Duisburg. Manfred hat die Ruhe weg. Und er liebt Rückenschwimmen! Besuch bei den Seekühen im Duisburger Zoo, im Tropenhaus
So leicht, so grazil, so … schwerelos… Und das mit und trotz der vielen Kilos … ohja, das lässt hoffen, denke ich und tauche mit Manfred ab, einfach so. Im Tropenhaus Rio Negro bleibt ein bisschen die Welt draußen.
Zoo Duisburg
Am 12. Mai 1934 ist der Tierpark am Kaiserberg eröffnet worden – in diesem Jahr feiert der Zoo Duisburg sein 90jähriges Bestehen. Wir gucken im Laufe dieses Jubiläumsjahres in loser Folge immer wieder hinter die Kulissen, stellen den Zoo und seine Arbeit vor und gehen in den unterschiedlichen Revieren auf ganz besondere auf tierische Entdeckungsreise.
Mehr Infos zum Zoo: www.zoo-duisburg.de
Alles ist ruhig, entspannt, friedlich, gelassen. Über mir hängt ein Faultier ab – hin und wieder gucke ich vorsichtig nach oben, aus Sorge, mir könnte der Knubbel mit den süßen Augen auf den Kopf fallen. „Neenee“, beruhigt Christian Schreiner, Biologe und Öffentlichkeitsarbeiter im Zoo, „Faultiere haben lange Krallen und sichelförmige Klauen und verhaken sich so, dass sie selbst im Tiefschlaf nicht runterpurzeln. Da passiert nix.“ – Naja. Auf jeden Fall sind die verschlafenen Kameraden Meister im Energiesparen – also irgendwie voll im Trend der Zeit.
Manfred schwebt wieder vorüber, Rückenlage und so tiefenentspannt, dass ich automatisch mitfloate vor der 18 Meter langen Unterwasserscheibe. Manfred (7) lebt seit 2022 im Tropenhaus des Duisburger Zoos - mit seinem jüngeren und etwas kleineren Bruder Pablo, auch so ein Schwerenöter mit Knautschnase und tiefer Friedfertigkeit. Und die fressen wirklich nur Salat? „Köppeweise“, nickt Herr Schreiner, also eher kistenweise. Viele Kisten Endivienköppe am Tag. Endivien, typisch Niederrhein… Spitzkohl mögen sie aber auch. Überhaupt Gemüse, und Muscheln...
Manfred und sein Bruder Pablo sind die Hingucker im Tropenhaus
Manfred und Pablo sind Seekühe, also sie sind Seekuhmänner, also männliche Seehkühe… muss man das gendern? Nunja, geboren sind sie aber nicht in der Karibik sondern im Zoo Odense in Dänemark. Nach Duisburg kamen sie auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) mit Sitz in Nürnberg. So ein Zoo hat viele Aufgaben.
Nagel-Manatis - die fressen total gerne und viel Salat
Manfred und Pablo haben eine gemeinsame Macke: Sie schwimmen total gerne auf dem Rücken, Bauch nach oben. Und sie sind einzigartig in NRW, sie sind Nagel-Manatis und gehören zur Familie der Rundschwanzsee-Kühe. Die leben eigentlich in flachen tropischen und subtropischen Küstengewässern – und sind stark gefährdet. Dabei tun die keiner Seele was zu Leide…
Manfred dümpelt wieder vorbei. Tiefenentspannt, einatmen - und ausatmen und einatmen und ausatmen. Umspült von 650.000 Litern Wasser – eine biologische Wasseraufbereitung, spezielle Filterelemente und sechs Strömungspumpen sorgen für karibische Annehmlichkeiten – bei so um die 26 Grad Raumtemperatur.
Und dann huscht plötzlich ‘was viel Flacheres vorbei, mit vielen Punkten. „Ich seh nix“, sagt Herr Schreiner, „aber das war bestimmt ein Perlenrochen.“ Aha denke ich und seh den platten Schwimmer auch nicht mehr. „Das ist ja das Schöne und das Besondere“, sagt der Biologe.
Man muss sich Zeit nehmen, um alles zu entdecken
„Man muss und darf sich Zeit nehmen hier im Tropenhaus. Zeit zum Entdecken.“ Und zum Suchen und zum Finden. Aber der Rochen bleibt verschwunden, stattdessen: ein wilder Schrei! Das Faultier bewegt sich nicht, aber ganz hinten im grünen Blätterdach, da raschelt es und wuselt es. Ein genervtes Löwenäffchen. Nach zwei Minuten ist wieder alles friedlich, sanft und gemächlich. Hach.
Wem das nun vielleicht doch zu entspannend ist im Tropenhaus Rio Negro (ich kann nicht dafür, ich habe immer das Gefühl, gleich biegt John Wayne alias John Chance als Sheriff der texanischen Stadt Rio Bravo um die Ecke - aber hier in Duisburg heißt es ja Rio Negro).
Die Stadt der Blattschneiderameisen
Also wer mehr action gucken will: Wie wäre es mit einem Städtetrip zu den Blattschneiderameisen. Ist nur ein paar Schritte vom Riesen-Pool entfernt. Da haben die Zooleute eine Art kleinen Wintergarten gebaut, so dass man die Tierchen beobachten kann, wie sie wuseln und wibbeln, hin- und herrennen und arbeiten und wimmeln und keine ruhige Sekunde haben. Winzigkleine Agrarfachleute: Die Ameisen fressen die Blätter, die sie zerschneiden nicht, sondern zerkauen die und verwenden die dann als Substrat, um darauf einen speziellen Pilz wachsen zu lassen, von dem sie sich ernähren. Ganze Pilzfarmen entstehen...
Manfred ist inzwischen abgesunken und döst auf dem Boden seines Reichs. Von den Tamanduas, den kleinen Ameisenbären, hat sich keiner blicken lassen. Ich bin aber mir sicher, dass die alles mitbekommen haben.