Berlin. Die Grünen müssen ihre Parteispitze neu aufstellen. Ein Blick auf einige Politiker, die ab sofort eine wichtigere Rolle spielen könnten.

Die Grünen stehen nach den schlechten Wahlergebnissen in den drei ostdeutschen Landtagswahlen vor einem Neuanfang. Die Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour haben ihren Rücktritt angekündigt.

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„Es braucht neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen“, sagte Lang am Mittwoch. Welche Gesichter das sein könnten, war zunächst unklar. Ein Blick auf einige Grüne, die bei der Neuaufstellung eine Rolle spielen könnten.

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Franziska Brantner

Franziska Brantner auf der Regierungsbank im Bundestag
Franziska Brantner auf der Regierungsbank im Bundestag © AFP | Tobias Schwarz

Die 45-jährige Baden-Württembergerin ist Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck. Franziska Brantner fällt auf in diesem Amt – was nicht die Regel ist. Sie reist um die Welt, um auf anderen Kontinenten Rohstoff- und Wasserstoff-Vereinbarungen zu treffen. Brantner ist eine enge Vertraute von Vizekanzler Habeck. Berichten zufolge war sie bereits als Wahlkampfleiterin für das Bundestagswahljahr 2025 vorgesehen. Nun gilt die frühere Europaabgeordnete als Favoritin für den Posten der Parteichefin. Brantner gehört dem pragmatischen Realo-Flügel der Grünen an.

Felix Banaszak

Der Energieexperte und Bundestabgeordnete Felix Banaszak.
Der Energieexperte und Bundestabgeordnete Felix Banaszak. © Dominik Butzmann | Dominik Butzmann

Der gebürtige Duisburger wird ebenfalls als Kandidat für die neue Parteispitze gehandelt. Felix Banaszak sagt von sich: „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets.“ Sein Großvater arbeitete auf der Kokerei Thyssen 4/8 in Duisburg. Heute beschäftigt sich der Wirtschaftspolitiker mit der klimafreundlichen Transformation der Industrie. Der 34-Jährige war von 2018 bis 2022 Chef der Grünen in Nordrhein-Westfalen, seit 2021 gehört er dem Bundestag an. Banaszak gehört dem linken Parteiflügel an und wäre somit eine gute Ergänzung zu Brantner. Als Alternative gilt Andreas Audretsch, Vizechef der Bundestagsfraktion.

Robert Habeck

Robert Habeck will Kanzlerkandidat der Grünen werden.
Robert Habeck will Kanzlerkandidat der Grünen werden. © DPA Images | Kay Nietfeld

Da der bekannteste Politiker der Grünen ein Regierungsamt hat, kann Robert Habeck nach den Regeln der Partei nicht Vorsitzender werden. Der Vizekanzler wird nun aber bei dem Neustart eine entscheidende Rolle spielen. Schließlich plant der 55-Jährige, als Kanzlerkandidat seiner Partei in den Bundestagswahlkampf zu gehen. Beim letzten Mal hatte er Annalena Baerbock den Vortritt lassen müssen. Habecks Interesse dürfte groß sein, dass seine Vertraute Franziska Brantner an die Parteispitze gelangt.

Mona Neubaur

Nordrhein-Westfalens stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur.
Nordrhein-Westfalens stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur. © DPA Images | Markus Scholz

Die 47-jährige gehört zur Riege wichtiger Politiker und Politikerinnen der Grünen in den Ländern. Die in Bayern geborene Mona Neubaur ist seit 2022 Ministerin für Wirtschaft und Klimaschutz in Nordrhein-Westfalen und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes. Die Koalition aus Grünen und CDU dort arbeitet geräuschlos, diese Erfahrungen könnte Neubaur einbringen, wenn es darum geht, mit Blick auf die nächste Regierung im Bund eine Annäherung zwischen ihrer Partei und der Union zu versuchen.

Tarek Al-Wazir

Der frühere Wirtschaftsminister von Hessen, Tarek Al-Wazir.
Der frühere Wirtschaftsminister von Hessen, Tarek Al-Wazir. © DPA Images | Bernd von Jutrczenka

Um Tarek Al-Wazir war es zuletzt etwas ruhiger geworden. Der 53-jährige Offenbacher mit jemenitischen Wurzeln war ab 2014 in seiner hessischen Heimat Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident in einer grün-schwarzen Koalition unter Führung der CDU. Nach den letzten Landtagswahlen 2023 entschieden sich die Christdemokraten jedoch dafür, die Koalition zu beenden und mit der SPD zu regieren. Al-Wazir wurde in den vergangenen Jahren mehrfach als Kandidat für die Bundespolitik genannt. Nun könnte es so weit sein. Al-Wazir hatte bereits angekündigt, bei der nächsten Bundestagswahl für den Bundestag zu kandidieren. Parteivorsitzender will er allerdings nicht werden: „Das ist nichts, worüber ich nachdenke“, sagte Al-Wazir der „taz“.

Danyal Bayaz

Finanzminister von Baden-Württemberg: Danyal Bayaz.
Finanzminister von Baden-Württemberg: Danyal Bayaz. © DPA Images | Bernd Weißbrod

Der 40-jährige Heidelberger war ab 2017 Bundestagsabgeordneter und machte sich einen Namen als Fachmann für Steuer- und Finanzpolitik, bevor er 2021 nach Baden-Württemberg zurückkehrte und dort in der Regierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) das Finanzministerium übernahm. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters könnte ein Kandidat für die Neuaufstellung der Bundespartei sein. Privat ist Danyal Bayaz allerdings in Süddeutschland verankert. Er ist verheiratet mit der Fraktionschefin der Grünen im bayerischen Landtag, Katharina Schulze, das Paar hat zwei Kinder.