An Rhein und Ruhr. In NRW sind in diesem Jahr schon mehr Motorradfahrer tödlich verunglückt als 2023 insgesamt. Das sind die Zahlen aus den Kreisen Wesel und Kleve.

Die Zahl der tödlichen Motorradunfälle in Nordrhein-Westfalen ist in diesem Jahr wieder angestiegen. Wie das Innenministerium am Mittwoch mitteilte, seien 57 Motorradfahrer seit Jahresbeginn bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen – so viele wie im gesamten Vorjahr. Am Mittwochabend ereigneten sich dann noch zwei weitere tödliche Motorradunfälle: In Bochum verlor ein 19-Jähriger die Kontrolle und kollidierte mit einem geparkten Auto. Und auch auf der A3 bei Köln stürzte ein 18-Jähriger mit seinem Motorrad tödlich.

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Im Kreis Wesel machen die Zweiräder einen hohen Anteil bei den tödlichen Verkehrsunfällen aus – zumindest in diesem Jahr. Insgesamt gab es bisher acht tödliche Unfälle im Kreis. „Sechs davon waren Motorradunfälle“, ergänzt Polizeisprecher Steffen Woche auf Nachfrage der Redaktion. 2023 gab es im Kreis Wesel nur einen tödlichen Motorradunfall.

Motorradfahrer sind nicht immer Schuld

In die Unfälle verwickelt waren in diesem Jahr sowohl Neulinge als auch erfahrene Motorradfahrer. In vier der sechs Fälle war das Unfallopfer jedoch jünger als 30. Dabei seien die Motorradfahrer aber nicht immer die Unfallverursacher gewesen, betont Woche und verweist auf einen Unfall im Juli, bei dem ein 60-jähriger Radfahrer in Hamminkeln beim Verlassen des Radwegs eine 28-Jährige Motorradfahrerin übersehen hatte. Für die junge Frau endete der Zusammenstoß tödlich.

Insgesamt sei Stress und aggressives Fahren ein großer Faktor für Unfälle, „das merken wir immer wieder“, erzählt der Polizeisprecher. Erst vor zwei Wochen kam ein 19-Jähriger Kradfahrer in Wesel ums Leben, als er mit erhöhter Geschwindigkeit an einem Rückstau vorbeifuhr und dabei mit einem stehenden LKW kollidierte.

Nur zwei Fälle im Kreis Kleve

Der Kreis Kleve kommt in diesem Jahr bisher auf 18 tödliche Verkehrsunfälle, der Anteil der Zweiradunfälle ist hier aber deutlich geringer. Nur ein Motorradfahrer und ein Rollerfahrer sind im Kreis bislang tödlich verunglückt. Dennoch will die Polizei in Kleve, genau wie in allen anderen NRW-Kreisen, die Motorradfahrer im Rahmen der „Roadpol Safety Days“ für den Rest der Woche genauer im Auge behalten.

Für den Anstieg der tödlichen Motorradunfälle hat die Polizei im Kreis Wesel keine eindeutige Begründung. „Dadurch, dass es meist individuelle Fehler sind, ist es schwer, eine Erkärung für den Anstieg zu finden“, erläutert Sprecher Woche. Vergleicht man die aktuellen Zahlen jedoch mit denen aus den Vorjahren, fällt auf: Schwankungen gibt es immer wieder. Langfristig geht die Zahl der getöteten Motorradfahrer eher zurück. Im Jahr 2005 waren es laut NRW-Verkehrsunfallstatistik noch 151. Fünf Jahre später waren es nur noch 68, im Jahr 2017 wiederum 84.

Reul betont Risiko: „Wer aggressiv fährt, verliert“

Innenminister Herbert Reul bezeichnete die Entwicklung in NRW dennoch als „alamierend“. „Hinter jedem Getöteten stecken Einzelschicksale und Angehörige, die den Verlust eines geliebten Menschen verschmerzen müssen“, so der CDU-Politiker. Vor allem bei überhöhter Geschwindigkeit sollen die Beamten nun eingreifen. Denn die meisten Zweirad-Unfälle habe es durch Raserei gegeben. „Mit Rücksicht und Umsicht lassen sich die allermeisten dieser schrecklichen Unfälle vermeiden“, sagte Reul. „Fahren Sie bewusst und halten Sie sich an die Vorgaben. Wer aggressiv fährt, verliert.“

Der ADAC apelliert an die Vorsicht der Motorradfahrer und empfiehlt, stets passende Schutzkleidung zu tragen und regelmäßig Fahrsicherheitstrainings zu absolvieren. Diese würden dabei helfen, das perfekte Bremsen und die Kurvenfahrt zu trainieren sowie die physikalischen Grenzen der eigenen Maschine besser einschätzen zu können. Schließlich seien ein Drittel aller Motorradunfälle Alleinunfälle.