Hünxe. Im Dezember 2023 wurden in Hünxe gleich mehrere Keller überflutet – ausgerechnet zur Weihnachtszeit. Wie Marc Vinschen die Einsätze erlebt hat.
Als Marc Vinschen und seine Kollegen bei der Freiwilligen Feuerwehr Hünxe am 21. Dezember vergangenen Jahres zu den ersten Einsätzen gerufen werden, können sie nur schwer erahnen, wie die Weihnachtstage noch verlaufen sollten. „Wir hatten sechs Einsätze, wo Bäume umgestürzt waren“, erinnert sich Vinschen im Gespräch mit der Redaktion. „Es war draußen sehr nass und stürmisch. Als wir unterwegs waren, haben wir auch schon gemerkt, dass der Boden hier und da aufgeweicht war.“ Ein Blick auf die Lippe bereitet ihnen aber gleich Sorgen: Der Pegel war durch den Regen der vergangenen Tage stark angestiegen und der Fluss bereits über die Ufer getreten.
Am 24. Dezember dann der erste Notfall: Vinschen und seine Frau sind in Weihnachtsstimmung, bereiten sich auf den Heiligabend mit der Familie vor, als die Feuerwehrleute in Hünxe die Nachricht erhalten: „Der erste Keller steht unter Wasser.“ Schnell rücken die Freiwilligen aus, helfen dabei, den Keller auszupumpen. „Parallel haben wir direkt begonnen, Sandsäcke zu befüllen, um das Hochwasser von den anderen Häusern fernzuhalten“, erzählt der 33-Jährige. Doch schon am Abend zeichnete sich ab: „Das wird uns auch noch die nächsten Tage beschäftigen.“
Das Hochwasser breitet sich aus
Der Morgen des 25. Dezember beginnt für Vinschen, der aus Alpen kommt und heute in Drevenack wohnt, dann direkt mit dem nächsten Einsatz. Die Feuerwehrleute legen weiter Sandsäcke aus, stellen Gitterboxen mit Sandsäcken auf, woraus sich bedrohte Haushalte bedienen können. „Mehr kann man bei Hochwasser auf die Schnelle auch leider nicht wirklich machen.“
Bis zum 27. Dezember erreicht das Hochwasser immer mehr Wohnhäuser, besonders Krudenburg ist betroffen. Der Ortsteil liegt direkt am Ufer der Lippe. Gärten stehen zum Teil komplett unter Wasser. Mehrere Häuser haben feuchte oder überflutete Keller, da das Grundwasser ebenfalls angestiegen ist und jetzt durch die Bodenplatte in die Häuser gelangt. „Ich erinnere mich noch an eine Frau, die kurz zuvor erst in eine frisch renovierte Kellerwohnung eingezogen war, die plötzlich komplett unter Wasser stand.“
Keller geflutet – Kanufahrer auf der Lippe gekentert
Für besinnliche Weihnachtsstimmung bleibt bei einigen Familien kein Raum mehr. „Man konnte den Menschen ansehen, dass sie schlaflose Nächte hatten. Und dann auch noch genau an Weihnachten, wo man ja eigentlich die Zeit mit der Familie genießen will, das war einfach sehr unglücklich.“ Auch die zahlreichen Feuerwehrleute verbringen die Feiertage anders als geplant, „aber das gehört eben dazu“, stellt der 33-Jährige klar.
Als die Arbeiten am Vormittag des 28. Dezember schon fast abgeschlossen sind, entdeckt ein Feuerwehrmann plötzlich Kanuten im Wasser, während er über die Lippebrücke fährt. „Aufgrund der starken Strömung waren zwei Kanufahrer gekentert. Warum die bei solchen Verhältnissen überhaupt auf dem Wasser waren, konnte ich mir auch nicht erklären“, erinnert sich Vinschen. Die DLRG-Wasserrettung wird alarmiert, um im Wasser nach den Personen zu suchen. „Die konnten sich zum Glück an einem Baum festhalten, der schon bis zur Krone im Wasser stand.“ Die Männer sind unterkühlt und werden in ein Krankenhaus gebracht.
„Man konnte den Menschen ansehen, dass sie schlaflose Nächte hatten. Und dann auch noch genau an Weihnachten.“
Wenig später der nächste Notfall: Eine dritte Person ist in Höhe Krudenburg auf dem Wasser gekentert. Zur Rettung kommt ein Helikopter der Bundeswehr, der bei der Suche noch zwei weitere Personen im Wasser entdeckt, alle werden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Anwohner unterstützen die Freiwilligen
Anschließend beruhigt sich die Lage bei der Feuerwehr, die aber weiterhin fleißig Sandsäcke verteilt. Dabei werden sie stets von Anwohnerinnen und Anwohnern unterstützt. Nicht nur mit helfenden Händen, sondern auch mit Verpflegung. „Uns haben ständig Leute warme Getränke oder Kekse vorbeigebracht“, lobt Vinschen den Zusammenhalt in seiner Heimat.
„Trotzdem hätte ich nichts gegen ein entspannteres Weihnachten in diesem Jahr“, scherzt der 33-Jährige, der die Feiertage immer mit seiner Familie und der Familie seiner Frau verbringt. Bereit für Einsätze sei man natürlich trotzdem. Über WhatsApp werde immer koordiniert, wer zur Verfügung stehe und wer gerade gar nicht in der Nähe ist. Ein paar Einsätze gebe es schließlich immer über Weihnachten. „Das können zum Beispiel Verkehrsunfälle nach der Weihnachtsfeier sein oder auch kleine Unfälle in der Küche, wenn versehentlich der Herd angelassen wurde“, erklärt Vinschen. Seine Familie habe aber auch immer Verständnis für die spontanen Einsätze der Freiwilligen – ohne die funktioniert es nun mal auch nicht.