Duisburg. Ist das ein Abenteuer: Zu Besuch bei Oktopus Theo, Moräne Hedwig, Lothar, dem Igelfisch und dem knallgelben Ferdinand - im Aquarium

Du meine Güte, da ist ja ordentlich was los! Doktorfisch von links, Harlekin-Süßlippen von rechts, eine kleine Armada von Putzerfischen knabbert ihre Mitbewohner ab, ein Drückerfisch döst hinter einem kleinen Buckel im Korallenriff und wird von einer wilden Bande von Clownfischen („Nemos“) dabei geärgert. Alles ist ständig in Bewegung, lautlos und still, immer wieder verändert sich das Bild, immer wieder entdeckt man Neues. Irgendwo muss auch Hedwig sein, die liebliche Moräne, und Lothar, der Igelfisch, Ferdinand, der Kofferfisch, und diese knallgelben Doktorfische mit den messerscharfen Stacheln an den Hinterflossen, ähem, Aquarianer sagen wohl Schwanzwurzel. „Von den Stacheln haben diese Fische ihren Namen“, sagt Tierpfleger Jesse. „Die sind wirklich so scharf wie ein chirurgisches Skalpell.“

Scharf wie ein Skalpell

Wir sitzen auf der Bank vor dem Tropenbecken mit dem Korallenriff im „Haus der tausend Fische“, dem Aquarium im Zoo Duisburg. Fische gucken kann ungemein entspannend sein, wenn man sich die Zeit nimmt, in diese so ganz andere Welt abzutauchen.

Fische gucken - entspannt.
Fische gucken - entspannt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Es gibt wissenschaftliche Studien, die beweisen, dass die stets leichte Bewegung des Wassers und die sanften Bewegungen der Fische eine beruhigende Wirkung auf unser Gehirn haben. Das kann den Blutdruck senken und den Stresslevel reduzieren. „Da!“ - Tierpfleger Jesse hat Lothar entdeckt, gefolgt von einem Doktorfisch, der majestätisch in seinem leuchtenden blauen Schuppenkleid seine Runden dreht, immer auf der Suche nach Essbarem. „Doktorfische sind Dauerschwimmer und Daueresser“, sagt Tierpfleger Jesse (23), der gerade seine Ausbildung mit Schwerpunkt Aquaristik abgeschlossen hat. „Liegt am Stoffwechsel.“

Oktopus Theo und Moräne Hedwig

Das Aquarium ist das älteste Gebäude im Zoo Duisburg und überrascht mit einem wahrlich vielfältigen Leben unter Wasser – mit verschiedenen Themenbecken – von den Flüssen des Amazonas bis hin zu tropischen Gewässern. Fische gucken kann man endlos, aber es gibt auch Anemonen zu entdecken, Seepferdchen und Seesterne, Spiegeleiquallen und Oktopus Theo.

Ludgar, der Lungenfisch. Der hat schon mehr als sieben Jahrzehnte auf dem Buckel.
Ludgar, der Lungenfisch. Der hat schon mehr als sieben Jahrzehnte auf dem Buckel. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Wenn es dann doch mal zu ruhig wird, unser Tipp: nahe das Ausganges bringen einen die Südamerikanischen Riesenotter ganz schnell in den Trubel der Außenwelt zurück. Aber vorher unbedingt bei Ludgar „Guten Tag“ sagen - der ist ein Phänomen. Ludgar ist ein Lungenfisch und der älteste Bewohner hier: Er lebt seit mehr als 60 Jahren am Kaiserberg und dürfte so um die 72 Jahre alt sein!

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Ferdinand, der Kofferfisch.
Ferdinand, der Kofferfisch. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Keine Sorge, wenn Ludgar scheinbar regungslos vor sich hindümpelt. Das liegt am gesegneten Alter, aber auch daran, dass Lungenfische von Natur aus träge sind. Anders als andere Fische kann der Lungenfisch nicht nur über Kiemen atmen, sondern schnappt auch an der Wasseroberfläche nach Luft – also nicht erschrecken, wenn der Veteran plötzlich an die Wasseroberfläche gleitet und tief einatmet – ist völlig normal. (Lesen Sie hier: Ein Besuch im Tropenhaus)

Mangarahara-Buntbarsch.
Mangarahara-Buntbarsch. © Zoo Duisburg | appel

Damit alles Leben in den Becken nicht aus dem Rhythmus kommt, ist hinter den Kulissen gehörig viel Technik angesagt. Die Wassertemperatur wird ständig überprüft, der Salzgehalt gecheckt, das komplette Filtersystem ist im Keller untergebracht, das künstliche Sonnenlicht inklusive der Mondphasen muss stimmen - auch für die Korallen. Im Technikraum hinter den Aquarien ist es denn auch alles andere als ruhig und beschaulich, da gurgelt, brummt und summt es bei geradezu tropischen Temperaturen. Alles muss passen. Ganz schön viel Verantwortung.

Artenvielfalt im Riff

Jesse Könnecke nickt. „Es ist so viel Leben hier allein im Riff, so eine Artenvielfalt. Das ist großartig.“ – Und wenn dann alles passt, gelingt auch so etwas Bemerkenswertes wir die Rettung einer hochbedrohten Tierart. Hier, zum Beispiel, die erfolgreiche Nachzucht des Mangarahara-Buntbarsches. Bis 2013 galt die ursprünglich nur auf Madagaskar beheimatete Tierart als ausgestorben. Dann wurden zufällig 18 Buntbarsche entdeckt - eine globale Rettungsaktion begann.

Exklusive Führung

Sie möchten einmal hinter die Zoo-Kulissen schauen, ganz exklusiv und in einer kleinen Gruppe? Nun, dann versuchen Sie doch mal Ihr Glück bei unserem kleinen Gewinnspiel. Wir verlosen 10 x 2 Plätze für unsere Leserinnen und Leser. Termin: Mittwoch, 14. August, 17 - 19 Uhr. Zoo-Tierärztin Dr. Carolin Bunert wird von besonderen Patienten und den Herausforderungen einer Zoo-Tierärztin berichten. Unser Gewinnspiel ist online freigeschaltet bis 4. August unter www.nrz.de/zooduisburg

Zum Aufbau eines sicheren Bestandes außerhalb Madagaskars wurde ein Teil der Jungfische nach Kanada geschickt. Im Zoo von Toronto vermehrten sich die Buntbarsche so gut, dass einige Tiere nach Europa überführt werden konnten. Dem Kölner Zoo gelang die Zucht ebenfalls. Von Köln aus siedelten im Sommer 2020 dann 30 Tiere ins Duisburger Aquarium um, wo sie das neu gestaltete Madagaskarbecken bezogen. Und da kann man die kleinen Schwimmer heute besuchen.
www.zoo-duisburg.de