An Rhein und Ruhr. Für den Transport von Atommüll nach Ahaus steht die Genehmigung noch aus. Doch schon bei der Planung könnten marode Brücken zum Problem werden.
152 jeweils 30 Tonnen schwere Castor-Behälter sollen von Jülich bei Köln nach Ahaus im Kreis Borken transportiert werden. Daran sind zahlreiche Behörden und Unternehmen beteiligt. Eine Transportgenehmigung steht noch aus, dennoch stellt sich die Frage nach einer möglichen Route. Denn auch Castoren sind von dem schlechten Zustand der Infrastruktur betroffen. Wie die Transporte ablaufen.
Marode Brücken sorgen für Kopfschmerzen bei der Routenplanung
Während die Speditionsbranche bereits über Probleme bei der Routenplanung klagt, sind besonders Schwertransporte vom schlechten Zustand der Straßenbrücken in NRW und bundesweit betroffen, wie Roman Suthold, Verkehrsexperte vom ADAC NRW sagt. Es werde immer schwieriger, Routen mit geeigneten Brücken zu finden.
Das betrifft auch die Castoren aus Jülich, die ausschließlich über die Straße nach Ahaus gelangen sollen. Denn auch wenn laut dem für die Transportgenehmigung zuständigen Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) Schienen- und auch Schiffstransporte von Castor-Behältern generell möglich wären, seien hier bislang nur Straßentransporte beantragt worden.
Die Castor-Behälter
Der Begriff „Castor“ ist eine Abkürzung für die englische Bezeichnung der Behälter: „Cask for Storage and Transport of Radioactive Material“ (dt. „Behälter zur Lagerung und zum Transport radioaktiven Materials“). In ihnen werden verbrauchte Brennelemente und anderer radioaktiver Abfall, unter anderem aus Atomkraftwerken gelagert. Brennelemente dürfen bis zu 40 Jahre in einem Behälter bleiben.
Die normalen Castor-Behälter sind etwa sechs Meter lang und haben einen Durchmesser von zwei Metern. Vollbeladen können sie bis zu 150 Tonnen wiegen. In Jülich hingegen sind kleinere Castor-Behälter des Typs „CASTOR THT/AVR“ gelagert. Diese wiegen bis zu 30 Tonnen und enthalten schwach- und mittelradioaktive Abfälle des 1988 stillgelegten Versuchsreaktors in Jülich sowie dessen Brennstoffe.
Beantragt wird der Transport von dem Unternehmen, das diesen durchführt; im Fall der Jülicher Castoren ist das Orano NCS. Eine passende Route für den Transport zu finden, liege dabei in der Verantwortung des Transporteurs. Orano NCS selbst wollte sich nicht zu möglichen Problemen bei der Routenplanung äußern.
Bundesamt: Ohne sichere Route gibt es keine Genehmigung
Klar sei laut einem Sprecher des BASE aber: „Bei Transporten von Kernbrennstoffen steht die Sicherheit an erster Stelle. Sie werden nur dann durchgeführt, wenn die Strecke geeignet ist.“ Und selbst wenn eine Route gefunden ist und eine Genehmigung vorliegt, kann es nicht gleich losgehen. Der Polizei-Einsatz zum Schutz des Castor-Transports werde über mehrere Wochen vorbereitet, erklärt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums.
Jahrelanger Rechtsstreit bremste Genehmigung aus
Bis der erste Castor-Behälter also in Richtung Ahaus rollt, werden noch mehrere Monate ins Land gehen. Und dabei sind mögliche Klagen noch nicht einbezogen. Denn 2013 hatte das Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass auch Anwohner gegen die Transporte von Castoren klagen können. Selbst wenn das BASE also eine Transportgenehmigung erteilt und eine Route gefunden wurde, könnte die tatsächliche Durchführung zumindest vorübergehend blockiert werden.
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So wie es bei der Erlaubnis für die Zwischenlagerung in Ahaus der Fall war. Erst im Dezember endete ein jahrelanger Rechtsstreit. Die Genehmigung zur Lagerung der 152 Castor-Behälter in Jülich war bereits 2013 ausgelaufen. 2014 ordnete die NRW-Atomaufsicht die Räumung an. Zunächst wurde überlegt, ob ein neues Zwischenlager in Jülich gebaut oder die Behälter nach Ahaus gebracht werden sollten. Für Letzteres gab das BASE 2016 schließlich grünes Licht.
Seit 2017 klagte die Stadt Ahaus gegen Genehmigung, unter anderem mit dem Argument, die Sicherheit des Lagers sei nicht ausreichend geprüft worden. Das OVG NRW in Münster sah dies durch zahlreiche Gutachten hingegen als geprüft an und entschied am 3. Dezember vergangenen Jahres, dass die Behälter nach Ahaus dürfen. Wann sie dort ankommen, ist hingegen noch völlig unklar.