Berlin. An der Ostsee werden Feuerquallen zu einem größeren Problem. Am Wochenende wurden mehr als 200 Menschen durch Kontakt verletzt.

An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins sind aktuell vermehrt Feuerquallen aufgetaucht und zu einem schmerzhaften Problem für die Badegäste geworden. Wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mitteilte, mussten am vergangenen Wochenende insgesamt 220 Badegäste in der Lübecker Bucht wegen Verbrennungen behandelt werden, nachdem sie mit Feuerquallen in Berührung gekommen waren. Besonders betroffen waren die beliebten Strandabschnitte von Scharbeutz und Timmendorf, wie zuerst die „Lübecker Nachrichten“ berichteten.

Die Quallenplage sorgte am vergangenen Samstag für einen Großeinsatz zwischen Niendorf und Sierksdorf. Zwei Vorfälle stachen besonders hervor: Einem Badegast gelangte ein Tentakel ins Auge, während bei einem anderen der Kreislauf nach Hautkontakt zusammenbrach. „Vermutlich handelte es sich um eine allergische Reaktion“, erklärte Lukas Reuter, Geschäftsführer der DLRG Haffkrug-Scharbeutz.

Die meisten Verletzungen konnten von den ehrenamtlichen DLRG-Helfern vor Ort behandelt werden. Am Sonntag wurden nur noch acht und am Montag 15 Verletzte gezählt. Der Wind hatte gedreht, und die Quallen wurden von den Stränden weggetrieben.

Bereits am Freitag hatten rote Flaggen an den Stränden vor den Feuerquallen gewarnt. Der Wind hatte die Quallen an die Küste getrieben und damit die Gefahr für die Badegäste erhöht. Die Frage, warum die Warnflaggen am Samstag wieder entfernt wurden, blieb jedoch unbeantwortet. DLRG-Geschäftsführer Reuter betonte aber, dass sich die Lage wieder deutlich entspannt habe. Die 20 Kilometer lange Küste und die 24 Rettungsschwimmertürme relativierten die hohe Zahl der Verletzten, so Reuter weiter.

Darum sind so viele Feuerquallen in der Ostsee

Doch warum gibt es so viele Feuerquallen in der Ostsee? „Der Wind drückt das Oberflächenwasser weg und mit dem Unterwasser kommen dann die Quallen“, erklärt Peter Bolle vom DLRG gegenüber dem NDR. Durch die Unterströmung würden die Tiere an den Strand gespült werden. Im Moment habe sich der Wind zwar gedreht, aber das kann sich sehr schnell wieder ändern.

Feuerquallen, auch Pelagia noctiluca genannt, können in Schwärmen ganze Küstenabschnitte beleuchten. Die Tiere sind etwa tellergroß und haben eine gelbbraune Farbe, die unter Wasser rötlich erscheint. Nicht nur wegen ihrer Farbe werden sie auch „Feuerquallen“ genannt.

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Ostsee: Das passiert bei Hautkontakt mit einer Feuerqualle

Denn sie zeichnen sich durch ihre auffällige Biolumineszenz und ihre giftigen Nesselzellen aus. Die Nesselzellen dienen zum Fang von Beutetieren wie kleineren Quallenarten, Fischen und Seescheiden, können aber auch die Haut des Menschen durchdringen.

Badeverbot wegen Feuerquallen
Ein Zettel mit der Aufschrift „Warnung! Vom Baden wird auf Grund des hohen Aufkommens von Feuerquallen derzeit abgeraten“ warnt an einem Rettungsring vor dem Baden in der Ostsee 2018. © picture alliance/dpa | Markus Scholz

Der Kontakt endet meist mit Hautreizungen und schmerzhafter Blasenbildung. Je nach Menge des Giftes kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Besonders Personen mit Herz-Rhythmus-Störungen oder Immunschwächen können schwerwiegendere gesundheitliche Probleme wie Kreislaufstörungen oder Herzinfarkte erleben.

Die DLRG empfiehlt, bei Kontakt mit einer Feuerqualle Rasierschaum auf die betroffene Stelle aufzutragen, diesen einwirken zu lassen und anschließend mit einem stumpfen Gegenstand abzustreifen. Eine Behandlung mit Süßwasser sollte vermieden werden, da sie die Schmerzen verschärfen kann. Im Falle einer schweren Reaktion oder allergischen Reaktion ist es ratsam, sofort Rettungsschwimmer oder Mediziner aufzusuchen.

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Klimawandel und Überfischung als Treiber der Quallenplage an der Ostsee

Seit Jahren treten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste im Sommer deutlich mehr Feuerquallen auf als in den Jahrzehnten zuvor. Durch den fortschreitenden Klimawandel hat sich die Ostsee in den letzten 30 Jahren um 1,6 Grad Celsius erwärmt. Das begünstigt das Wachstum der Quallen. Außerdem hat die Zahl der Fressfeinde und die Konkurrenz bei der Nahrungssuche durch Überfischung abgenommen.

Die DLRG warnt daher vor den Feuerquallen und rät Badegästen zu besonderer Vorsicht. Während die meisten einheimischen Quallenarten ungefährlich sind, können Feuerquallen schmerzhafte und in schweren Fällen gesundheitlich bedrohliche Reaktionen hervorrufen.