Duisburg. Gorillas, Gibbons und Bärenstummelaffen haben im Zoo Duisburg an einer Gewohnheitsstudie teilgenommen. Was die Biologinnen herausfinden wollen.

Der Zoo Duisburg ist nicht nur eine Freizeiteinrichtung für Familien, die Delfine, Koalas oder Zebras aus nächster Nähe beobachten möchten, sondern die Tiere am Kaiserberg sind auch im Einsatz für die Wissenschaft: So hat es in den vergangenen Monaten mit zwei jungen Biologinnen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine Gewohnheitsstudie mit Primaten gegeben.

„Die wissenschaftliche Arbeit in Zoos ist eine unserer vier Grundsäulen und damit wichtiger Bestandteil der Zoo-DNA“, erklärt der Tierpark. Erkenntnisse, die in der Arbeit mit den Tieren gesammelten werden, sollen das Wissen über Arten erweitern und lassen sich zum Teil auch auf die Wildbahn übertragen, informiert ein Zoo-Sprecher. Das kann beispielsweise Bereiche der Verhaltens- oder Fortpflanzungsbiologie umfassen.

Zoo Duisburg: Mehr Themen aus dem Tierpark

Zoo Duisburg: Gorillas im Einsatz für die Wissenschaft

Für die Wissenschaft im Einsatz waren am Kaiserberg zuletzt die Gorillas, Gibbons und Bärenstummelaffen. Betreut wurden die Studentinnen von den Tierpflegern und den zuständigen Kuratoren. Bei der Gewohnheitsstudie sollte getestet werden, inwieweit unterschiedliche Primaten bei der Lösung von Problemen Gewohnheiten entwickeln.

So bestückten die Biologinnen bei dem Versuch eine durchsichtige Röhre mit Papier-Strohhalmen. Obendrauf legten die Studentinnen Futter, bei den Gorillas war es eine Nuss. Die Tiere mussten dann alle Stifte ziehen, damit das Futter aus der Röhre fällt. Die Primaten lösten die Aufgabe für eine feste Anzahl von Durchläufen. Im nächsten Schritt wurde das Futter für die folgenden Durchläufe aber zwei Etagen tiefer gelegt. Die Frage der Biologen war es nun: Ziehen die Tiere alle Stifte oder nur diese, die wirklich gezogen werden mussten, damit das Essen herausfällt?

Der Testaufbau: In dem durchsichtigen Rohr stecken Strohhalme. Damit das Essen für die Tiere herausfällt, müssen die Primaten die Halme herausziehen.
Der Testaufbau: In dem durchsichtigen Rohr stecken Strohhalme. Damit das Essen für die Tiere herausfällt, müssen die Primaten die Halme herausziehen. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Der Aufbau soll einen Einblick in fundamentale Denkmuster der Primaten bieten und eignet sich für Vergleiche zwischen verschiedenen Arten, erklärt der Tierpark. Wenn eine der Arten eine Gewohnheit gebildet hat, dürften sie beim Umschalten auf die neue Testsituation Schwierigkeiten haben. Um die Beobachtungen nachher auswerten zu können, wurden die Tests gefilmt. Die Arbeit konnten die Zoobesucher im Äquatorium an verschiedenen Tagen beobachten.

Am Ende fällt das Essen durch das Rohr in das Gehege. Der Versuch soll Einblicke in das Denkmuster der Primaten geben.
Am Ende fällt das Essen durch das Rohr in das Gehege. Der Versuch soll Einblicke in das Denkmuster der Primaten geben. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Biologen der Universität besuchen regelmäßig den Zoo Duisburg

„Die Studienzeit vor Ort im Zoo Duisburg war eine intensive, ganz besondere Zeit. Hier praktisch mit den Tieren arbeiten zu dürfen, war ein Highlight während des Studiums und die Datenerhebung ohne den Zoo nicht möglich“, erklärt Studentin Heike Kessels. Die Untersuchung und die gesammelten Daten am Kaiserberg werden in ihre Bachelorarbeit einfließen, die Dr. Kai R. Caspar von der Heinrich-Heine-Universität betreut.

Für den Lehrbeauftragten im Bereich Biologie ist die Zusammenarbeit mit zoologischen Einrichtungen sowohl in der Forschung als auch in der Lehre wichtig. „Deswegen kooperiere ich für Abschlussarbeiten schon lange mit dem Zoo Duisburg und besuche ihn mit meinen Vertiefungskursen regelmäßig“, erklärt der Dozent. Studierende haben so die Chance, mit Biologen und Tierärztinnen vor Ort in den Austausch zu kommen.

>> ZOO DUISBURG UND DIE WISSENSCHAFT

  • Immer wieder sind beispielsweise Verhaltenswissenschaftler zu Gast und arbeiten mit dem Tierbestand am Kaiserberg, informiert der Zoo.
  • In der Vergangenheit hat es schon viele Forschungsstudien gegeben. So wurde etwa schon das Kommunikationsverhalten von Zwergflusspferden untersucht. Bei Gibbons und Bärenstummelaffen ging es auch schon um die Frage der Händigkeit (Links- oder Rechtshänder).
  • Es gab am Kaiserberg auch schon eine Studie zum Sozialverhalten von Pinselohrschweinen oder eine Orientierungsstudie bei Seehunden.
  • Stattgefunden hat auch die Studie zu einer Injektionsnarkose bei Fossa. Zuvor hatte es auf Madagaskar kein etabliertes Verfahren gegeben. Die Narkose ist seitdem die Grundlage, um Fossas zu besendern. Die Sender liefern Daten zum Wanderverhalten der Tiere in freier Wildbahn.