, dass ich zu Hause bin.

Eloy de Jong über seine Liebe zu Stephen Gately: Sein Tod war ein Alptraum

Danach folgte Ihre Beziehung zu dem Boyzone-Sänger Stephen Gately, mit dem Sie 1999 gemeinsam Ihr Coming out hatten. Wie kam das zustande?

Eloy de Jong: Unsere Presseagentur rief uns an, dass unsere Liebesgeschichte der Zeitung „The Sun“ für viel Geld angeboten wurde. Ein Journalist hatte unsere Beziehung entdeckt und wollte einen Artikel schreiben. Wir dachten uns: Wir haben so lange mit unserer Angst gelebt. Aber was passiert eigentlich, wenn die Fans wissen, dass wir auf Jungs stehen? So haben wir uns entschlossen, unsere Geschichte einem großen englischen Boulevardblatt zu erzählen, um die Kontrolle zu behalten. Wir haben aber kein Geld dafür bekommen.

Caught in the Act (Eloy de Jong)
Während seiner Zeit bei „Caught in the Act“ wurde Eloy de Jong das Image des Mädchenschwarms angedichtet. © picture alliance / Fryderyk Gabowicz | Fryderyk Gabowicz

Wie waren die Gefühle und die Reaktionen danach?

Eloy de Jong: Es gab auch negative Meinungen, aber 99 Prozent waren einfach positiv. Ich werde den Moment, als die Zeitung erschien, nie wieder vergessen. Das hat uns Kraft und ein riesiges Gefühl von Freiheit gegeben. Auch heute passiert es noch, dass Leute zu mir kommen und sagen: „Dein Coming out hat mir geholfen, meine eigene Geschichte zu erzählen.“

Sie trennten sich dann 2002. Sieben Jahre später starb Gately an einem Lungenödem aufgrund eines nicht entdeckten Herzfehlers. Wie haben Sie das erlebt?

Eloy de Jong: Es war ein Alptraum. Ich konnte es damals nicht glauben. Mein Partner Ibo hat mir damals seine Liebe gezeigt und gesagt: „Du musst nach Irland zum Begräbnis gehen.“ So habe ich dann mit den Jungs von Boyzone seinen Sarg in die Kirche getragen.

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Glauben Sie, dass Sie nach all diesen Erfahrungen Liebe tiefer empfinden als andere?

Eloy de Jong: Ich kann es nicht sagen. Ich weiß nur: Ich habe in meinem Leben so viele Höhen und Tiefen erlebt, dass ich Liebe wirklich zu schätzen weiß. Sie ist wichtiger als alle Nummer-1-Hits.

Sänger litt in der Kindheit – Tochter soll es besser haben

Sie haben eine 13-jährige Tochter Indy, die Sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Ihrem Partner aufziehen. Indys Mutter war damals eine gute Single-Freundin, die das Kind nach einer künstlichen Befruchtung auf die Welt gebracht hatte. Inwieweit vermitteln Sie ihrer Tochter, was Liebe bedeutet?

Eloy de Jong: Wie ich schon sagte, war meine eigene Kindheit nicht so schön, weil mein Vater ständig Streit angefangen hat. Deshalb finde ich es am wichtigsten, dass unsere Tochter spürt, dass bei uns Harmonie da ist und wir respektvoll miteinander umgehen. Dafür braucht es nicht unbedingt immer Candlelight-Dinner. Wir erklären Indy, dass sie auch für sich selbst Respekt haben soll und dass ihr erster Freund wohl nicht der einzige sein wird. Wahrscheinlich wird sie erst später die wahre Liebe finden.

Meine erste Liebe Themenseitenbild
Promis berichten in der Serie „Meine erste Liebe“ über ihre frühen Erlebnisse. © ZRB | iStock

Wenn Liebe „everywhere“ ist, wie zeigt sie sich denn sonst noch in Ihrem Leben?

Eloy de Jong: Ich liebe, dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen kann. Gerade nehme ich mein viertes Studio-Album auf. Es gibt Fans, die mir schon seit den 80ern die Fan-Liebe geben. Ohne Publikum ist man im Nirgendwo.

Außerdem habe ich vor eineinhalb Jahren angefangen zu malen, und bekomme inzwischen ganz viele Aufträge. Aber Liebe zeigt sich eben auch in der Familie. Vor kurzem ist die letzte noch lebende Schwester meiner Mutter verstorben. Und da wollte ich unbedingt neben meiner Mama sitzen und sie in meinen Armen halten. So konnte ich ihr das zurückgeben, was sie Jahre lang für mich getan hat.