An Rhein und Ruhr. In Düsseldorf können Anwohner bald nachts die Parkplätze von Märkten benutzen. Verbände begrüßen das Projekt und fordern zum Nachahmen auf.

Das Düsseldorfer Projekt des Anwohnerparkens auf Supermarkt-Parkplätzen stößt auch außerhalb der Landeshauptstadt auf Interesse. Der ADAC sieht darin eine Möglichkeit, um vorhandenen Parkraum effizienter zu nutzen, rät Autobesitzern aber dazu, auf die genauen Konditionen zu achten. Der Umweltverband BUND NRW sieht die Maßnahme als Teil eines Gesamtkonzeptes. Durch das „Feierabend-Parken“ sollen in dicht besiedelten Vierteln vorerst rund 190 Parkplätze verfügbar werden. Später sollen es bis zu 1000 werden. Pro Nacht werden dafür 4 Euro fällig, die Monatsmiete beträgt 30 Euro.

„Schätzungen zufolge ist selbst in Spitzenzeiten der Parkraum durchschnittlich nur zu 70 Prozent ausgelastet“, sagt Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein. „Hier besteht großes Optimierungspotenzial. Wir wollen mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, mehr Platz für Fahrradstreifen und Fußwege.“ Autofahrern pauschal Parkplätze wegzunehmen oder Gebühren zu erhöhen, sei aber zu kurz gedacht, so Müther. „Dann erhöht sich angesichts der ungebrochen hohen Zulassungszahlen nur der Parkdruck im weiteren Umfeld.“

Die Möglichkeit, in der Innenstadt zu leben und in angemessener Nähe zum Wohnort zu parken, dürfe keine soziale Frage werden, „so dass sich nur noch Menschen mit eigenem Stellplatz oder ausreichendem Budget ein Auto erlauben können“, sagt der ADAC-Sprecher weiter. „Die Städte brauchen ein Parkmanagementkonzept, dass über die Gebührengestaltung hinausgeht und gerade Anwohnern, die auf ein Auto angewiesen sind, Alternativen aufzeigt.“

Parken in der Innenstadt: Das rät der ADAC

Wer sich jetzt oder in Zukunft für die Möglichkeit des Parkens auf Firmenparkplätzen interessiert, dem rät der ADAC jedoch, genauer hinzusehen. Wie Thomas Müther erklärt, sollte es eine klare Kostenregelung geben und keine versteckten Kosten, wie Verwaltunsgebühren. Auch eine nutzerfreundliche Abrechnung, transparente Regelungen für den Schadensfall oder Diebstahl des Autos sowie eine klare Angabe zur erlaubten Parkdauer und erlaubten Fahrzeugen sei wichtig. Und: „Wird der Parkplatz überwacht oder nicht?“

Auch der Umweltverband BUND NRW befürwortet das Projekt. „Ein vernünftiges Parkraummanagement ist sehr wichtig, um die öffentliche Fläche in unserer Stadt gerechter zu verteilen“, meint Sprecher Dirk Jansen. Ziel müsse es sein, „die unbedingt notwendigen Pkw aus dem öffentlichen Raum herauszubekommen. Die Öffnung von Firmenparkplätzen ist deshalb eine sehr gute Sache.“

BUND fordert bessere Alternativen zum Auto

Die Maßnahme allein werde jedoch nicht reichen, so Jansen. „Deshalb brauchen wir ein Gesamtkonzept: Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität, höhere Bepreisung öffentlichen Parkraums auch für Anwohnende, Quartiersgaragen, Umwidmung der Pkw-Flächen zugunsten mehr Lebensqualität.“

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Von freiwerdenden Flächen können auch Radfahrer profitieren, sagt Lerke Tyra vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Düsseldorf. „Wenn man für Autos einen anderen Raum anbieten kann, kommt das indirekt dem Radverkehr zu Gute.“ So seien auch mehr Radwege möglich.

Städte am Niederrhein warten erstmal ab

Auch einige Städte am Niederrhein blicken gespannt auf das Projekt, wollen aber erstmal auf erste Erfahrungen warten. „Bei uns ist ein solches Konzept aber noch kein Thema“, erklärt Klaus Schütz von der Stadt Wesel, dass der Bedarf dafür nicht groß genug sei. Um die Parksituation für Anwohner dennoch möglichst leicht zu halten, gebe es in der Innenstadt bereits Zonen, in denen für das lange Parken ein Bewohnerparkausweis erforderlich ist. Für Besucher ist das Parken auf den Parkplätzen der Stadt Wesel aber unter der Woche ab 16 Uhr kostenfrei, am Wochenende ist es sogar rund um die Uhr kostenlos.