Berlin. Wirtschaftskriminalität in deutschen Firmen nimmt rasant zu. Vor allem das Image wird beschädigt.
Die Wirtschaftskriminalität in deutschen Firmen hat im Laufe der letzten beiden Jahre rasant zugenommen. Mehr als 60 Prozent der Konzerne sind nach einer Studie der Unternehmensberatung PwC und der Universität Halle-Wittenberg inzwischen von Betrug, Spionage, Korruption und anderen Straftaten betroffen. Dabei schoss das Ausmaß der aufgedeckten Schäden drastisch in die Höhe: Jedes ans Licht gekommene Delikt verursachte zwischen 2007 und 2009 im Schnitt einen Schaden von 4,3 Millionen Euro – zwei Jahre zuvor war es „nur“ 1,6 Millionen.
„Die direkten Kriminalitätskosten sind aber oft nur die Spitze des Eisbergs“, berichtet PwC-Experte Steffen Salvenmoser. „Der Schaden für den Ruf wiegt mittlerweile schwerer.“ Fast jedes zweite von 500 befragten Großunternehmen gab an, einen erheblichen Ansehensverlust infolge einer bekannt gewordenen Straftat zu erleiden. Vor zwei Jahren waren es nur halb so viele.
Rufschädigend wirken sich vor allem Korruptionsfälle, Datendiebstahl und Preisabsprachen aus. Darunter leiden die Beziehungen zu Geschäftspartnern und Behörden, aber auch die Arbeitsmoral der Beschäftigten und der Aktienkurs börsennotierter Unternehmen.
Täter seltener vor Gericht
Trotz der Zunahme der Wirtschaftskriminalität landen die Täter seltener vor Gericht. Das Bundeskriminalamt registrierte für 2008 nur noch knapp 85 000 aufgedeckte Fälle, ein Rückgang von fast vier Prozent.
Laut PwC wurde zuletzt nur noch gegen die Hälfte aller Täter ermittelt, in den Jahren zuvor stellten die Unternehmen noch in knapp zwei von drei Fällen Strafanzeige. Vor allem das Top-Management muss sich wenig vor einer Strafverfolgung fürchten. Nur jeder dritte überführte Manager wurde angezeigt, mittlere Führungskräfte (49 Prozent) und einfache Angestellte (54 Prozent) hingegen deutlich öfter. Für jeden fünften Top-Manager hatte ein Delikt „überhaupt keine Konsequenzen“, berichtet PWC. NRZ