Am Niederrhein. Experten sind optimistisch – der Wiedehopf könnte bald auch am Niederrhein wieder brüten. Er wird immer häufiger bei uns gesichtet
Der farbenprächtige Wiedehopf erobert bundesweit neue Lebensräume. Sein Brutbestand ist auf überschaubare 800 bis 950 Paare in Deutschland angestiegen. Neuerdings hält er sich auch immer mal wieder kurzzeitig am Niederrhein auf. Bisher allerdings nur zur Zugzeit. Sein Überwinterungsgebiet ist das tropische Afrika und die Sahelzone. Anfang September konnte man ihn am Auesee in Wesel und auch in Dinslaken über mehrere Tage beobachten. Vor zwei Jahren wurde er auch am Diersfordter Waldsee aufgespürt.
Vogelkundler sind begeistert
Zudem offenbaren ornithologische Foren, dass der Wiedehopf im August und im September vermehrt in Nordrhein-Westfalen gesichtet wurde. Die neuesten Beobachtungen am Niederrhein brachten nicht nur die Ornithologen aus dem Häuschen. 1977 hat letztmalig der Wiedehopf im Kreis Wesel gebrütet. Im Kreis Kleve ist das über 50 Jahre her. Fast überall in unserer Republik ging zu dem Zeitpunkt sein Bestand in die Knie. Vor allem die Intensivierung in der Landwirtschaft und Lebensraumverluste machten dem orangefarbenem Vogel mit dem Irokesen-Kopffederschmuck den Garaus. Leider nehmen bis heute diese negativen Umweltfaktoren weiter zu.
Der Punk unter den Vögeln
Und wie kann es dann, dass der Wiedehopf sich trotzdem wieder ausbreitet? Der wärmeliebende Wiedehopf ist ein „Gewinner“ des Klimawandels. Er benötigt magere, niedrigwüchsige Nahrungsflächen mit einem ausreichenden Angebot an Großinsekten, Grillen, Heuschrecken, Asseln, Spinnen etc.. Offener Boden, Sand- und Kieswege reichen durchaus. Hier kann er mit seinem langen, tastsensiblen Schnabel wunderbar nach Futter stochern. Er benötigt die offene Landschaft. Auch ungestörte Industriebrachen, die frei von Dünger und Insektiziden sind, werden gerne angenommen.
So hat bereits die Biologische Station im Kreis Wesel geeignete Nistkästen für den Wiedehopf auf einem eingezäunten Industriegebiet installiert. Vorher hat man auf dem großen, niedrigwüchsigen Sandbodenareal überdurchschnittlich viele Grillen und andere Großinsekten kartieren können. Gute Bedingungen für einen potenziellen Heimkehrer. In Expertenkreisen ist man optimistisch. Einige Vogelkundler gehen sogar davon aus, dass der Wiedehopf bereits in den nächsten Jahren auch am unteren Niederrhein wieder brüten wird.
Welcher Vogel singt wann? Unsere Tipps gibt es hier
Wiedehopfe brüten am liebsten bodennah. Bevorzugt in niedrigen Baumhöhlen, aber auch in Gebäudenischen oder Steinhaufen. Hat das Männchen einen potenziellen Brutplatz ausfindig gemacht, dann lockt er von einer Anhöhe aus mit seinem charakteristischen Ruf: Up-up-up! Bis sich ein Weibchen einstellt, ruft der „Hahn“ unermüdlich und lauthals. Mitunter auch tagelang vergeblich. Stellt sich eine interessierte Wiedehopf-Dame ein, bekommt sie als Brautgeschenk einen großen Insektenhappen vom mit Hormonen aufgeputschten Männchen überreicht. Erst wenn die Immobilie dem Weibchen zusagt, kommt es zu imposantem Balzverhalten. Innerhalb weniger Tage legt das Weichen bis zu zehn Eier, die allein von ihr gut vierzehn Tage lang bebrütet werden. Nur zum Kot absondern verlässt der Altvogel kurzfristig seine Brutnische.
Die Jungspunde werden lange vom Weibchen gehudert. In der Zeit schleppt ausschließlich der agile Göttergatte das Futter heran. Wenn dieser zwischenzeitlich stirbt, wird die komplette Brut aufgegeben. Nach gut drei Wochen ist der Nachwuchs flügge und verlässt die Brutstätte. Auch danach werden sie noch etwa drei Wochen lang von den Elternvögel angeleitet. Danach vagabundieren die Halbstarken umher und machen sich peu à peu auf den Zug ins Winterquartier nach Afrika.
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Wiedehopfe ziehen vornehmlich nachts und meist alleine. Leider wird diesen schönen Vögeln immer noch mit der Flinte nachgestellt – in einigen Ländern im Mittelmeerraum und auf dem afrikanischen Kontinent. Wiedehopfe sind in mehreren Unterarten weit verbreitet. Weltweit gibt es über 1.300.000 dieser Art. In Europa ist ausschließlich Upupa epops vertreten.
NABU-Naturkalender 2025
Der NABU-Niederrhein Natur Kalender für 2025 ist fertig. Unser Autor Peter Malzbender hat 13 Naturfotos beigesteuert. Das Format beträgt 33 x 44 cm, Kunstdruck, glänzend mit Ringbindung, 16 Euro. Der Gesamterlös aus dem Kalenderverkauf fließt ausschließlich in die praktische NABU-Naturschutzarbeit im Kreis Wesel. „Die niederrheinische Natur mit ihren Pflanzen, Tieren und Menschen muss man sich Schritt für Schritt erschließen. Dabei entdeckt man so eine Fülle, dass man davon sehr nachhaltig ergriffen sein kann,“ so NABU-Kreisgruppenvorsitzender Peter Malzbender, der wieder seine Fotos kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Den Fotokalender gibt es im Buchhandel oder unter 0281-164 77 87 oder Mail an Info@ NABU-Wesel.org
Die auffällig imposante Federhaube des Vogels wird nur bei der Balz, Landung und Aufregung kurz aufgestellt. Der kontrastreiche Vogel kann sich im Blattwerk von Bäumen, Sträuchern und auch im trockenen Gras wunderbar tarnen. Gegen Fressfeinde wie Wiesel, Füchse und Waschbären setzen Wiedehopfe körpereigene Stinkbomben ein. Versucht ein Prädator, in die besetzte Wiedehopf-Brutstätte zu gelangen, wird er mit einem übelriechenden Sekret gezielt beschossen. Weibchen und Jungvögel haben dazu oberhalb der Bürzeldrüse eine Öffnung, aus der sie bis zu viermal hintereinander den Feind attackieren können. Die äußerst stark stinkende Fontäne kann bis zu einem Meter weit fliegen. So treiben die gefiederten „Stinkstiefel“ meist erfolgreich potenzielle Nesträuber gezielt in die Flucht.