Duisburg. Im „Ziegenpeter“ arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. Doch das ist nicht das einzig Besondere an dem Duisburger Restaurant.
Der „Ziegenpeter“ liegt etwas abseits... Ist das hier, einmal quer durch den Rheinpark, auch wirklich der richtige Weg? Ja! Dort drüben stehen schon Ziegen, die auf den Rhein starren. Zugegeben, die Tiere draußen vor der Tür sind nicht echt, dafür aber geht‘s drinnen im Restaurant umso lebhafter zu. Ach was, winkt Daniela Borgardt ab, das ist noch gar nix! „Abends, am Wochenende und in den Ferien ist viel mehr los“, sagt die Betriebsleiterin. Dann wird‘s auch mal in der Küche etwas stressiger, obwohl, und das ist ihr wichtig zu betonen, „nie rumgeschrien oder geschimpft wird“. Darin unterscheidet sich der „Ziegenpeter“, in dem Menschen mit und ohne Behinderung angestellt sind, von anderen Restaurants. „Keiner arbeitet gegeneinander, sondern miteinander.“
Deshalb ist es auch kein Problem, mal kurz an dem Tresen vorbeizugehen und in die Küche zu lünkern. „Hi Jerry!“, ruft Daniela Borgardt. Jeremy Kornbrust lächelt breit, grüßt zurück und gießt dann weiter die Kirschenmasse in eine Springform. „Wir backen alles frisch“, erklärt die Betriebsleiterin. Kirsch-, Apfel- und Käsekuchen gehören zum Standardsortiment, dazu kommt Saisonware. So wie die Plätzchen in der Schale, die so verführerisch duften... Daneben gibt‘s aber auch Frühstück, Salate, Flammkuchen, Ofenkartoffeln, Pitataschen, Nudelgerichte und noch so viel mehr! „Bei der Wochenkarte können sich auch die Mitarbeiter selbst einbringen“, sagt sie. „Dadurch ist hier nichts 0815.“
Das überzeugt die Gäste im Duisburger „Ziegenpeter“
Genau das lieben die Gäste, weiß Jutta Lütke Vestert, Pressesprecherin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung. „Die Leute kommen nicht, weil sie etwas Gutes tun möchten“, sagt sie, „sondern wegen der Speisekarte und des Ambientes.“ Erst beim Aufschlagen der Speisekarte erfahren viele überhaupt erst, dass hier Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. „Das ist gelebte Inklusion“, betont sie. „Und das finden die Gäste großartig.“ Ja, nach 13 Jahren kann sie sagen: Es läuft – und zwar gut! Aber wie kam der „Ziegenpeter“ überhaupt in den Rheinpark? Nunja, dafür geht‘s nun mit einem Käffchen und Plätzchen in den Gastraum. Am Nebentisch plaudert ein Pärchen, im Kamin lodert ein Feuer... Ganz schön gemütlich!
„Bei uns steht die berufliche Bildung und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Vordergrund“, erklärt Jutta Lütke Vestert. Und weil die Menschen unterschiedliche Interessen haben, sollte es auch verschiedene Arbeitsbereiche geben. „Nicht alle wollen in der klassischen Werkstatt arbeiten“, sagt sie. Also entwickelten sie das Konzept eines Restaurants mit „arbeitsmarktnahen Arbeitsplätzen“. Denn, das ist ihr ebenfalls wichtig, manche können so irgendwann in den „allgemeinen Arbeitsmarkt“ wechseln, wie es offiziell heißt. „Das haben einige auch schon geschafft!“ Doch nicht alle haben den Wunsch, manche möchten auch einfach im „Ziegenpeter“ bleiben.
„Ich habe den schönsten Arbeitsplatz in Duisburg!“
Denn bei 100 Plätzen draußen und 42 Plätzen drinnen wird‘s hier wirklich nie langweilig. „Die Mitarbeiter werden in beide Bereiche, also Service und Küche, eingearbeitet“, erzählt Daniela Borgardt. Jeweils vier Fachkräfte geben ihr Wissen an die Mitarbeitenden weiter. Dafür braucht es Empathie, Geduld... und manchmal auch kreative Ideen. Die Rezepte beispielsweise stehen auf Karten, „und jeder Arbeitsschritt ist bebildert“, erklärt sie. Welches Küchengerät wird gebraucht? Welche Zutat darf nicht fehlen? „Dadurch ist jeder Mitarbeiter fähig, alles von der Speisekarte alleine zu machen.“ Auch, wenn es natürlich Präferenzen gibt... Jeremy Kornbrust beispielsweise arbeitet am liebsten im Service, aber manchmal muss er eben auch in der Küche helfen – und Kuchen backen.
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So isst der Niederrhein!
Der Niederrhein hat kulinarisch so einiges zu bieten! Kostprobe gefällig? Dann schauen Sie doch mal bei der „Genussfreundin“ in Neukirchen-Vluyn vorbei, die mit köstlichen Delikatessen ein Großstadtflair in ihr Heimatdorf bringt. Heike Frohnhoff aus Kempen setzt dagegen aufs Einkochen – ein echter Trend, wie sie erklärt. Dafür eignen sich auch die ein oder anderen Winterkräuter, die es in der Alpener Kräutergärtnerei Schenkendorf gibt. Kennen Sie Himbeerspinat? Oder Barbarakresse?
Wenn es dagegen nach frischem Spekulatius duftet, dann ist Hedwig Queling nicht weit. Die Kranenburgerin backt nach altem Familienrezept und verkauft die kleinen Tüten aus ihrem umgebauten Oldtimer heraus. Und wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst in die Küche zu stellen: Sandra Kiss, die es bei der TV-Show „Das große Backen“ bis ins Finale geschafft hat, verrät exklusiv ein Rezept für „Niederrhein-Cupcakes“ – natürlich mit Rübenkraut.
Ein schlechtes Gewissen braucht übrigens bei all den Leckereien niemand zu haben, zumindest diejenigen nicht, die beim Naschen die Tipps des Schokoladensommeliers Michael Nieten beherzigen. Der Klever läuft Triathlon – und liebt Süßes. Ein Widerspruch, der eigentlich keiner ist, wie er erklärt. Hunger bekommen? Dann schauen Sie doch mal in unsere „Heimat am Niederrhein“, die am 22. November Ihrer Zeitung beiliegt, oder lesen Sie die Artikel ganz einfach online. Viel Spaß und guten Appetit!
Es gibt Schlimmeres. Dabei fällt Jutta Lütke Vester doch direkt ein, wie ein Mitarbeiter mal aus dem Fenster geschaut und gesagt hat: „Ich habe den schönsten Arbeitsplatz in Duisburg!“ Kein Wunder, bei diesem Blick auf den Rhein...
Das Restaurant „Ziegenpeter“, Liebigstraße 70 in Duisburg, hat zwischen Oktober und März montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr sowie freitags bis sonntags von 9 bis 20 Uhr geöffnet, zwischen April und September ist montags bis donnerstags von 9 bis 20 Uhr sowie freitags bis sonntags von 9 bis 22 Uhr geöffnet. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen wie Weinabende oder Bastelaktionen statt. Anstehende Termine und weitere Infos: www.ziegenpeter-duisburg.de