An Rhein und Ruhr. Im neuen Bericht des Landesumweltamtes werden die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf Nordrhein-Westfalen gezeigt.

Die Umweltexperten des Landesamts für Umweltschutz malen in ihrem aktuellen Fachbericht ein düsteres Szenario: Bis zum Ende des Jahrhunderts werden die Wetterextreme auch in Nordrhein-Westfalen weiter zunehmen. Besonders betroffen wird diesen angenommenen Modellen zufolge die Rheinschiene sein.

Die führenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesnaturschutzsamtes (Lanuv) wollen mit diesem Fachbericht eines: wachrütteln. Die Zahlen, die sie an diesem Montag präsentieren, dürften ihre Wirkung nicht verfehlen.

Weit vom Pariser Klimaabkommen entfernt

Würden wir weitermachen wie bisher, würde das „einen Temperaturanstieg, wie es ihn in Nordrhein-Westfalen noch nie gegeben hat“ bedeuten, sagt Anja Kruse, Leiterin des Fachzentrums Klima im Lanuv. Für NRW sagt diese Berechnung einen Temperaturanstieg um 3,7 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 voraus. Damit wäre NRW weit vom Pariser Klimaabkommen entfernt, das eine maximale Erwärmung von 2 Grad bis zum Jahrhundertende vorsieht.

Lag die durchschnittliche Lufttemperatur in NRW in den Jahren von 1991 bis 2020 bei 10 Grad Celsius, sehen die Prognosen für den Zeitraum 2071 bis 2100 eine durchschnittliche Lufttemperatur von zu 13,7 Grad Celsius voraus. Die Rheinschiene gelte dabei als wärmste Region in NRW, so die Experten, im Sieger- und Sauerland sei es hingegen kühler.

Ein Temperaturanstieg hebt das Gewitterrisiko. Der Anstieg von einem Grad Celsius bedeutet, dass die Luft sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. In Kombination mit einem sich abschwächenden Jetstream werden Starkregenereignisse also nicht so schnell weiterziehen und länger an Ort und Stelle bleiben.

Mehr zum Thema

Gleichzeitig wird den Wissenschaftlern zufolge auch die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad in Nordrhein-Westfalen steigen. Im „Weiter wie bisher“-Szenario - dem schlimmsten der drei errechneten Modelle - werden solche heißen Tage von 8 auf 28 Tage zum Ende des Jahrhunderts steigen.

Es drohen mehr Hitzewellen an Rhein und Ruhr

Hitzewellen, also drei Tage in Folge mit mindestens 30 Grad, könnten an Rhein und Ruhr fünfmal pro Jahr auftreten. Bislang seien sie etwa alle drei Jahre gemessen worden. Auch die Waldbrandgefahr werde auf bis zu 24 Tage pro Jahr steigen.

All diese Veränderungen haben Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Landwirte müssen überlegen, welche Kulturen künftig angebaut werden, Forstwirte müssen den Wald umbauen und auf hitzeresistente Bäume setzen. Städte sollten mehr Grün und Wasser in die Orte bringen, öffentliche, klimatisierte Räume für die Bevölkerung öffnen und Trinkwasserbrunnen bauen, rät Anja Kruse.

Der neue Bericht zeige, „dass die derzeitigen globalen Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen“, erklärt Lanuv-Präsidentin Elke Reichert. „Wenn keine weiteren Anstrengungen unternommen werden, erwarten wir nach jetzigem Stand einen globalen Anstieg um etwa drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts gegenüber vorindustrieller Zeit.“