Essen. In der Datenklau-Affäre um deutsche Kreditkarten ziehen jetzt sämtliche Banken Tausende Mastercard- und Visa-Karten von ihren Kunden aus dem Verkehr. Doch es gibt Unterschiede. Während die Volks- und Raiffeisenbanken 60.000 Karten zurückrufen, agieren andere nur auf Kundenwunsch.

Der Kreditkartendienstleister BCS der Sparkasse Duisburg ist sichtlich bemüht, die Kunden zu beruhigen: „Bei diesem Austausch handelt es sich um eine rein vorbeugende Maßnahme, mit der wir größtmögliche Sicherheit beim Bezahlen mit Ihrer Kreditkarte gewährleisten und das Vertrauen in ihre Sparkassen-Kreditkarte bewahren wollen”, heißt es in dem Schreiben, das jetzt Kreditkartennutzern zuging, deren Karte ausgetauscht wird.

"Alle Banken sind betroffen"

Tatsächlich herrscht bei den Geldinstituten derzeit aber hektische Betriebsamkeit: Sämtliche deutsche Banken ziehen wegen eines „Datenabgriffs”, wie ihn BCS einräumt, Kreditkarten von möglichen Betroffenen aus dem Verkehr und tauschen sie gegen neue Karten mit neuen Geheimnummern aus.

"Alle Banken sind betroffen”, sagt ein Sprecher des Zentralen Kreditkartenausschusses (ZKA). Die Zahl der offiziell bekannten Fälle liegt bereits bei über 100 000. Tatsächlich dürften es jedoch noch weit mehr, vielleicht mehrere Hunderttausend sein. Zahlen zu der bislang größten Umtauschaktion von Kreditkarten in der deutschen Geschichte gibt jedoch nur ein Teil der Banken an. Die Geldinstitute geben sich sehr zurückhaltend.

Sicher ist: Betroffen sind die beiden größten Anbieter Mastercard und Visa (die NRZ berichtete). Nicht eindeutig klar bleibt auch am Mittwoch, ob nur Reisende, die ihre Karte in Spanien benutzt haben, vom Datenklau betroffen sind.

Austausch "präventiv"

Die Institute gehen unterschiedlich mit dem Sicherheitsproblem um. „Die Sparkassen tauschen aus”, sagt Stefan Marotzke vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Bislang sei kein einziger Schadensfall bekannt, so Marotzke. Die Sicherheitssysteme funktionierten, sagt er.

Die Volks- und Raiffeisenbanken rufen insgesamt 60 000 Karten zurück. Eine Deutsche-Bank-Sprecherin erklärte, derzeit würden „präventiv mehr Karten als üblich ausgetauscht”. Nähere Angaben über den Umfang macht die größte deutsche Bank nicht. Auch bei der Commerzbank gibt man sich wortkarg. Anfang November seien vorsorglich „einige wenige” Kreditkarten getauscht worden. Man könne nicht ausschließen, dass weitere Karten eingezogen werden, sagt ein Sprecher. Die Citibank beteuert, nur „ein ganz kleiner Teil” der Kunden sei betroffen.

Die Comdirect Bank verzichtet bislang auf einen Austausch, Kunden bekommen aber auf Wunsch kostenfrei eine neue Visa-Karte zugeschickt. Ähnlich verfährt die Postbank. Sie tauscht aus, „wenn sich Kunden wegen Unregelmäßigkeiten melden oder wenn wir selber welche feststellen”, so ein Sprecher. Die Postbank ist nach Barclays bislang die einzige Bank, die öffentlich davon spricht, dass es bereits auffällige Abbuchungen gegeben habe. Die HypoVereinsbank will in den nächsten Wochen 3000 Karten tauschen.

Insgesamt sind in Deutschland rund 25 Millionen Kreditkarten in Umlauf. Nach Angaben von Verbraucherschützern und des Zentralen Kreditausschusses der Banken müssen sich Kunden aber keine Sorgen machen: Bei einem Datenklau wie jetzt in Spanien übernehmen die Kreditkartenunternehmen bei falschen Abbuchungen sämtliche Kosten. Allerdings müssen Verbraucher sorgsam ihre Abrechnungen prüfen und bei Auffälligkeiten sofort ihre Bank informieren. NRZ