Krefeld. Nach dem Brand in der Silvesternacht 2020 schreitet der Bau des neuen Affenhauses im Krefelder Zoo weiter voran. So ist der aktuelle Stand.
Auch heute noch fällt es Zoo-Sprecherin Petra Schwinn schwer, über die Tragödie zu sprechen, die sich vor vier Jahren im Krefelder Zoo ereignet hat. Bei einem Großbrand waren in der Neujahrsnacht 2020 etwa 50 Tiere gestorben. Ausgelöst wurde der Brand durch eine Himmelslaterne. Eine Gorilla-Gruppe und zwei Schimpansen wurden bei dem Feuer auf wundersame Weise nicht verletzt. Die Tiere leben auch heute noch im Krefelder Zoo. Und bald schon könnten sie womöglich in das neue Affenhaus einziehen.
Drei Affenarten sollen ins neue 3-Arten-Warmhaus im Krefelder Zoo einziehen
„Die Fertigstellung des neuen Affenhauses ist für uns auch ein wichtiger Schritt zur Verarbeitung“, betont Schwinn. An derselben Stelle, wo sich das alte Affenhaus befand, entsteht ein neues 3-Arten-Warmhaus, in dem künftig Schimpansen, Gorillas und Schopfmangaben untergebracht werden sollen. Auch entsteht eine rund 1000 Quadratmeter große Außenanlage für die Schimpansen. Die Außenanlage für die Gorillas wird erweitert, sodass sie an das bisherige Außengehege anschließt.
Warum der Zoo weiterhin Menschenaffen hält
Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans gehören zu den am stärksten im Freiland bedrohten Primaten, ihre Bestände in den ursprünglichen Lebensräumen zeigen dramatische Rückgänge aufgrund von massiver Wilderei und Lebensraumzerstörung in Form von Brandrodung, Holzeinschlag, Plantagenbau und Klimaveränderungen. Naturschutzorganisationen bemühen sich zwar seit Jahrzehnten um ihren Schutz, doch sind die Bestände rückläufig. Moderne Zoos machen den Artenschutz daher zu ihrer zentralen Mission.
Mit dem Projekt „Artenschutzzentrum Affenpark“ setzt der Zoo Krefeld seinen über 45 Jahre bestehenden Schwerpunkt der Haltung und Zucht von Menschenaffen fort. Voraussetzung ist die Teilnahme an den Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen der hoch bedrohten Primaten, die vom Europäischen Zooverband (EAZA) organisiert werden, dessen Mitglied der Zoo Krefeld seit vier Jahrzehnten ist. Dabei sollen Gruppen der drei Menschenaffenarten Westlicher Flachland-Gorilla, Westafrikanischer Schimpanse und Borneo Orang-Utan gehalten werden, die auch im ehemaligen Affentropenhaus erfolgreich gehalten und gezüchtet wurden. Diese Erhaltungszucht hat zum Ziel, gefährdeter Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren.
Zukünftig möchte der Krefelder Zoo in dem Haus eine neue Gruppe Schimpansen aufbauen, die Gründertiere sollen die beiden Schimpansen Bally und Limbo sein, die den Brand überlebten. Des Weiteren sollen pubertäre männliche Gorillas, die aus der Zuchtgruppe abwandern (Junggesellengruppe), mit Schopfmangaben vergesellschaftet werden. „Wir hatten beim Europäischen Zooverband (EAZA) nachgefragt, welche Affenart besonders bedroht ist. Danach haben wir entschieden, welche dritte Affenart wir im neuen Affenhaus ansiedeln, damit wir einen weiteren Beitrag zum Artenschutz leisten können“, so Schwinn. Die Entscheidung fiel schließlich auf Schopfmangaben.
Das neue Affenhaus im Krefelder Zoo könnte schon im Frühjahr 2025 eröffnen
„Aktuell halten wir sowohl den Zeitplan als auch den Kostenplan ein“, freut sich Schwinn. Sollte das Bauvorhaben weiterhin so gut voranschreiten, dann wird das neue Affenhaus schon im Frühjahr 2025 eröffnen. Bei der Gestaltung des neuen Affenhauses habe sich der Zoo an den Bedürfnissen der Tiere orientiert, sagt Schwinn. Die drei Affenarten werden im neuen Haus künftig einen Naturboden aus Erde haben, welcher sich positiv auf die Gesundheit der Tiere auswirkt. Große Oberlichter und Fenster zu den Seiten sollen den Tieren nicht nur viel Tageslicht spenden, sondern ihnen auch ermöglichen zu verfolgen, was in den Bäumen um sie herum passiert. Die Außenanlagen verfügen zudem über zahlreiche Kletter- und Hangelmöglichkeiten.
Erstmals werden im neuen Affenhaus zudem verschiedene Trainingsgehege für Besucher einsehbar sein. Dort führen die Pfleger mit den Schimpansen und den Gorillas ein medizinisches Training durch. Das dient vor allem dazu, den Gesundheitszustand der Tiere stressfrei überwachen zu können. Besucher können dabei den Herzschlag der Tiere hören oder bekommen das EKG angezeigt. „Zukünftig können wir in unserem neuen Affenhaus Pfleger aus anderen zoologischen Gärten für das Tiertraining ausbilden“, sagt Schwinn.
Doch das neue Affenhaus ist nur der erste Schritt für das neue Artenschutzzentrum Affenpark, das der Zoo bis 2030 verwirklichen möchte. In einem weiteren Bauabschnitt soll ein neues Orang-Utan-Haus entstehen – inklusive mehrerer Außengehege. „Dazu haben wir von der Stadt eine Fläche von rund 4000 Quadratmetern vom benachbarten Grotenburgstadion zugesprochen bekommen. Die Fläche, die wir zur Verfügung gestellt bekommen, war früher ein Trainingsplatz und ein Teil des Parkplatzes“, so Schwinn. In einem dritten Bauabschnitt soll zudem noch ein weiteres Schimpansenhaus für die anwachsende Gruppe erbaut werden.