An Rhein und Ruhr. Wer kiffen will, kann sich schnell ein E-Rezept für Cannabis besorgen. Das stigmatisiert Patienten, die wirklich eine Therapie benötigen. Was sich ändern muss.

Die Idee klingt verlockend: Die Kombination aus Telemedizin und E-Rezept kann es Patienten und Patientinnen erleichtern, eine dringend benötigte Cannabis-Therapie zu erhalten. Doch die zunehmende Digitalisierung unseres Gesundheitssystems hat auch Schattenseiten. Viele Anbieter nutzen die Lücken des Systems aus, werben mit schnellen und unkomplizierten Beratungen. Wie oft ein E-Rezept ohne tiefergehende Notwendigkeitsprüfung ausgestellt wird, lässt sich nur schwer feststellen. Doch die Zahl der Privatrezepte steigt an. Die Schlussfolgerung: Nicht jeder, der vorgibt, medizinisches Cannabis zu benötigen, ist wirklich krank.

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Ein Problem mit weitreichenden Folgen. Patienten, die Cannabis brauchen, um chronische Schmerzen, Epilepsie oder andere schwere Erkrankungen auszuhalten, sind keine Freizeitkiffer – sie werden durch das Ausnutzen weiter stigmatisiert und künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit mit mehr Skepsis konfrontiert. Die Grenze zwischen Spaßkonsum und ernsthafter Medikation verschwimmt.

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Das Problem ist nicht die Telemedizin per se, sondern eine fehlende Regulierung, ein undurchdachtes Konzept – und die Tatsache, dass viele Cannabisclubs an den bürokratischen Hürden scheitern. Für Nicht-Patienten ist das Privatrezept eine gute Gelegenheit, sich schnell „sauberes“ Cannabis zu beschaffen, wenn es nicht vom Dealer im Park kommen soll. Es braucht die Möglichkeit, sicher zu überprüfen, ob ein Rezept ordnungsgemäß ausgestellt wurde – auch, wenn die behandelnden Ärzte im Ausland sitzen. Ansonsten ist das System eine Einladung zum Missbrauch – und die Telemedizin verkommt bei Cannabis-Verschreibungen zum Freifahrtschein für Spaßkiffer.