Düsseldorf. „Little Tokio“ in Düsseldorf ist das Herz der japanischen Gemeinschaft in Deutschland. Die Gegend hat viel mehr zu bieten als nur Sushi.
Auf bunten Postern werben die Restaurants, eins neben dem anderen, mit ihren Speisen. Reisgerichte mit gebratenem Fleisch, Sushi oder Ramen, die japanische Nudelsuppe, machen Passanten schon beim Vorbeigehen hungrig. Kein Wunder, dass vor vielen Läden die Leute in Schlangen am Eingang stehen. „Das ist bei den meisten Restaurants immer so“, sagt Foodblogger Duy Tran. Er schreibt über die Gastronomie in Düsseldorf. Besonders die vielen japanischen Restaurants an der und um die Immermannstraße, auch bekannt als „Little Tokio“, haben es ihm angetan. Wie man gute Restaurants erkennt und was die japanische Esskultur noch zu bieten hat.
Unzählige japanische Restaurants auf einer Straße
Rund 750 Meter lang ist die Immermannstraße, die mit ihrer Umgebung das Zentrum der japanischen Gemeinschaft in Düsseldorf bildet. Über 8000 Japaner leben nach Angaben der Stadtverwaltung in Düsseldorf, insgesamt etwas mehr als 14.000 in ganz NRW. Klar, dass der alljährliche Japantag daher in Düsseldorf stattfindet. Doch ein Stück Japan kann man in „Little Tokio“ das ganze Jahr erleben. Neben den vielen Restaurants gibt es einen japanischen Buchladen, Fachgeschäfte und asiatische Supermärkte. Und auch Straßenschilder sind in Deutsch und Japanisch gehalten.
„Little Tokio“ sei eine der besten Gegenden in Düsseldorf, um gut essen zu gehen, sagt Duy Tran. Er kennt die Düsseldorfer Gastro-Szene wie kaum jemand anderes. Als „Duy.Eats“ betreibt er einen erfolgreichen Foodblog auf Instagram. 22.000 Nutzer folgen ihm und erfreuen sich an Bildern und Rezensionen der verschiedensten Speisen. Ob Griechisch, Türkisch, Italienisch, Chinesisch oder eben Japanisch – Tran hat gefühlt schon überall in Düsseldorf gegessen. Immer wieder zieht es ihn auf die Immermannstraße, da sich hier authentische japanische Restaurants finden.
„Man kann hier wie in Japan essen. Aber man muss sich ein wenig auskennen, um die richtigen Restaurants zu erkennen“, sagt Tran, der vietnamesische Wurzeln hat. Wer sich nicht auskenne, könne auf der Internetseite des Restaurants ins Impressum schauen. „Wenn der Geschäftsführer einen japanischen Namen hat, kann man sich sicher sein, dass das Essen authentisch und gut ist.“
Japanische Küche: Mehr als nur Sushi und Ramen
Denn manche der Restaurants, die mit japanischer Küche werben, werden nicht von Japanern betrieben, erklärt Tran. „Das merkt man dann beim Essen. Aber Japaner haben einen unglaublichen Perfektionismus, den man auch bei ihrer Küche erleben kann. Deswegen sind die Restaurants meistens gut, wenn sie von Japanern betrieben werden.“
Einer dieser authentischen Läden ist dem Foodblogger zufolge „Kushi-Tei of Tokyo“ in der Mitte der Immermannstraße. Ein kleiner Laden mit offener Küche. Das findet Duy Tran spannend zu sehen und schwärmt bei gebratener Gelbschwanzmakrele und japanischem Schnitzel mit Currysoße von der japanischen Esskultur. Während viele Europäer nur Sushi und Ramen kennen, habe die Küche des Inselstaates viel mehr zu bieten. „Vor allem die Grillgerichte sind richtig gut.“
Der nächste Food-Trend: Kalte Buchweizennudeln
Entwickelt habe sich die mittlerweile ausgedehnte Restaurant-Landschaft in den letzten 20 Jahren, sagt Tran. Angefangen habe alles mit Handelsbeziehungen. „Da viele japanische Unternemen ihre deutschen oder sogar europäischen Standorte in Düsseldorf gründeten, zogen viele Arbeitskräfte aus Japan her. Und die Japaner lieben ihre Küche, deswegen wurden viele Restaurants eröffnet.“
Dabei hat in „Little Tokio“ auch die Küche anderer asiatischer Länder ihren Platz. Koreanische, chinesische, taiwanesische und vietnamesische Restaurants sind überall verteilt. Aktuell beliebt: Chinesische Szechuan-Grillrestaurants. Hier wird alles in Chiliöl am Tisch gebraten, erklärt Tran. Und der nächste Trend steht schon vor der Tür, beziehungsweise ist schon zu finden in „Little Tokio“: In einer Nebenstraße gibt es ein Restaurant, das „Soba-Nudeln“ anbietet. „Das sind Buchweizennudeln, die kalt gegessen werden. Das wird auch beliebt werden“, ist Tran sicher.
Weltreise durch NRW
Wir nehmen Sie im Sommer mit auf Weltreise. Dafür müssen Sie das Bundesland gar nicht verlassen. In Nordrhein-Westfalen gibt es Orte, an denen Sie sich wie in einem nordamerikanischen Nationalpark oder in einem japanischen Großstadtviertel fühlen. Lassen Sie sich überraschen.
Und das Beste: Von unseren Besuchen vor Ort bringen wir Geschenke mit, die am Ende der Ferien verlost werden. Den Anfang macht ein Lavendel-Roll on, aus dem Sri Kamadchi Ampal Tempel haben wir zudem Räucherstäbchen mitgebracht, aus dem marokkanischen Viertel in Düsseldorf ein silbernes Teekesselchen und einen Moschus-Duft, von den Kaldenkirchener Mammutbäume kommen Zapfen in den Koffer. Und aus „Little Tokyo“ packen wir nun handgefertigte Essstäbchen ein. Teilnehmen am Gewinnspiel können Sie (unter Angabe Ihrer Adresse) online, per E-Mail an seitedrei@nrz.de oder per Postkarte an NRZ Chefredaktion, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen.
Grüner Tee und Macha: Beliebte Getränke und ein Teil der Kultur
Zum Essen trinkt man in Japan derweil fast immer Tee – warm oder kalt. Den bekommt man hier nicht nur in den Restaurants, sondern auch bei Hidenori Yoshimatsu. Der 72-Jährige ist Inhaber des Porzellanladens „Kyoto – Japan Art Deco“ auf der Immermannstraße und betreibt direkt neben an einen Teeladen.
Den Porzellanladen habe er schon im Jahr 2000 übernommen als dritter Inhaber. Insgesamt gebe es den Laden seit mehr als 50 Jahren. Doch das Sortiment sei recht durcheinander gewesen, wie er erzählt. Heute bietet der Japaner hier hochwertiges Essbesteck und Porzellangeschirr an. Auch ein Michelin-Restaurant habe bei ihm bereits eingekauft.
Seine Leidenschaft ist jedoch der Tee. 2018 eröffnete er den Laden, um die Kultur um das Getränk bekannter zu machen. „In Japan trinkt man zum Essen meistens Tee. Das ist untrennbar mit der Esskultur verbunden“, erklärt Yoshimatsu. „Aber in Europa kennt man meistens nur japanisches Essen und weiß nicht viel über Tee.“
Der Tee als Herzensangelegenheit
Verbunden mit besonders dem Grünen Tee ist er über seine Heimat. Yoshimatsu stammt aus der Stadt Kagoshima auf der südlich gelegenen Insel Kyushu. Dort gebe es bedeutende Anbaugebiete für Grünen Tee, den vor über 1000 Jahren ein Mönch aus China nach Japan gebracht habe, wie der Japaner berichtet, der schon seit 1980 in Deutschland lebt.
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Heute erfreut sich der Grüne Tee auch in Europa großer Beliebtheit. Die Mehrheit der Kunden seines Teeladens seien Deutsche, aber auch viele Belgier und Niederländer – und meistens um die 30 Jahre alt, berichtet Yoshimatsu. Viele kaufen das beliebte Macha-Pulver, das aus gemahlenen Blättern des Grünen Tees hergestellt wird. Es spielt eine wichtige Rolle in der japanischen Teekultur und enthält viele Vitamine.
Auch Duy Tran empfiehlt Grünen Tee zum japanischen Essen. Sein Lieblingsrestaurant? Das „Nagomi“ an der Bismarckstraße. „Für mich das beste Sushi-Restaurant der Stadt“, sagt er. Ein traditioneller Laden, der nur mit grundlegenden Zutaten arbeite. „Für die Japaner ist Thunfisch wichtig, Lachs hat eine geringere Bedeutung als bei uns. Was man dafür in nur wenigen Sushi-Restaurants findet, ist Gelbschwanzmakrele“, betont der Foodbloger. Dafür müsse man den richtigen Laden ausfindig machen. In „Little Tokio“ sei aber selbst dafür die Auswahl gar nicht so klein.