Kevelaer. Am Samstag ist es so weit: In Kevelaer steigt das K-Vibez. Was Skateboard-Fans bei dem Event erwartet und welcher Star aufs Brett steigen wird.

Das Skateboard rollt geschmeidig die Rampe herunter, wird immer schneller und… hebt ab, dreht sich in der Luft – wie genau, kann der laienhafte Blick kaum verfolgen – und landet mit einem lauten Rums wieder auf dem Boden. Thomas Meyer schaut stolz auf. „Das ist der Fakie 360 Flip“, erklärt er, „einer meiner Favoriten.“ Und nicht gerade einer der leichtesten Tricks! Wobei, das muss er zugeben, er selbst überrascht ist, dass es sofort beim ersten Mal geklappt hat. „Ich stand vier Wochen nicht auf dem Brett“, sagt er. Es gab einfach zu viel zu tun! Denn am Samstag, 26. August, ist es so weit: Das zweite K-Vibez steht an. Und dieses Mal wird’s noch größer, spektakulärer, bunter, lauter. Ja, dass er mal ein Skateboard-Festival organisieren würde, hätte er damals wohl kaum ahnen können…

„Ich bin ein Skater der 90er Jahre“, sagt der 44-Jährige. Auf dem Brett zu stehen, das war sein Hobby, klar, aber irgendwie war es auch mehr als das. „Skateboarden war mein Leben.“ 15 Jahre lang war er aktiv, schaffte es bis zur deutschen Meisterschaft, doch dann, wie es so oft ist, kam ihm das Berufsleben dazwischen. Er machte sich selbstständig, wobei ihn das Thema auch dabei nie ganz losließ. „Ich führe einen Online-Handel für Skateboard- und Hip Hop-Klamotten“, sagt er. Zeit zum Skaten blieb aber trotzdem nicht. Lange lag das Brett im Keller, bis seine Tochter mit zwölf Jahren sagte: „Papa, kann ich dein Skateboard mal ausprobieren?“ Klar! „Man wünscht sich ja, sein Talent weitergeben zu können.“ Deshalb verriet er ihr nicht nur Tipps, sondern rollte auch selbst wieder los.

Wie Fahrradfahren

Ein super Gefühl war das, erinnert sich Thomas Meyer. „Das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht!“ Und doch merkte er einen Unterschied zu früher: „Ich habe mehr Angst mich zu verletzen.“ Denn das kann er sich als Selbstständiger mit Familie nun wirklich nicht leisten. Aber – toi, toi, toi, dass es auch so bleibt – gebrochen oder gerissen hat er sich bislang noch nie etwas. Dafür ist die Leidenschaft fürs Skateboarden wieder aufgeflammt! Umso größer war auch die Freude darüber, dass die Stadt Kevelaer im Jahr 2021 einen nigelnagelneuen Skatepark bauen ließ. Endlich. Denn dafür hatte er sich schon in den 90er Jahren eingesetzt. „Wir waren früher immer am Bahnhof und haben die Stufen kaputt gemacht“, weiß er, „aber wir waren sonst einfach nirgendwo geduldet.“

Thomas Meyer war schon in den 90ern ein Skater – und ist es heute immer noch.
Thomas Meyer war schon in den 90ern ein Skater – und ist es heute immer noch. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Das ist jetzt anders. Hier im Skatepark, der sich mit seinen Rampen durchaus sehen lassen kann, dürfen alle nach Herzenslust rollen. Deshalb kamen der Kevelaerer und seine Kollegen – die er noch von früher kannte – übrigens auch auf den Namen „Lass rollen“, als sie sich gemeinsam überlegten, dass es zum Park doch auch einen Verein bräuchte! Allerdings, das stellte sich schnell heraus, „ist ein Verein wie eine Firma zu führen“, sagt er. Also ganz schön viel Arbeit. Deshalb schlossen sie sich lieber dem größten Verein der Stadt, dem Kevelaerer Sport Verein (KSV), als Abteilung an und starteten schon bald mit dem Training. Nun ist Skateboarden ja nicht wie Fußballspielen, „es gibt keine Trainerscheine oder so“, hält er fest, „man kann Sachen erklären und dann nur noch Hilfestellungen geben.“

Olympische Disziplin

Ob das überhaupt angenommen wird? Ja! Und wie! Über 20 Kinder hätten sie sich schon gefreut, „am Ende waren fast 70 da“, erinnert sich Thomas Meyer. Das war natürlich auch der Hype zu Beginn, aber selbst jetzt noch, zwei Jahre später, kommen zum Training am Samstagmorgen um 10 Uhr immer viele, die weiter an ihren Tricks arbeiten oder aber sich erstmals aufs Brett stellen möchten. Angst vorm Hinfallen haben dabei die wenigsten, „eher davor, ausgelacht zu werden“. Aber keine Sorge, das passiert nicht! „Skater sind sehr cool“, das schon, „aber auch sehr freundschaftlich.“ Dieser Zusammenhalt ist es auch, der ihn schon damals fasziniert hat und den er nun an die nächste Generation weitergeben möchte. Und um noch mehr Menschen fürs Skateboarden zu begeistern, entstand die Idee zu K-Vibez.

Im vergangenen Jahr haben Streetartists nicht nur die Wand, sondern auch ein Auto besprüht – das für einen guten Zweck versteigert wurde. Die Aktion soll sich in diesem Jahr wiederholen.
Im vergangenen Jahr haben Streetartists nicht nur die Wand, sondern auch ein Auto besprüht – das für einen guten Zweck versteigert wurde. Die Aktion soll sich in diesem Jahr wiederholen. © Unbekannt | Thomas Meyer

„Das erste Event kam mega an“, hält Thomas Meyer fest. Deshalb soll die zweite Veranstaltung nun noch mehr zu bieten haben. Dabei geht’s wieder ums Skateboarden, klar, sogar Profis kommen zu den Contests. Wie viele genau, kann er zwar noch nicht sagen. Mit dabei ist aber auf jeden Fall Candy Jacobs, die zu den Olympischen Spielen nach Tokio reiste. Denn tatsächlich, seit 2021 gilt Skateboarding als olympisch… Doch bei K-Vibez heißt es nicht nur „Lass rollen“! Der 44-Jährige zeigt auf die Graffiti an den Rampen. „Das gehört irgendwie dazu.“ Deshalb kommen zum Festival professionelle Sprüherinnen und Sprüher, die sich an der riesigen Wand der angrenzenden Turnhalle kreativ austoben können. Und damit dabei die richtige Stimmung aufkommt, gibt’s auf zwei Bühnen Hip Hop zu sehen und zu hören.

Ja, wenn der „Skater der 90er Jahre“ vom Festival erzählt, dann ist ihm seine Vorfreude deutlich anzumerken. Dafür nimmt er gern all den Stress auf sich, auch wenn er dafür ein paar Wochen mal nicht auf dem Brett stehen konnte. Aber zum Glück klappt’s ja noch, selbst mit den kniffligsten Sprüngen.

>>> K-Vibez in Kevelaer

Das Festival K-Vibez startet am Samstag, 26. August, um 10 Uhr am Skatepark, Kroatenstraße 87 in Kevelaer. Die Skateboard-Abteilung des KSV „Lass rollen“ organisiert die Veranstaltung ehrenamtlich, sodass der Eintritt für alle frei ist.

Natürlich geht’s hauptsächlich ums Skateboarding. In den Wettbewerben messen sich Teilnehmende zwischen zehn und 50 Jahren aus verschiedenen Ländern in den Kategorien Kinder, Frauen und Erwachsene.

Außerdem treten auf dem angrenzenden Spielfeld verschiedene Mannschaften im Streetball, „der ursprünglichsten Form des Basketballs“ wie es heißt, gegeneinander an. An der Turnhalle können Interessierte den Streetartists dabei zuschauen, wie sie die Graffiti an die Wand sprühen.

Auf zwei Bühnen sorgen DJs, Rapper sowie Tänzerinnen und Tänzer für Unterhaltung. Zudem gibt’s viele Stände, um sich etwas zu trinken oder zu essen – oder auch um Skateboards oder Zubehör – kaufen zu können. Weitere Infos: www.kvibez.de