Düsseldorf. Ein Forscher der Uni Düsseldorf hat unter anderem in den Zoos in Duisburg und Arnheim eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Gibbonaffen tanzen!

Den Spruch „Mach mal nicht so einen Affentanz!“ sollte man künftig deutlich vorsichtiger verwenden. Nicht, weil es den Angesprochenen möglicherweise beleidigt. Nein, auch die Gibbonweibchen könnten sich möglicherweise diffamiert, verfügen sie doch über bemerkenswerte tänzerische Fähigkeiten.

Das hat jetzt Kai Caspar, Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, gemeinsam mit den Forscherinnen Dr. Camille Coye aus Paris und Prof. Pritty Patel-Grosz aus Oslo herausgefunden: Weibliche Schopfgibbons vollführen auffällige Abfolgen von zuckenden Bewegungen mit Rumpf, Armen und Beinen. Dieses Video zeigt die Tänze, aufgenommen wurde es in Vietnam in einem Rettungszentrum für bedrohte Primaten, das mit dem Zoo Leipzig kooperiert.

Beobachten lässt sich das auffällige Verhalten der Affenweibchen allerdings auch bei Zoobesuchen. Der ruckartige Ausdruckstanz mit beinahe roboterhaftem Strecken der Glieder folge einem klaren Rhythmus, so die Forscher und dient, dem Menschen nicht völlig unähnlich, vermutlich der Anbahnung der Kopulation. Jedenfalls tanzen nur geschlechtsreife Weibchen, so die Forscher. Auch bei Gibbons machen sich die Männchen also offenbar rar auf der Tanzfläche.

Ein junger Schopfgibbon sitzt bei seiner Mutter im Zoo in Duisburg. (Archivfoto)
Ein junger Schopfgibbon sitzt bei seiner Mutter im Zoo in Duisburg. (Archivfoto) © WAZ | Photo©: Andreas Mangen

Im nächsten Schritt, so Zoologe Kai Caspar, sollen die Tänze noch genauer untersucht werden. „Es ist klar, dass die Schopfgibbonweibchen in Gefangenschaft auch Menschen antanzen“, so der 28-Jährige. Dabei geht es ihnen um Streicheleinheiten oder eine Portion Extrafutter.

Ob sich diese Tänze von den Tänzen fürs Gibbonmännchen unterscheiden. Und ob und wie sich der Schopfgibbontanz womöglich aus kommunikativen Gesten entwickelt hat wie sie auch andere Gibbonfamilien zeigen, das will Caspar jetzt weiter erforschen.

Dr. Kai Caspar
Der gebürtige Duisburg Kai Caspar sah auch in heimischen Zoos den Gibbons beim Tanzen zu. © privat | Privat

All diesen Ähnlichkeiten zu menschlichen Tänzen zum Trotz, gehen die Expertinnen und der Düsseldorfer Forscher davon aus, dass sich der Tanz der Schopfgibbonweibchen und des Menschen unabhängig voneinander entwickelt hat. Dafür spräche unter anderem, dass andere Menschenaffen kein solches Verhalten zeigen.

Und dass die Menschen sich das Tanzen nicht bei den Gibbondamen abgeschaut haben, ist ja insofern schlüssig, als dass die drei Forscher die Erkenntnis jetzt erstmals in einer Fachzeitschrift darlegen.

Auch bei Gibbons tanzen die Männer nicht

Zudem seien Gibbontänze vermutlich angeboren, während menschlicher Tanz in erster Linie kulturell geprägt ist. „Das Tanzverhalten fiel rein zufällig auf, wird aber inzwischen aus den verschiedensten Zoos berichtet“, erläutert Dr. Caspar. Kai Caspar, selbst gebürtiger Duisburger, sah entsprechende Gibbon-Tänze beispielsweise im Duisburger Zoo und im Burger‘s Zoo in Arnheim. Allerdings hören Gibbons keine Musik beim Tanzen, so die Forscher. Das sei beim Menschen anders.

Nun, es soll auch menschliche Tänzer geben, bei denen keine noch so intensive Forschung einen Zusammenhang zur begleitenden Musik hat herstellen können.