Berlin. Verdacht auf Datenklau in großem Stil: Nachdem „Unregelmäßigkeiten” bei einem spanischen Dienstleister von Mastercard und Visa aufgetaucht sind, tauschen Anbieter Tausende Karten aus. Betroffen sind Urlauber, die in diesem Jahr in Spanien waren und dort mit Kreditkarte gezahlt haben.
Verbraucher sorgen sich zunehmend um die Sicherheit ihrer Kreditkarten. Wegen „Unregelmäßigkeiten” bei einem Zahlungsdienstleister in Spanien, mit dem die Kreditkartenunternehmen Mastercard und Visa zusammenarbeiten, haben diese kürzlich die Banken alarmiert. KarstadtQuelle-Bank, Lufthansa/Deutsche Kreditbank (DKB) sowie Barclays haben daraufhin bereits Tausende Kreditkarten aus dem Verkehr gezogen und ausgetauscht. Müssen sich jetzt auch die Kunden anderer Banken Sorgen machen? Antworten auf dei wichtigsten Fragen:
Welche Kreditkarten sind betroffen?
Visa- und Mastercard-Karten, die dieses Jahr in Spanien beim Zahlungsverkehr eingesetzt wurden. American Express ist außen vor, das Unternehmen arbeitet nicht mit dem spanischen Dienstleister zusammen. Näheres über die Hintergründe ist bislang nicht bekannt. Offenbar sind Kreditkartendaten deutscher Kunden in falsche Hände geraten. Wie das genau passiert ist, darüber gibt es bislang jedoch nur Gerüchte. So ist von „gefälschten Überweisungen” die Rede, auch von Missbrauch an Geldautomaten und kopierten Magnetstreifen. Mastercard verweist auf laufende Untersuchungen in Spanien. Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) der deutschen Geldinstitute sprach von einem Angriff auf einen spanischen Dienstleister, der für Kreditkarten-Firmen den technischen Service abwickle.
Wie wahrscheinlich ist ein Betrugsfall größeren Stils?
Die DKB, Partner der Lufthansa bei „Miles & More”-Karten mit Zahlungsfunktion, erklärt, Betrugsfälle seien bislang nicht aufgetreten. Bei Barclays gibt es aber offenbar Hinweise, dass Betrugsfälle auf die Vorgänge in Spanien zurückzuführen sind. Geldinstitute und Kreditkartenunternehmen versuchen, die Sache klein zu halten, um ihre Kunden nicht zu verschrecken. Beim Bundesverband Deutscher Banken (BdB) heißt es, es bestehe „kein Grund zur Panik”. Jene Banken, die Kreditkarten eingezogen haben, täten dies rein präventiv, um Missbrauchsfälle auszuschließen, sagte BdB-Sprecher Thomas Schlüter. Der Banken-Experte Wolfgang Gerke ist skeptischer: „Es muss größere Sicherheitsprobleme geben, sonst hätte man gewiss nicht so scharf reagiert.”
Wie gehen die Banken mit der Gefahr um?
Laut ZKA haben Visa und Mastercard die Banken über potenziell missbrauchsgefährdete Kreditkarten informiert. Die betroffenen Kunden würden nun von ihrer Bank in Kenntnis gesetzt und die Karten ausgetauscht. Sie blieben jedoch bis dahin gültig. Die KarstadtQuelle-Bank hat bereits Mitte Oktober 15 000 Karten aus Sicherheitsgründen ausgetauscht. Auch Barclays hat schon Tausende Kreditkarten eingezogen, zuletzt folgten Lufthansa und das Partnerinstitut DKB. Andere Banken halten sich – zumindest noch – zurück. Es liegt in ihrem jeweiligen Ermessen, wie sie mit dem Thema umgehen, erklärt BdB-Sprecher Schlüter. So verzichtet zum Beispiel die Comdirect-Bank auf eine Tauschaktion größeren Stils. Wenn ein Kunde in Spanien Urlaub gemacht habe und sich Sorgen mache, könne die Kreditkarte auf Wunsch ausgetauscht werden, hieß es auf Anfrage.
Was sollten Verbraucher tun, die 2009 in Spanien mit einer Master- oder Visacard gezahlt oder Geld am Automaten abgehoben haben?
Wer ganz sicher gehen will, bittet seine Bank einfach um einen Austausch der Kreditkarte. Ansonsten gilt es, Abbuchungen auf dem Konto regelmäßig zu prüfen. Bei falschen Abbuchungen sollten Kunden die Karte sofort sperren lassen – am besten über die Bank oder das Kreditkarteninstitut, empfiehlt der BdB. Bei einem Kreditkartenbetrug, bei dem der Kunde schuldlos ist und nicht grob fahrlässig gehandelt hat, haftet in der Regel das Kreditkartenunternehmen.